Eine Studie der Universität Tel Aviv hat einen direkten Zusammenhang zwischen Smartphone-Abhängigkeit und Anzeichen für Stress hergestellt. Demnach kann die „Furcht etwas zu verpassen“ (Fear Of Missing Out, FOMO) bei Nutzern erhebliche körperliche Symptome hervorrufen. Bisher war nie ganz klar, ob Mediensüchtige bei Entzug ihres Handys wirklich Schmerzen empfinden.
Untersucht wurde eine Gruppe von 600 Personen, im Alter von 18 bis 35 Jahren. Durch die krampfhafte Fixierung auf Meldungen und Neuigkeiten über soziale Netzwerke und Nachrichtenportale stellten die Wissenschaftler bei den Probanden Zähneknirschen, Kieferschmerzen und Schlafstörungen fest. Pessia Friedmann-Rubin von der zahnmedizinischen Schule der Universität Tel Aviv resümiert laut der Onlinezeitung „Times of Israel“: „Handys verursachen bei vielen Personen Stress. Wir sehen nun die körperlichen Manifestationen davon.“
Die Forscherin und ihr Team machten sich für ihre Studie einen einzigartigen Umstand aus der israelischen Gesellschaft zunutze: Viele ultra-orthodoxe Juden meiden nämlich bewusst gewisse Apps oder Social-Media-Kanäle auf ihren Mobilgeräten. Sie legen sich auf Rat ihrer Rabbiner gewissermaßen koschere Handys zu. Dadurch gibt es eine klare Vergleichsgruppe gegenüber den säkularen Israelis.
Deutliche Unterschiede
Als Ergebnis finden sich etwa unter „normalen“ Nutzern 29 Prozent mit anhaltenden Schmerzen der Kiefermuskulatur, während bei den ultra-orthodoxen Juden nur 14 Prozent von diesen Schmerzen geplagt sind. Ein ähnlich großer Unterschied besteht bei dem Auftreten von Schlafstörungen: 54 Prozent der regulären Nutzer klagen über Schlafprobleme, dem stehen 20 Prozent bei den ultra-orthodoxen Smartphone-Nutzern gegenüber. Zudem tritt unter den Ultra-Orthodoxen viel seltener ängstliches oder besorgtes Verhalten auf als unter den anderen Nutzern.
Das Forscherteam wollte jedoch auch ausschließen, dass dieser Unterschied anderweitig durch die generellen kulturellen Unterschiede zwischen säkularen und ultra-orthodoxen Juden verursacht wird. Doch auch bei Berücksichtigung dieser Faktoren gelte: Je mehr jemand sein Mobilgerät nutze, desto mehr treten Symptome wie Zähneknirschen, Kieferschmerzen und Schlafstörungen auf, sagte Friedmann-Rubin. Sie sei nicht gegen den technologischen Fortschritt, doch wie in anderen Lebensbereichen habe eine exzessive Nutzung eben negative Folgen.
Von: Jonathan Schradi