Studie: In Deutschland verzerrtes Bild von Computerspielern

M ü n c h e n (PRO) - In der Gesellschaft besteht das Klischee, dass Computer- und Videospieler Einzelgänger mit potentieller Gewaltneigung sind. Doch das Bild von Gamern in Deutschland ist völlig verzerrt. Dies zeigt eine groß angelegte Studie, die bei den Münchner Medientagen in der vergangenen Woche und in "Spiegel Online" vorgestellt wurde.
Von PRO

Das Vorurteil besagt: Ein Computerspielfan sei „ein müffelnder, blasser, pickeliger, kontaktscheuer Teenager männlichen Geschlechts, ungesund und leicht speckig um die Hüften von den vielen Kohlenhydraten“, heißt es in „Spiegel Online“.

Die auf repräsentativen Daten basierende Studie „Spielplatz Deutschland“ zeichnet ein vollkommen anderes und überraschendes Bild von Deutschlands Spielefans. Befragt wurden mehr als tausend Personen, alle über 14 Jahre alt. Die Werbeagentur „Jung von Matt/next“ hat zusammen mit dem Spiele-Publisher Electronic Arts und dem Spiegel-Online-Kooperationspartner „GEE“ demnach fünf Spieler-Typen ausfindig gemacht: Freizeit-, Intensiv-, Gewohnheits-, Denk- und Fantasiespieler.

Die Freizeit- und die Gewohnheitsspieler

Die Freizeitspieler stellen mit einem Anteil von über 50 Prozent die größte Gruppe dar. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 44 Jahren, die Hälfte von ihnen ist weiblichen Geschlechts. Der Freizeitspieler hat gewöhnlich eine Arbeitsstelle. Er spielt nur gelegentlich am Computer, und zwar Renn- und Sportspiele.

Die Gewohnheitsspieler sind mit 24 Prozent die zweitgrößte Gruppe. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 30 Jahren. Die Teilnehmer dieser Gruppe haben ein relativ hohes Einkommen, das sie auch gerne für Unterhaltungelektronik ausgeben. Sie lesen Zeitung, interessieren sich für Literatur und mögen gutes Essen, heißt es laut der Studie in „Spiegel Online“.

Der Intensivspieler

Die Intensivspieler machen mit fünf Prozent die kleinste Gruppe unter Deutschlands Spielern aus. Sie kommen dem in der Gesellschaft vorherrschenden Klischee eines Gamers am nächsten. Teilnehmer dieser Gruppe verbringen mehr Zeit als andere vor dem Computer oder der Konsole. Sie sind maximal 20 Jahre alt und befinden sich noch in der Ausbildung. Der Intensivspieler interessiert sich für alle Spielgenre, vom Shooter über das Strategiespiel bis hin zur Fußballsimulation. Laut der Studie lassen sich diese Spieler auch nicht von komplizierten Menüs und Benutzeroberflächen abschrecken. Doch sozial gestört ist der Intensivspieler entgegen dem Klischee nicht. Er spielt am liebsten mit anderen und „trifft“ sich mit Freunden im PC-Netzwerk. Ansonsten sind Intensivspieler ganz normale junge Menschen, die am Leben teilnehmen, ins Kino gehen und Sport treiben.

Die Fantasie- und Denkspieler

Weitere Gruppen sind die Fantasie- und Denkspieler. Zu den Fantasiespielern, die sechs Prozent ausmachen, gehören Menschen, die durch Videospiele schon mal der Realität entfliehen. Doch auch sie sind keine Einzelgänger, eher Familienmenschen. Über zwei Drittel dieser Spieler leben in einem Drei- oder Mehrpersonenhaushalt, ergab die Studie.

Die Denkspieler gehören mit elf Prozent zur drittgrößten Gruppe. Das Durchschnittsalter dieser Spieler liegt bei 38 Jahren. Denkspieler sind Menschen, die durch das Spielen nicht in erster Linie entspannen möchten, sondern eher gefordert werden, sich mit dem Computer messen wollen. Denkspieler sind allerdings eher digitale Einzelkämpfer, so die Erhebung.

Trend: Computerspielen

Die Studie lasse im Grunde nur einen Schluss zu, heißt es in „Spiegel Online“ weiter: „Die gesellschaftliche Sicht auf das Phänomen Computer- und Videospiel in diesem Land ist auf geradezu absurde Weise verengt. Die öffentliche Debatte wird beherrscht vom Klischee der vergleichsweise kleinen Gruppe der Intensivspieler – und auch die werden meistens verzerrend als antisoziale Einzelgänger mit Gewaltneigung dargestellt.“ Das Spielen an Computer und Konsole ist in Deutschland sehr verbreitet und zieht sich durch fast alle Alters- und Gesellschaftsschichten.

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