Es ist nicht nur die RTL-Dokusendung „Super Nanny“, die Kinder zeigt, denen nur noch schwer zu helfen ist. Da schreit etwa der fünfjährige Gianluca seine Mutter an: „Ich schlag‘ einfach weiter, bis jemand stirbt.“ Er tobt wie wild, haut um sich, ist nicht zu bändigen. Seine Mutter ist verzweifelt, hofft auf Katharina Saalfrank. Doch auch die ist machtlos, wird selbst Opfer des kleinen Jungen, der noch nicht mal zur Schule geht, dafür aber die schlimmsten Schimpfwörter schon gelernt hat.
„Nach einer Stunde Kinderzimmerterror konnte man endlich ausschalten und froh sein, sich nicht mit so was herumschlagen zu müssen. Kinder? Um Himmels willen!“, schreibt Autor Schader in der aktuellen Ausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ denn auch als erstes Fazit.
Kinder als Abschreckung
Seiner Beobachtung nach wird uns im Fernsehen ein Typ Kind vorgeführt, der Paare mehr abschreckt als ermutigt, eigene Kinder in die Welt zu setzen. Fast ausschließlich werden Kinder und Familien in Extremsituationen gezeigt. „In den Nachrichten sieht man sie als leidende Kriegsopfer oder wenn sie bei Pisa gepatzt haben, in Reportage-Magazinen wie ‚ZDF.reporter‘, wenn von der ‚Schuldenfalle Handy‘ die Rede ist oder auf dem Schulhof die Gewalt eskaliert.“
In der ZDF-Reihe „S.O.S. Schule – Hilferuf aus dem Klassenzimmer“ wurden Hauptschüler gezeigt, die Lehrer anpöbelten und dauerschwänzen. Selbst bei einer Sendung wie „Zuhause im Glück“ auf RTL2, in der Familien die Wohnung neu eingerichtet wird, sind Kinder die Ursache dafür, dass das Fernsehen eingreifen müsse, so der „FAS“-Autor. „Alleine hätten sich die Eltern die Renovierung nicht leisten können. Der Zuschauer lernt, Kinder machen nicht nur Probleme, sondern auch arm.“
Unrealistisches Familienbild im TV
Seine Beobachtungen passen zu einer Studie des Adolf-Grimme-Instituts, in der das Familienbild im Fernsehen analysiert wurde (wir berichteten): „In den Medien kommen Familien mit Kindern kaum noch vor: das vorherrschende Lebensmodell der Serien, Krimis und Fernsehfilme ist das großstädtische Singledasein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Adolf-Grimme-Instituts im Auftrag des Bundesfamilienministeriums, die das Bild der Familie in Filmen, Serien oder Dokumentationen im deutschen Fernsehen untersucht hat. Die klassische Kleinfamilie mit zwei Kindern erscheint demnach in den Medien praktisch gar nicht. Das Familienbild im Fernsehen wird stattdessen geprägt von weitverzweigten Großfamilien in den Serien, von allein erziehenden und ‚multi-tasking-begabten‘ allein erziehenden Frauen im Fernsehfilm und von melancholischen ‚einsamen Wölfen und Wölfinnen‘ im Krimi. Bis zu Dreiviertel aller Protagonisten in den fiktionalen Formaten sind kinderlos.“
Nicht nur die Ergebnisse der Grimme-Studie, auch die Detailbeobachtungen des „FAS“-Autors lassen Schader einen Satz von SAT.1-Moderatorin Barbara Eligmann als berechtigtes Fazit zitieren: „Wenn man solche Eindrücke bündelt, kann das bisweilen sicher empfängnisverhütend wirken.“ Denn wer will schon freiwillig schreiende, gewalttätige und unkontrollierbare Kinder in die Welt setzen?