Filmkritik

Apokalypse mit Jesus

Was wäre, wenn Länder in Europa nicht mehr bewohnbar wären? Die Serie „Families like ours“ begleitet eine dänische Familie in diesem fiktiven Szenario und vermittelt dabei eine geradezu geistliche Botschaft.
Von Jonathan Steinert
Families like ours - Nur mit Euch

Dänemark versinkt. Grundwasser- und Meeresspiegel steigen, der Staat kann die Maßnahmen zum Schutz gegen das Wasser nicht mehr finanzieren. Das Land wird in absehbarer Zeit unbewohnbar sein, also wird die Bevölkerung evakuiert, Dänemark hört als Staat auf zu existieren. Wo das Land einst war, soll der größte Windpark der Welt entstehen. 

Von diesem Szenario erzählt die Serie „Families like ours“ (Familien wie unsere) des dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg, dessen Kinofilm „Der Rausch“ 2021 einen Oscar als bester internationaler Film gewann. Im Zentrum der Serie steht eine Patchworkfamilie, die nun unter Zeitdruck versucht, in einem anderen europäischen Land Zuflucht zu finden. Das ist nicht so einfach, weil manche Länder keine Flüchtlinge mehr aufnehmen (die Niederländer sind auch unterwegs), in anderen braucht es zunächst eine Arbeitsgenehmigung oder die Kontingente sind ausgeschöpft. Und dann ist die Frage: Wer aus der Familie reist mit wem? Werden sie sich wiedersehen können, wie können sie den Kontakt halten?

Man könnte es leicht für Erziehungsfernsehen halten, das auf Reizthemen wie Klimawandel und Flüchtlingskrise aufmerksam machen will. Aber die sehr sehenswerte Serie kommt völlig ohne moralischen Impetus aus. Sie erzählt vielschichtig und sehr nah an den Personen, ihren Gefühlen und Beziehungen, wie sie mit dieser Ausnahmesituation umgehen, in der sich das gewohnte Leben unfreiwillig für jeden komplett ändert. Damit schafft es die Serie, Empathie für die Figuren zu wecken – und vielleicht auch mit Menschen, die heute tatsächlich au der Flucht sind.

Unwillkürlich fragt man sich als Zuschauer: Weiß ich eigentlich die Handynummern von den mir wichtigsten Personen auswendig? Welche Arbeit wäre ich bereit, anzunehmen, um in einem anderen Land zu überleben? Überhaupt: Wohin könnte ich im Notfall gehen? Und wie würde es mir gehen, wenn ich plötzlich ein Fremder wäre?

Glauben gibt Halt in der Krise

Der dystopische Hintergrund ist nicht bis ins letzte Detail nachvollziehbar konstruiert. Aber das ist zu verschmerzen. Auffällig ist, dass die Serie immer wieder Aspekte des christlichen Glaubens einfließen lässt. Das wird schon an den Folgen-Titeln deutlich: „Es kommt die Zeit“ (Folge 1) etwa klingt wie eine Anspielung an eine biblische Prophetie. „Die Schafe werden von den Böcken getrennt“ ist ein Zitat aus den Endzeitreden von Jesus im Matthäusevangelium. Und „Ich mache alles neu“ (Folge 7) sagt Jesus im Buch der Offenbarung. 

Aber auch in der Handlung selbst spielt der Glaube hier und da eine Rolle. So gibt es vor der großen Evakuierung einen zentralen Abschiedsgottesdienst in einer Kopenhagener Kirche. Die Protagonistin Fanny kommt mit einer Mitreisenden auf der Fähre ins Gespräch über den Glauben. Die andere sagt, sie glaube nicht an Gott, das sei nicht ihre Welt. Fanny sagt daraufhin: „Man muss es gar nicht verstehen, vielleicht reicht es aber schon aus, es auszuprobieren.“ Dann betet sie mit ihr. Als Flüchtling angekommen in Rumäniens Hauptstadt Bukarest sucht sie eine Kirche auf, um den Priester dort um Hilfe zu bitten, auch an Weihnachten geht sie dorthin.

Auch wenn es nur Randszenen sind, zeigt die Serie so ganz ungezwungen, dass der Glaube gerade in einer Zeit absoluter Unsicherheit und Krise einen festen Halt geben kann. Die Kirche steht hier für diesen Anker – und das über Grenzen hinweg. Verbunden mit den interessanten Titeln der einzelnen Folgen ergibt sich daraus eine geradezu geistliche Botschaft für unsere Zeit: Himmel und Erde werden vergehen, aber Jesus, das lebendige Schöpfungswort, bleibt. 

Ja, unsere Lebensumstände werden sich verändern – womöglich nicht nur zum Guten, sei es durch klimatische Bedingungen, technische Entwicklungen, durch Kriege oder politische Entscheidungen. Es wäre naiv, davon auszugehen, dass alles so bleibt, wie es ist oder in einer angeblich besseren Zeit einmal war. Das hat Jesus auch nicht verheißen. Aber er bleibt bei aller Veränderung derselbe, seiner Zusagen, seines Beistands dürfen wir gewiss sein. Gott richtet seinem Volk Israel einmal aus: „Mögen auch die Berge weichen und die Hügel wanken, meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“ (Jesaja 54,10). Daran muss ich manchmal denken, wenn in den Alpen wieder einmal Hänge abrutschen oder Berggipfel einstürzen

„Families like ours“, 7 Folgen, je 49 Minuten, ab 12 Jahren, ARD-Mediathek

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