Verfolgten Christen droht Abschiebung nach Afghanistan

Donald Trumps strenge Asylpolitik hat Auswirkungen auf afghanische Christen. Eine Kirche in North Carolina warnt vor Abschiebungen und appelliert an die Regierung: Ihre Glaubensgeschwister müssten in ihrer Heimat Tod und Folter fürchten.
Von Anna Lutz
Trump vor der St. John's Episcopal Church während der Black-Lives-Matter-Proteste

Mitglieder einer Kirche im US-Bundesstaat North Carolina appellieren laut einem Bericht der Zeitung „Christian Post“ an den amerikanischen Präsidenten Donald Trump, Glaubensgeschwister aus Afghanistan nicht abzuschieben. Konkret seien davon zwei Dutzend Christen aus ihren Reihen betroffen. Behörden hätten sie aufgefordert, das Land umgehend zu verlassen, noch bevor es überhaupt eine erneute gerichtliche Anhörung ihrer Fälle gegeben habe. 

Julie Tisdale ist Mitglied der „Kirche der Apostel“ in der Stadt Raleigh. Sie berichtet laut „Christian Post“: Afghanische Christen, die ihre Kirche besuchen, seien bereits vor Wochen per E-Mail dazu aufgefordert worden, das Land innerhalb von sieben Tagen zu verlassen. Die Geflüchteten befänden sich seit dem Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan im Jahr 2021 in den Vereinigten Staaten. Seitdem ist Afghanistan unter Kontrolle der Taliban und Christen gelten dort als verfolgt und gefährdet. 

Tisdale erklärt über die afghanischen Christen in ihrer Gemeinde: „Ihre Reisen in die Vereinigten Staaten waren erschütternd, lang und schwierig, aber sie alle sind legal eingereist.“ Vor einigen Wochen habe die US-Heimatbehörde erklärt, dass der temporäre Schutzstatus tausender afghanischer Flüchtlinge im Land nicht verlängert werde. Abschiebungen könnten im Mai beginnen. Noch im Jahr 2022 hatte die damalige Administration unter Präsident Joe Biden afghanischen Christen Schutz gewährt.

Auch Bischofskonferenz warnt

Es ist nicht das erste Mal, dass Christen in den USA Abschiebungen beklagen, seit Donald Trump wieder Präsident wurde. Wie die US-Bischofskonferenz laut „Domradio“ Anfang April mitteilte, ist jeder fünfte Katholik und jeder zwölfte Christ in den Vereinigten Staaten entweder selbst von Abschiebung bedroht oder wohnt in einem Haushalt mit jemandem, der abgeschoben wird.

Damit sind mehr als zehn Millionen christliche Einwanderer in den USA von Abschiebung bedroht, darunter auch jene, die bisher befristeten Schutz genossen, wie die Glaubengeschwister von Tisdale. 80 Prozent der von Abschiebung bedrohten Einwanderer bezeichnen sich demnach als Christen, 61 Prozent davon sind Katholiken und 13 Prozent evangelikale Christen.

Und in Deutschland?

Auch in Deutschland gibt es seit August des vergangenen Jahres erstmals wieder Abschiebungen nach Afghanistan. Dabei handelt es sich bisher aber ausnahmslos um Straftäter, die kein Bleiberecht in Deutschland haben. Organisationen wie Amnesty International oder Pro Asyl kritisieren die Praxis dennoch scharf. 

Grundsätzlich erhalten Christen aus Afghanistan, denen in ihrer Heimat Verfolgung droht, Schutz in Deutschland. Dazu müssen Sie ihre Not allerdings vor Behörden belegen. Kirchengemeinden, die geflüchtete Christen bei Behördengängen begleiten, und Menschenrechtsorganisationen kritisieren schon lange eine rigide Praxis bei Anhörungen und zunehmende Abschiebungsandrohungen auch von Christen, die ihre Verfolgungssituation nicht glaubhaft hätten machen können. 

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