Kirchen und Politiker kritisieren Schröder

W e t z l a r (KEP) - Die Forderung von Bundeskanzler Gerhard Schröder, den Embryonenschutz bei der Stammzellforschung zu lockern, ist auf Ablehnung gestoßen. Kirchen und Politiker sprachen sich vehement gegen die Verwendung embryonaler Stammzellen in Forschung und Medizin aus.
Von PRO

Schröder forderte in seiner Rede bei der Entgegennahme der Ehrendoktorwürde in Göttingen, Deutschland dürfe in der Genforschung nicht den Anschluss verpassen. Dann wären wir von der Mitsprache über die Nutzung und der Kontrolle der Verfahren ausgeschlossen."

Schröder vernachlässige die Frage, ob der Preis zur Erreichung hoher Ziele wie Heilung ethisch vertretbar sei, sagte der Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth. Auch wer die Bedenken der Kirchen gegen die Embryonenforschung nicht teile und sich für die Ethik des Heilens und Helfens stark mache, dürfe sich der Frage nach der ethischen Vertretbarkeit der eingesetzten Mittel nicht entziehen, sagte Barth. Die entscheidende Prüffrage sei: Welchen Preis dürfen wir bezahlen, welchen Preis wollen wir bezahlen?, unterstrich der evangelische Theologe, der dem Nationalen Ethikrat angehört.

Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz forderte, es müsse beim Verbot verbrauchender Embryonenforschung bleiben."Unantastbare Menschenwürde und Lebensrecht kommen jedem Embryo vom Zeitpunkt der Befruchtung an zu", erklärte der Sekretär der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer. Das Verbot schütze jeden Menschen von seinem Anfang bis zu seinem Ende und schließe jede Instrumentalisierung menschlichen Lebens aus. Für die Gewinnung embryonaler Stammzellen zu Forschungszwecken müssen die Embryos getötet werden.

Den Ängsten und Bedenken aus christlichen oder ethischen Motiven stellte Schröder seine persönliche Überzeugung entgegen: Er halte es für den falschen Weg, sich den Chancen des wissenschaftlichen Fortschritts zu verschließen, nur weil es Risiken gebe. Solange es die Chance gebe, Krankheiten zu bekämpfen, die heute noch unheilbar sind, "haben wir die Pflicht, diese Forschung zu nutzen".

Kritik von CDU und Grünen

Die Bundestagsfraktionsvorsitzende der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, und der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Gentechnik, Reinhard Loske, erklärten, Menschenwürde und Menschenrechte hätten Vorrang vor Forschungs- und Verwertungsinteressen. Menschliche Eizellen seien keine Waren. "Eine Forschung, die Frauen zu Eizellproduzentinnen und Embryonen zum Rohstoff degradiert, ist ethisch nicht zu verantworten." Mit den Grünen werde es keinen Richtungswechsel in der Biopolitik geben, versicherten Loske und Göring-Eckardt, die auch der EKD-Synode angehört.

Der Bundestagsabgeordnete Thomas Rachel, Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU in Berlin, betonte, das Embryonenschutzgesetz dürfe nicht in Frage gestellt werden.

Im Gegensatz zu vielen anderen Nationen hat Deutschland die Erzeugung embryonaler Stammzellen verboten und die Forschung nur an importierten embryonalen Stammzellen erlaubt. Unter zahlreichen deutschen Wissenschaftlern ist der Unmut angesichts der weltweiten Forschungserfolge größer geworden, da sie einst bei der embryonalen Stammzellenforschung führend waren. Jetzt fühlen sie sich durch die gesetzlichen Regelungen vom Fortschritt abgekoppelt.

Einen Überblick über den internationalen Stand der Forschung mit Stammzellen gibt das Magazin National Geographic Deutschland in seiner Juli-Ausgabe.

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