Osterfeuer im Kloster und strenges Fasten

Orthodoxe und westliche Kirchen feiern dieses Jahr am selben Tag Ostern, am 20. April. In Ägypten befolgen die koptisch-orthodoxen Gläubigen vor dem Fest strenge Fastenregeln, katholische Schwestern teilen Almosen aus.

Auf den ersten Blick wirkt die Kirche St. Philopater Mercurius und St. Demiana im ägyptischen Port Said unscheinbar. Das relativ junge koptisch-orthodoxe Gebäude – es ist erst 25 Jahre alt – ähnelt im Innenraum anderen ägyptischen Kirchen: Es ist etwas düster, Weihrauchschwaden hängen in der Luft und Teppiche säumen die Hauptwege. Vor der Kirche sitzen an diesem Samstagmittag im April Menschen mit müden Gesichtern. Es ist Fastenzeit, die Gläubigen bereiten sich auf Ostern vor und folgen dabei alten Traditionen. Die koptische Kirche in Ägypten geht in die Zeit des frühen Christentums zurück, ins vierte Jahrhundert.

Maher ist einer der Männer vor der Kirche. Täglich besucht er derzeit das Gotteshaus in einem Randbezirk der Stadt. „Wir beginnen jetzt immer schon früh mit der Liturgie“, erzählt er. Um 6.30 Uhr startet der Gottesdienst, der in der Passionszeit jeden Tag stattfindet. Während der Fastenzeit dürfen die koptisch-orthodoxen Christen in Ägypten nur zwischen vier Uhr nachmittags und Mitternacht essen und trinken. Für die restlichen 16 Stunden ist das tabu. Auch der Speiseplan unterliegt kurz vor Ostern strengen Regeln: kein Fleisch, keine Milchprodukte, keine Eier. „Wir essen gerade nur Gemüse“, sagt Maher. Das Opfer des 55-tägigen Verzichts als Vorbereitung auf das Osterfest nehme er gern auf sich.

180 Kilometer westlich von Port Said, in Alexandria, fastet auch Schwester Antonia, eine Katholikin: „In der Passionszeit gibt es auch für uns nur Gemüse und Kartoffeln.“ Die 69-Jährige stammt aus einer koptisch-katholischen Familie in Mittelägypten. Als Jugendliche trat sie dem römisch-katholischen Orden der Borromäerinnen bei und leitet inzwischen den alexandrinischen Konvent der deutschsprachigen Schwestern. Ihre Fastenzeit dauert – wie die der evangelischen und katholischen Christen in Deutschland – 40 Tage. In der koptisch-orthodoxen Kirche zählten hingegen auch das Jonasfasten, eine dreitägige Vorbereitungszeit, und die Sonntage dazu.

Julianischer und Gregorianischer Kalender

„Manchmal ist dieser Unterschied etwas kompliziert“, gibt Schwester Antonia zu. Trotzdem betont sie die vielen Gemeinsamkeiten zwischen den orthodoxen und den katholischen Kopten im Land. Dass 2025 das Osterfest der Ost- und Westkirchen auf denselben Tag fällt, den 20. April, sieht sie als Glücksfall.

Im elften Jahrhundert spalteten sich die Kirchen nach langem Streit endgültig in einen östlichen und einen westlichen Zweig. Die orthodoxe sowie die römisch-katholische Kirche entwickelten sich danach weitgehend unabhängig voneinander. Seit dem 16. Jahrhundert richten sie sich auch nach unterschiedlichen Kalendern: dem Julianischen Kalender, der auf Julius Cäsar zurückgeht, und dem Gregorianischen Kalender, den Papst Gregor XIII. 1582 eingeführt hat. Daher wird Ostern in den meisten Jahren an unterschiedlichen Terminen gefeiert.

Ostern sei ihr Lieblingsfest, erklärt Schwester Antonia – auch weil die Liturgie, egal ob orthodox oder katholisch, so „kraftvoll“ sei: „Wir zünden in der Osternacht hier im Kloster ein Feuer an, feiern in der Nacht eine Messe.“ Am Ostermontag komme dann der Osterhase zu den Schwestern und bringe ihnen Kleinigkeiten.

Die Lichter der Kapelle der Borromäerinnen werden in der Ostermesse erst zum Gloria angezündet, dem Höhepunkt der Liturgie nach den Psalmen. „Bis dahin sind wir ja in der Passion“, sagt Schwester Antonia.

Während der Fastenzeit verteilen die Schwestern Spenden an die Armen der Stadt: „Dabei spielt es keine Rolle, ob jemand Christ oder Muslim ist. Wir können ein wenig helfen, die Not zu lindern“, sagt Schwester Antonia: Plastiktüten mit Öl, Nudeln, Reis, Süßigkeiten und einem tiefgefrorenen Hühnchen. „Auch das ist für uns eine Form, ein Opfer zu bringen – und das mit Freude.“

Mahers Opfer in der Kirche in Port Said ist dagegen etwas persönlicher: Tägliche Andachten und Messen prägen die Zeit, und die Entsagung während der Fastenzeit ist ein zentrales Element seines Glaubens, schildert der Kopte. Wenn dann während der Messe in der Osternacht Priester und Diakone an die Kirchentore klopften und „Christus als Sieger über den Tod“ eintrete, sei dies ein außergewöhnlich erhebendes Gefühl: Es mache das Fasten vergessen und zugleich besonders wertvoll, sagt er.

epd
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