„taz“ wehrt sich gegen Rufmordkampagne

Ein britisch-deutscher Journalist wird von linken Antisemiten für seine Berichterstattung angegriffen. Sein Arbeitgeber, die „taz“ stellt sich nun voll hinter ihn.
Von Nicolai Franz
Bild von verschiedenen Zeitungen

Die Berliner Tageszeitung „taz“ hat sich in einem Artikel mit ihrem Redakteur Nicholas Potter solidarisiert. „Natürlich stehen wir seit Beginn der Kampagne hinter unserem Kollegen und unterstützen ihn in allem, was er braucht“, so die beiden Chefredakteurinnen Barbara Junge und Ulrike Winkelmann in einem am Donnerstag erschienenen Text.

Nicholas Potter wird seit Monaten für seine kritische Berichterstattung bedroht. Nicht nur auf Social Media wie „X“ (ehemals Twitter) erfuhr der 34-Jährige Anfeindungen, sondern auch im echten Leben. Im Dezember seien in Berlin vielerorts sogar Aufkleber angebracht worden, die den Journalisten für seine Recherchen angreifen, berichtet die „Deutsche Wellle“ (DW).

Die Angriffe gegen Potter beziehen sich offenbar unter anderem auf seine Berichterstattung über das Medienportal „Red“, dem er eine Nähe zu Russland attestierte. Zudem vermutete er aufgrund eigener Recherchen, dass das Portal aus Russland finanziert werde, obwohl es laut Impressum von Türken betrieben wird. Das Portal ist stark antiisraelisch ausgerichtet. Potter berichtet regelmäßig über Antisemitismus, auch unter Linken. 2023 veröffentlichte er als Mitherausgeber das Buch „Judenhass Underground: Antisemitismus in emanzipatorischen Subkulturen und Bewegungen“.

Die „taz“ rechnet die Angriffe gegen ihren Redakteur dem „aggressiv-antiisraelischen Lager“ zu. „Vermutlich sind sie motiviert aus dem Umfeld einer sich links-revolutionär gerierenden Plattform, über deren Verbindungen zum russischen Propagan­da­komplex Nicholas Potter recherchiert und kritisch in der taz geschrieben hat“, so die Chefredakteurinnen.

„Wir werden das nicht zulassen“

Mika Beuster, Chef des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) veruteilte die Angriffe gegen Potter: „Hier wird ein Journalist angefeindet, allein weil er seine Arbeit macht und über gesellschaftlich relevante Themen berichtet, etwa Rechtsextremismus und Antisemitismus“, zitiert ihn die DW. Dass „ausländische Mächte“ Desinformationskampagnen betrieben, überrasche ihn nicht. „Dabei geraten auch Medienhäuser und Journalisten ins Visier.“

Sie werten die Attacken als Angriff auf die Pressefreiheit, mit denen Berichterstattung durch Einschüchterung verhindert werden solle. „Die taz wird das nicht zulassen und sich mit allen journalistischen und juristischen Mitteln dagegen wehren.“

Im Nahost-Konflikt spare man nicht mit Kritik an beiden Seiten und bemühe sich um Ausgewogenheit. „Wir werden das ganz genau so weitermachen, und unser Kollege Nicholas Potter wird auch ganz genau so weiterschreiben.“

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