O’Bros in Stuttgart: Ist das noch Konzert oder schon Gottesdienst?

Vor wenigen Wochen haben die O’Bros ihr fünftes Album veröffentlicht. In Stuttgart feierten die Brüder Alex und Maxi Oberschelp ihr Release-Konzert. Dabei stellten sie einen Rekord auf – und hatten eine Überraschung für ihre Fans parat.
Von Martin Schlorke
O'Bros Konzert

Da dürfte sich so mancher VfB-Fan die Augen gerieben haben. Es ist Freitag, 18:30 Uhr. Tausende Fans des VfB Stuttgart pilgern in leichtem Nieselregen in Richtung MHP-Arena. Zwischen den tausenden weißen Trikots der Stuttgarter verlieren sich auch wenige blau-rote Farbtupfer der Gästefans aus Heidenheim. Es ist Derbyzeit. Soweit nicht ungewöhnlich. Doch je näher die MHP-Arena kommt, desto mehr Verwunderung löst ein weiteres Dress bei den Stuttgart-Anhängern aus: Immer mehr schwarze Trikots mit einer in rosa gehaltenen Rückennummer sieben tauchen auf. Doch anstelle eines Spielernamens findet sich unter der Trikotnummer der Schriftzug: „to be honest“ („um ehrlich zu sein“).

Zur Beruhigung einiger VfB-Fans biegen die jungen Leute mit den schwarzen Trikots jedoch kurz vor der Heimstätte der Stuttgarter nach links ab und steuern die Porsche-Arena an. Ihr Ziel: Das Release-Konzert der christlichen Rapper Alex und Maxi Oberschelp anlässlich ihres fünften Albums: „To be honest“. Mit diesem landeten die Musiker Anfang April auf Platz eins der „Offiziellen Deutschen Charts“.

Und wie in den vorherigen Alben begeistert das Brüderpaar ihre Fans mit starken Beats und der Botschaft des Evangeliums: „Am Kreuz wurde Liebe von nem Nomen zum Verb.“ Persönliche Rückschläge, Gottvertrauen, Vergänglichkeit und die Heilsgewissheit in Jesus: Die O’Bros avancieren mit ihrem neuen Album zum modernen Paul Gerhardt – in Rapform. Kein glatter, bedeutungsschwangerer Lobpreis. Die Lieder der Brüder sind zweifelnd und schmerzhaft, aber haben ebenso die Perspektive auf einen allmächtigen und liebenden Gott, der es gut mit den Menschen meint.

Hiphop, Psalmen und Gebet

Und genau das vermitteln die Brüder ihren Fans in der ausverkauften und rund 7.500 Menschen fassenden Stuttgarter Porsche-Arena. Damit dürfte es eines der größten christlichen Einzelkonzerte sein, das bisher in Deutschland stattgefunden hat. Immer wieder teilen die beiden Musiker während des Konzerts eigene Glaubenszeugnisse – ganz nach dem Titel des Albums „To be honest“. Etwa, wenn Maxi von Mobbingerfahrungen aus seiner Schulzeit berichtet: „Das war so demütigend. Das geht mir auch heute noch nahe.“ Doch mittlerweile sei er dankbar, dass er als Schüler nicht aufgegeben habe und Gott ihn nicht allein ließ. Den Fans wolle er Mut machen. „Vielleicht hast du auch Ängste, bist verzweifelt, hast Beziehungskrisen oder Depressionen.“ Doch es lohne sich, den Weg mit Gott weiterzugehen. Gott habe immer etwas für uns parat und könne aus allem etwas Gutes machen.

Und auch sein Bruder Alex sprach über Ängste und Zweifel im Vorfeld des Konzerts. Doch wenn diese sich wie Goliath auftürmten, könne man ehrlich zu Gott sein und seine Ängste mit ihm teilen. Gott „hat kein Interesse an deinem unehrlichen Ich“. Das Gegenteil sei der Fall.

Mehr als zwei Stunden sangen, predigten und beteten die O’Bros gemeinsam mit ihren rund 7.500, meist jungen Fans. Umrahmt von einer beeindruckenden Inszenierung aus Feuer, Lichteffekten und Explosionen. Und auch einen kleinen Seitenhieb auf die deutsche Rap-Größe Shirin Davids, die keine 200 Meter Luftlinie entfernt in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle ein Konzert spielte, konnten sich die Brüder nicht verkneifen. Unter großem Jubel ihrer Fans spielten sie die virale Textzeile „Iced Matcha Latte, zu spät beim Pilates“ von Davids Lied „Bauch Beine Po“ an, um dann einen eigenen Song weiterzusingen. In einem anderen Lied ihres Albums heißt es: „Deutsch-Rap ist so toxisch, haben vergessen, wer Gott ist“.

Doch an dem Abend ging es nicht um Abgrenzung oder Feindbilder. Laut Alex stehe vielmehr im Mittelpunkt, „was für eine liebevolle Strahlkraft wir als Christen in diesem Land strahlen lassen können.“ Christen könnten mit der Botschaft Gottes die Herzen der Menschen verändern. Deswegen ist es kaum verwunderlich, dass die Brüder neben den zwei Release-Konzerten in Stuttgart und Berlin am Freitagabend noch eine Überraschung für ihre Fans ankündigten: Von September bis November gehen die O’Bros auf Tour.

„Spät am Abend verschmolz der Menschenstrom erneut: Leise vor sich hinsingende O’Bros-Fans reihten sich ein zwischen ausgelassene Shirin-David-Konzertbesucher und enttäuschten VfB-Fans auf dem Weg zur Bahn.“

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