Der britisch-amerikanische Geistliche Calvin Robinson hatte am 29. Januar auf dem „National Pro-Life Summit“ in Washington gesprochen. Die Veranstaltung wurde durchgeführt von der amerikanischen Lebensrechtsbewegung, die sich gegen Schwangerschaftsabbrüche richtet. Als Robinson seine Rede beendete, sagte er die Worte „Gott segne euch alle für das, was ihr tut.“ Dann sagte er: „Mein Herz ist bei euch“, und dabei schlug er erst mit seiner Hand an seine Brust, dann streckte er sie in die Höhe, wie bei einem Hitlergruß.
Robinson postete das Video von dem Vorfall selbst mehrmals auf X und pinnte es in seinem Account ganz oben an. Dazu schrieb Robinson die Worte „Make America Pro-Life Again.“ Das Video ging viral, es wurde mittlerweile sieben Millionen Mal angesehen.
Die „Anglican Catholic Church“ zeigte sich entsetzt und teilte umgehend mit, dass sie Robinson aus der Kirche ausschließe. In einer Mitteilung heißt es: „Er dient nicht länger bei uns als Priester.“ Weiter hieß es: „Wir glauben, dass diejenigen, die den Nazigruß nachahmen, selbst als Scherz oder als Versuch, ihre Gegner zu ärgern, den Schrecken des Holocaust trivialisieren und die Opfer derjenigen schmälern, die gegen seine Täter gekämpft haben. Solche Aktionen sind schädlich, spaltend und stehen im Widerspruch zu den Grundsätzen der christlichen Nächstenliebe.“
Offenbar hatte der Geistliche Elon Musk nachmachen wollen, der bei der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump dieselbe Geste machte, die exakt so aussieht wie ein Hitlergruß. Robin vertritt eine extrem konservative Theologie, der zufolge die Reformation „ein riesiger Fehler“ war, weil sie die „eine Kirche vor Gott, die katholische“ gespaltet habe, wie Robin selbst auf seiner Webseite schreibt. „Ich habe keine Zeit für Puritaner, die behaupten, Rom sei die Hure Babylons, oder Protestanten, die anscheinend glauben, Katholiken seien keine Christen.“ Robinson ist glühender Anhänger Donald Trumps, dem er besonders für sein Engagement gegen staatlich finanzierte Abtreibungen und das Recht auf Abtreibung allgemein dankt.
Früher Informatiker und Journalist
Der 39-jährige Brite Robinson war erst im September 2024 der St. Paul‘s Anglican Catholic Church in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan Priester geworden. Die Anglican Catholic Church ist eine Kirche, die sich aus der Anglikanischen Kirche heraus entwickelt und verselbständigt hat.
Robinson war in England zunächst als Informatiklehrer, dann als Rundfunkmoderator und als Computerspieljournalist tätig und ist Eigentümer des Computerspiele-Portals „God is a Geek“. Er moderierte unter anderem eine regelmäßige Sendung beim Radiosender „GB News“. Doch dort wurde er 2023 gemeinsam mit seinem Kollegen Laurence Fox entlassen. Fox hatte sich in einer Sendung sexistisch und beleidigend über eine Journalistin geäußert; Robinson hatte sich hinter Fox gestellt.
Kirche: Versuch, sich bei politischen Rechten einzuschmeicheln
Robinson absolvierte ab 2020 seine Ausbildung am St. Stephen’s House in Oxford in der Hoffnung, in der Church of England ordiniert zu werden. Doch die Kirche lehnte seine Bewerbung ab. 2022 wurde er zum Diakon der „Free Church of England“ ordiniert, einer konservativen anglikanischen Konfession Englands. Doch Robinson verließ auch diese Kirche, um sich 2023 der „Nordic Catholic Church“ anzuschließen, einer konservativen Konfession von Altkatholiken.
Der Geistliche zog 2024 kurz vor den Präsidentschaftswahlen in die USA. Dort wurde er Priester der „Anglican Catholic Church“. Nachdem ihm die Kirche nun das Priesteramt wegen des Hitlergrußes entzogen hatte, teilte sie außerdem mit: „Obwohl wir nicht sagen können, was in Herrn Robinsons Herzen vorging, als er dies tat, scheint seine Aktion ein Versuch gewesen zu sein, sich bei bestimmten Elementen der amerikanischen politischen Rechten einzuschmeicheln, indem er deren Opposition provoziert.“ Die Kirchenoberen betonen: „Der Holocaust war eine Episode von unsagbarem Grauen, verübt von einem Regime böser Menschen.“
Robinson selbst schrieb auf X: „Ich habe auf einer Pro-Life-Veranstaltung einen Vortrag gehalten, der gut ankam.“ Die Geste sei ein „Witz“ gewesen, ein „Versuch eines trockenen Witzes auf typisch britische Art“.
Inzwischen teilten auch die fünf Mitarbeiter des Online-Portals „God is a Geek“ mit, die Arbeit aufgrund des Verhaltens Robinsons einzustellen. In einer öffentlichen Erklärung schrieben sie, dass die Website zwar seit mehreren Jahren redaktionell unabhängig von Robinson gewesen sei, sie aber dennoch das Gefühl hätten, nicht länger schweigen zu können, und sie unter einem neuen Banner wiedereröffnen würden. Weiter heißt es: „Wir können uns nicht im Namen Calvins entschuldigen und werden das auch nicht tun. Unsere Trennung soll als Beweis dafür dienen, dass wir seine Handlungen, seine Politik oder seine Überzeugungen weder unterstützen noch dulden.“