Wege zurück zur Kirche

Die Neue Zürcher Zeitung schildert an zwei Beispielen, dass in einer zunehmend säkularen Gesellschaft das Interesse von Menschen für Kirche und Spiritualität geweckt werden kann. Aber auch, dass Mission schwierig bleibt.
Von Norbert Schäfer
Leere Kirchenbänke

Die Kirchen in der Schweiz stehen vor einer Krise: Erstmals übersteigen die Konfessionslosen die Anzahl der Katholiken, und die regelmäßigen Kirchgänger machen weniger als zehn Prozent der Bevölkerung aus. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) geht am Dienstag in einem Artikel der Frage nach: „Wie bringt man Gott in eine gottlose Gesellschaft zurück?“ (Paywall). Dazu hat sich Autor Simon Hehli Bewegungen wie die katholische Jugendinitiative „Adoray“ und den Glaubenskurs „Alphalive“ angesehen, die genau das zum Ziel haben.

„Adoray“ kombiniert moderne Musik und traditionelle Glaubensinhalte. Mit Lobpreisabenden und Veranstaltungen lädt die katholische Bewegung junge Menschen ein, den Glauben als Lebenshilfe und Quelle für Sinn zu entdecken. Die Teilnehmer sollen durch die Freude am Evangelium inspiriert werden, wie „Adoray“-Präsidentin Eliane Elmiger erklärt. „Wir wollen die Welt etwas heller machen“, erklärt sie in dem NZZ-Artikel. Sie sieht im Glauben eine Antwort auf Fragen nach dem Sinn des Lebens und eine Alternative zu Leistungsdruck und Perfektionsansprüchen. Dabei gehe es auch um Mission – einer Aufgabe, der sich nach Worten des Autors „die Landeskirchen heute höchstens noch verschämt widmen“.

„Evangelisation“ oder „Mission“ würden vermieden

Jugendbischof Marian Eleganti erklärt den Unwillen der katholischen Kirche zur Mission so: „Der Begriff hat dort den negativen Beigeschmack von Aufdringlichkeit, Besserwisserei, Arroganz oder kultureller Intoleranz und Lernunfähigkeit.“ Die „Graswurzelbewegungen der Glaubenserneuerung“ bewertet Eleganti dagegen als „missionarisch und kreativ“.

Nach Angaben von Stephan Jütte, dem Sprecher der Evangelisch-reformierten
Kirche Schweiz, vermieden auch die meisten reformierten Kirchgemeinden Begriffe wie „Evangelisation“ oder „Mission“, da sie „historisch besetzt und missverständlich“ seien. Kirchgemeinden würden jedoch Kurse und Thementage anbieten, um religionsfernen Menschen einen Zugang zum Christentum zu eröffnen. Etwa den Glaubenskurs „Alphalive“, der Grundlagen des Christentums vermittelt und Diskussionen über spirituelle Themen anregt. Der Kurs richtet sich vor allem an Glaubensferne und will in einer offenen Atmosphäre eine persönliche Gottesbeziehung fördern.

Trotz moderner Ansätze ist der Erfolg begrenzt: Kircheneintritte bleiben selten, während der Mitgliederschwund ungebremst anhält. „Alphalive“ ist in den Augen des Religionssoziologen Jörg Stolz „wie andere Evangelisierungsbemühungen, ein riesiger Aufwand für wenig Ertrag“. Gleichzeitig werde die Frage nach dem Glauben immer drängender. Krisen wie die Pandemie oder der Klimawandel führten bei vielen Menschen zu einer neuen Sinnsuche. Religionswissenschaftler sehen darin Potenzial für eine Wiederbelebung des Glaubens, wenngleich Mission in einer pluralistischen Gesellschaft eine Herausforderung bleibe.

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