Jugendliche für Zeitungslektüre begeistern

A l l e n s b a c h (PRO) - Im Informationszeitalter scheinen herkömmliche Medien wie Zeitungen und Bücher ausgedient zu haben. Längst wurden sie vom Fernsehen und Internet abgelöst - eine Tendenz, die sich schon seit Jahrzehnten beobachten lässt, nicht nur in Amerika. Aktuellen Umfragen des Allensbacher Institutes für Demoskopie zufolge lesen immer weniger junge Menschen Zeitung.
Von PRO

Nur 38 Prozent der 14- bis 29-Jährigen greifen zur Zeitung, wenn sie sich über ein bestimmtes Thema näher informieren möchten. Zur Jahrtausendwende galt dies noch für die Hälfte der Befragten, heißt es in einem Beitrag der Online-Ausgabe der „Frankfurter Rundschau“. Über das Fernsehen suchen sich 60,9 Prozent ihre Informationen. Das Internet steht mit 69,7 Prozent an der Spitze.

Zeitunglesen aufwerten

Aufgrund dieser Entwicklung fordert der Projektleiter am Allensbacher Institut für Demoskopie, Rüdiger Schulz, das Zeitungslesen wieder salonfähig zu machen: „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung, die Bedeutung der Zeitungslektüre wieder aufzuwerten. Das Leben gelingt mit regelmäßiger Zeitungslektüre besser.“ Für ihn sind die Qualitätszeitungen die Stützen der Demokratie. Wer nur das Internet nutze, schränke sein Blickfeld ein. „Beim Abruf konkreter Informationen leistet das Medium nützliche Dienste, aber das Verständnis von Zusammenhängen sowie die Fähigkeit, Pro und Contra abzuwägen, gehen verloren“, so Schulz.

Gründe für die rückläufige Zeitungslektüre nicht nur junger Menschen sieht der Sozialwissenschaftler im Zeitgeist: „Wir leben in einer ungeistigen Zeit.“ Da etwa Politik immer komplexer werde, „steigen viele Menschen einfach aus“. Deshalb sei es um so wichtiger, den „Mehrwehrt der Zeitungslektüre“ wieder herauszustellen. Denn „ein anregendes Lesemilieu im Elternhaus wirke sich außerordentlich positiv auf die berufliche Karriere aus“.

Doch gerade in Familien werde immer weniger Zeitung gelesen. Demzufolge komme besonders den Schulen eine Verantwortung zu. Die Zeitungen hätten ihre Möglichkeiten bereits weitgehend ausgeschöpft. „Pisa hat zwar alle erschüttert, aber konkrete Folgen gibt es nicht. Dabei zeigt sich deutlich: Das verstehende Lesen ist in Deutschland rückläufig. Es bedarf entsprechender Anstrengungen, die Zeitungslesekompetenz zu fördern.“

Mehr medienpädagogische Projekte

Schulz schlägt für die Lösung des Problems medienpädagogische Projekte vor. Zeitungsverlage und Schulen müssten mehr miteinander kooperieren, indem sie etwa Schulen über einen längeren Zeitraum Zeitungen zur Verfügung stellen. Zudem dürfe sich das Zeitungslesen nicht nur auf den Deutschunterricht beschränken. „Die Jugendlichen müssen dazu verführt werden, eine Tageszeitung in allen Teilen zu nutzen“, meint der Sozialwissenschaftler. Dies könne durchaus spielerisch geschehen, indem die Schüler beispielsweise täglich nach der wichtigsten und der unwichtigsten Meldung suchten. Zudem sei Zeitungslesen ein sinnliches Vergnügen, „weil man durch Bilder und Überschriften dazu verführt wird, sich mit Themen zu beschäftigen, die man als Suchbegriff nie eingegeben hätte“.

Kinder lesen wieder mehr Bücher

Immerhin ist die Lesebereitschaft unter den 6- bis 13-Jährigen gestiegen. Demnach greifen 49 Prozent dieser Altersgruppe mindestens einmal in der Woche zu einem Buch. Dies ergab eine aktuelle Untersuchung der Studienreihe KIM – Kinder und Medien – des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest. Besonders beliebt sind „Harry Potter“-Bücher, aber auch Tierbücher und die Mädchenbuchreihe „Hanni und Nanni“.

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