„Christina Aguilera als sexy Schulmädchen, die 30-jährige Kate Moss in Mädchenkleidung, Tangas für Zehnjährige – die Botschaft der Produkte lautet für Mädchen: Sehenswert sein, heißt sexy sein. Und sexy sein, bedeutet ebenso, in Größe ‚0‘ zu passen, die Kindergröße 152, eigentlich für Zwölfjährige.“ So umschreibt die „Welt“-Autorin Shila Behjat die verkehrte Welt der Sexualisierung von Frauen in den Medien.
Wenn sich täglich die perfekt gestylten Models und Sängerinnen in einem nahezu unerreichbar unnatürlich-perfekten Körpern auf dem Bildschirm räkeln, glauben viele Mädchen, ebenfalls diesem Bild entsprechen zu müssen.
Mangelndes Selbstwertgefühl ist die Folge
„Sexualisierung“ bedeute dabei, „dass der Wert oder die Beliebtheit einer Person ausschließlich auf ihrem oder seinem Sex-Appeal oder dem Sexualverhalten beruhe. Andere Eigenschaften werden dagegen völlig ausgeblendet oder bewusst als nicht entscheidend dargestellt“, schreibt die „Welt“ unter dem Titel „Wie Sex im Fernsehen Mädchen in die Magersucht treibt“.
Ein mangelndes Selbstwertgefühl und ein negatives Bild von sich selbst sei die Folge – und oftmals der Beginn tiefer gehender, gesundheitlicher Probleme. Jedes zehnte Mädchen in Deutschland leidet unter Essstörungen. Das Durchschnittsalter liegt bei 15 Jahren.
Forscher der amerikanischen Psychologie-Vereinigung (APO) stellten fest: die Sexualisierung hat durch das Internet zugenommen, und die Medien haben sich insgesamt vervielfältigt. Erstmals zeigten sie die Auswirkungen dieser Sexualisierung auf die Gesundheit von Mädchen auf. Sie analysierten bestehende Untersuchungen zu den Inhalten aus Fernsehen, Musik, Videos, Songtexten, Illustrierten, Filmen, Videospielen und dem Internet. Außerdem untersuchten sie aktuelle Werbkampagnen auf die verstärkt sexuelle Darstellung von Mädchen und jungen Frauen. Parallel dazu beobachteten sie die Mädchen, die diese Medien konsumierten.
Mädchen suchen Orientierung, nicht nur Unterhaltung
Mädchen suchten in den Medien nicht nur Unterhaltung, sondern vor allem Orientierung, hieß in ihrem Bericht. „Wir haben eine Vielzahl von Beweisen dafür, dass diese Sexualisierung von Mädchen heute negative Auswirkungen in den verschiedensten Bereichen verursacht. Dazu gehört die kognitive Funktion, die geistige und körperliche Gesundheit und die Entwicklung einer gesunden Sexualität“, sagte die Leiterin des Forscherteams, Eileen Zurbriggen, von der Universität von Kalifornien, gegenüber BBC.
Sie forderte, dass diese Bilder ersetzt würden durch Bilder, die Mädchen in ihrer Einzigartigkeit und mit ihren individuellen Fähigkeiten zeigten. Einen großen Einfluss übten auch Freunde, Geschwister und Eltern auf die Mädchen aus. Auch sie seien der Medienflut ausgesetzt und daher sei auch ihr Bild von der Realität oft bereits verzerrt, warnen die Forscher. Doch besonders an Eltern appellierten sie, ihre wichtige Rolle beim Medienkonsum ihrer Töchter wahrzunehmen.
Auch die Gesellschaft solle sich wieder mehr ihrer Verantwortung bewusst werden, fordert Zurbriggen. „Damit Mädchen Mädchen bleiben und auch so aussehen dürfen.“