Papst Franziskus gibt sich als nahbares Oberhaupt der katholischen Kirche. Dieses Bild vermittelt er nicht nur im öffentlichen Leben. Auch sein neues Buch „Hoffe“, das in Deutschland im Kösel-Verlag erschienen ist, ist gespickt mit Begegnungen, Episoden und vielen emotionalen Momenten des mittlerweile 88-Jährigen.
Er selbst sieht sein Leben als eine „Reise der Hoffnung“. Dabei hätte diese Reise fast gar nicht starten können. Um ein Haar wären seine Familie schon vor Franziskus‘ Geburt ums Leben gekommen. Nur weil diese nicht rechtzeitig ihr Hab und Gut verkaufen konnte, scheiterte im Oktober 1927 die Überfahrt nach Argentinien. Das Passagierschiff verunglückte und 300 Passagiere ertranken. Ein Ereignis, das prägend war für seine Familie.
Sehr anschaulich beschreibt Franziskus seine Kindheit – 1932 wanderte die Familie aus – mit vier Geschwistern in Buenos Aires und einer Mutter, die sich auch in schwierigen Situationen zu helfen wusste. Seine Großmutter Rosa machte ihn früh mit dem Kern der christlichen Botschaft vertraut. In seinem Stadtviertel wächst er umringt von vielen Ethnien, Kulturen und Religionen auf.
Als Bote des Friedens unterwegs
Vielleicht ist das Buch auch deswegen ein so klares Plädoyer für den Frieden. Nicht nur geprägt durch den Zweiten Weltkrieg deklariert Franziskus Kriege als „Wahnsinn“, unter dem er massiv leidet. Er hat die große Hoffnung, dass die Menschen aus der Geschichte lernen. „Parolen und Gesten der Rache“ hätten noch nie zum Heil geführt. Auch sich selbst sieht er als Bote des Friedens.
Dass seine Eltern ihm Würde als wichtigen Wert vorgelebt haben, prägen sein Leben und sein Amt. Franziskus betet nach eigener Aussage regelmäßig dafür, dass er sich der Bezeichnung „Papst der Armen“ als würdig erweise. Für den Liebhaber klassischer Musik war der Sport als junger Mann eine gute Möglichkeit, sein Bestes zu geben und sich für andere aufzuopfern.
Erst mit der Zeit wächst in ihm die Gewissheit, Priester zu werden. Aber er wird auch früh ein politischer Mensch. Seine Chefin in seiner Ausbildung zum Chemielaborant sensibilisiert ihn dafür. Franziskus beschäftigt sich intensiv mit dem argentinischen Gewaltregime, dem seine Chefin als mutige Oppositionelle selbst zum Opfer fiel.
Papst steht an der Seite der Missbrauchsopfer
Die Biografie beschreibt einen Theologen, der sich auf die Seele des Volkes einlässt und sich der Menschen annimmt. Er betrachtet Kirche als offenes Haus, in dem Dialog und Zuhören gelingt. Deswegen sieht er sich auch als Papst, der an der Seite der Missbrauchsopfer steht. Ob das von allen Kritikern, die sich hier mehr Aufarbeitung wünschen, auch so gesehen wird, sei dahin gestellt. Und Franziskus ist ein pragmatischer Mensch, der nicht viel Wert auf Pomp legt.
In die Zukunft seiner Kirche blickt er gelassen. Das Evangelium kenne keine Klassen und Schichten. Er wünscht sich deswegen von Christen, dass sie die Leerstellen im Leben anderer Menschen mit der Hoffnung ihres Glaubens füllen. Er ist überzeugt: „Die Kirche hat stets eine Zukunft: im lebendigen Christus“. Allerdings müsse sie kreativer werden, um mit ihren Herausforderungen umzugehen.
Franziskus verzichtet auf lange theologische Abhandlungen, sondern erzählt lieber Geschichten. Das tut dem Buch gut. Aber er scheut sich auch nicht davor zu sagen, dass er sich Frauen wünscht, die mehr Einfluss im kirchlichen Leben haben.
Verantwortlich mit der KI umgehen
Damit Zusammenleben gelingt, wünscht er sich Vergebung, Selbstironie und die nötige Prise Humor für die Gesellschaft. Dies helfe ihm auch dabei zu ertragen, dass mancher in der Kurie ihn „lieber tot als lebendig“ sähe. Er scheint aber auch die gesellschaftlichen Entwicklungen im Blick zu haben, wenn er betont, wie groß die Verantwortung im Umgang mit Künstlicher Intelligenz ist.
Das geistliche Oberhaupt der katholischen Christen schreibt über die eigene Ungeduld und warum sich die Suche nach Alternativen zu sinnlosem Blutvergießen immer lohnt. Wenig Sympathie hegt er für den Kapitalismus und wenn Ressourcen nicht gerecht verteilt werden. Franziskus präsentiert sich in dem Buch als fehlbarer Mensch mit Humor.
Eigentlich sollte das 400 Seiten dicke Buch erst nach Franziskus’ Tod erscheinen. Das Motto des Heiligen Jahres „Pilger der Hoffnung“ und „die Bedürfnisse unserer Zeit“ hätten ihn zu einer früheren Veröffentlichung bewegt. Vielleicht weil er der Überzeugung ist, dass diese Welt Hoffnung braucht und weil er weiß, dass Christen dabei mithelfen können.