Der 75-Jährige litt seit längerem an einer schweren Krankheit. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt am 1. Juli 2004 wurde er zwei Mal operiert. Rau hinterlässt seine Frau Christina und drei Kinder – Anna Christina, Philip Immanuel und Laura Helene.
Rau wurde 1931 in Wuppertal-Barmen geboren. Sein Vater war Kaufmann und evangelischer Laienprediger. Er wurde zum Verlagskaufmann ausgebildet und arbeitete zunächst als Journalist. 1952 trat er in die Gesamtdeutsche Volkspartei des späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann ein. 1957 wechselte er zur SPD. Heinemann war der Großvater von Raus Frau Christina, mit der der Politiker seit 1982 verheiratet war.
1978 wurde Rau zum Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen gewählt. Der langjährige stellvertretende SPD-Vorsitzende trat 1987 als Kanzlerkandidat an. 1994 kandidierte er erstmals für das Amt des Bundespräsidenten, scheiterte jedoch gegen Roman Herzog (CDU). Rau war fast 50 Jahre lang aktiv für die Politik und die Kirche. Der als bibelfest geltende Politiker war bekannt für sein Motto „Versöhnen statt Spalten“.
Großer Israel-Freund
Rau hatte eine besonders tiefe Beziehung zu Israel. So oft wie kein anderer deutscher Politiker besuchte er das heilige Land und die palästinensischen Autonomiegebiete.
Als erster deutscher Politiker sprach er am 16. Februar 2000 vor der israelischen Knesset. In seiner Rede bat er um Vergebung für die Gräueltaten der deutschen Nazis: „Im Angesicht des Volkes Israel verneige ich mich in Demut vor den Ermordeten, die keine Gräber haben, an denen ich sie um Vergebung bitten könnte.“
Engagierter evangelischer Christ
Rau war viel in der evangelischen Kirche engagiert. Er gehörte zu den populärsten deutschen Politikern und war bekannt für seine christlichen Überzeugungen.
Erst kürzlich erschien im Hänssler-Verlag (Holzgerlingen) zum 75. Geburtstag des Politikers das Buch „… weil ich gehalten werde. Johannes Rau, Politiker und Christ„. Darin schreiben zahlreiche Persönlichkeiten aus Medien, Politik, Kirche und Gesellschaft über Begegnungen mit Johannes Rau, unter anderen der Unternehmer und Christ Heinz-Horst Deichmann. Er schreibt:
„Bei Geburtstagen freuten Sie sich am häuslichen Gesang guter alter und neuer Kirchenlieder. Ich vergesse nicht, wie Sie einmal bei einem Besuch bei uns sich gewünscht haben, Lied Nr. 37 der ‚Geistlichen Lieder‘ zu singen, in das Sie mit vernehmlicher Stimme eingestimmt haben: ‚Stark ist meines Jesu Hand, und Er wird mich ewig fassen. Hat zu viel an mich gewandt, um mich wieder loszulassen. Mein Erbarmer lässt mich nicht; das ist meine Zuversicht.‚
Werden wir unsere Geburtstage feiern können? Gott weiß es. ‚In der Welt habt ihr Angst – aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.‚ (Joh. 16.33) ‚Amen, ja, komm, Herr Jesus!‚ (Offb. 22,20)“