Der Papst ist wieder in der Öffentlichkeit zu sehen. Nach seiner schweren Lungenentzündung, von der viele schon glaubten, sie würde ihn umbringen, bewegt er sich wieder durch den Vatikan und hält kurze Ansprachen wie jüngst vom Balkon seines Krankenhauses aus.
Was eigentlich ein Grund zur Freude sein könnte, wirkt aber auf viele „verstörend“ und ruft auch Kritik hervor, wie die Zeitung „Die Welt“ berichtet. Anlass waren Social-Media-Posts vom 10. April, die Franziskus zeigen, wie er im Rollstuhl sitzend, in einem weißen Hemd und mit einem Tuch über dem Oberkörper den Petersdom besucht. Der Papst ist kaum wiederzuerkennen, sein Gesicht ist aufgedunsen, er wirkt fahrig, benutz ein Sauerstoffgerät. Alt ist er geworden. Und krank. Ein Schicksal, das wohl den meisten von uns blüht.
Papst Franziskus besuchte den Petersdom überraschend. Es war das erste Mal, dass er ohne seine weiße päpstliches Soutane gesehen wurde.
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) April 11, 2025
🎥: @cruxstationalis pic.twitter.com/tE8VFZpfyA
Dass eine Medienöffentlichkeit Bilder wie die des gebrechlichen Papstes in ziviler Kleidung missmutig, gar bissig kommentiert, zeigt vor allem eines: Alter und Krankheit wollen nicht mehr recht zu dieser Gesellschaft passen. Zu sehr hat sie sich an die Idee gewöhnt, alles lenken und steuern zu können, sogar Leben und Tod. Und zu sehr hat sie es geschafft, Krankheit und das Ende des Lebens auszulagern. In Krankenhäuser, Seniorenheime, zu Bestattern und Palliativmedizinern.
Papst Franziskus zeigt sich zum ersten Mal seit langer Zeit am Fenster der Gemelli-Klinik. pic.twitter.com/20lS10xrJT
— Louis Berger (@ajournomento) March 23, 2025
Nun sieht eine Öffentlichkeit diesen einst so stark wirkenden Papst in seiner letzten Lebensphase. Und kann es nur schwer ertragen. Niemand weiß, wie geistesgegenwärtig und selbstbestimmt der Kirchenchef derzeit noch ist, aber man kann nur hoffen, dass er sich bewusst dazu entschieden hat, mit seinen jüngsten Auftritten eine für das Christentum so wichtige Botschaft in die Welt zu tragen: Altern, leiden und sogar sterben gehören zum Leben dazu. Das macht es nicht weniger würdevoll.
Das ist genau diese Botschaft, die unsere Welt braucht in Zeiten von Organspende- und Sterbehilfedebatten. In Zeiten, die vom Machtgerangel sich als unbesiegbar gerierender Männer wie Trump, Putin oder Xi geprägt sind. Sie lautet: Das Leben ist lebenswert, und zwar bis zum Ende. Schwäche und Krankheit machen es unbequemer, aber nicht wertloser. Das sollten mindestens diejenigen verinnerlichen, die einen Mann anbeten, der unter Qualen am Kreuz starb. Leidend, aber nicht würdelos.
So ist jeder aufgerufen, die Bilder des Papstes als das zu nehmen, was sie sind: Auftritte eines gealterten Mannes, der sich an seinem Lebensabend als der zeigt, der er immer sein wollte: Einer von vielen unter Gottes Kindern. Bereit, die Botschaft dessen zu verbreiten, an den er glaubt. Und sei es im Rollstuhl und mit Beatmungsgerät.