Der Benediktinerpater, Betriebswirt und Führungskräftetrainer Anselm Grün ist durch unzählige spirituelle Bücher bekannt, er gibt Führungskräften Seminare, und bei alledem stets bescheidener Mönch geblieben. Am 14. Januar feiert der Unternehmensberater Pater Anselm Grün seinen 80. Geburtstag.
Geboren wurde er am 14. Januar 1945 in Junkershausen in Bayern als Wilhelm Grün. Er wuchs mit sechs Geschwistern in Lochham bei München auf. Sein Vater war Kaufmann, die Eltern führten ein Elektrofachgeschäft. Im Alter von 13 Jahren kam Grün ins Internat der Abtei Münsterschwarzach, wo sein Onkel, Pater Sturmius Grün (1904–1966), als Benediktiner lebte. Nach dem Abitur trat Grün 1964 in das Noviziat der Abtei ein, wo er den Ordensnamen Anselm annahm, als Andenken an Anselm von Canterbury.
Grün studierte Philosophie und katholische Theologie in St. Ottilien und an der Benediktinerhochschule Sant’Anselmo in Rom. Im Jahr 1974 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert, das Thema seiner Dissertation war „Erlösung durch das Kreuz“. Von 1974 bis 1976 studierte Grün Betriebswirtschaftslehre in Nürnberg. Von 1977 bis 2013 war er als Cellerar für die wirtschaftliche Leitung der Abtei Münsterschwarzach verantwortlich. Dazu gehören insgesamt 20 Betriebe, darunter ein Gymnasium, eine Buchhandlung, eine Metzgerei, eine Bäckerei, eine Goldschmiede, eine Autowerkstatt, ein Verlag, eine Druckerei, ein Gästehaus, ein Meditationshaus sowie Landwirtschaft. Nach dem Ausscheiden aus dem Amt waren ihm die Geldanlagen des Klosters weiterhin anvertraut.
Grün befasste sich ausgiebig mit Meditation und Psychologie. Für ihn sei die christliche Mystik ein Weg zu echter Menschwerdung und tiefer Gotteserfahrung, schrieb er einmal. Insgesamt hat Grün über 300 Bücher geschrieben, sie wurden in über 30 Sprachen übersetzt, 50 Titel auch ins Chinesische. Die Gesamtauflage seiner Bücher bezifferte Grün im Januar 2020 mit etwa 20 Millionen Stück. Er gilt damit als der erfolgreichste deutschsprachige Autor religiöser Bücher. Grün ist zudem Herausgeber der Monatszeitschrift „Einfach leben“.
„Mit Geld ist die innere Leere nicht zu stopfen“
Grün ist auch als erfolgreicher Anleger an der Börse bekannt. In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) bestätigte Grün vor kurzem, dass er keine Aktien von Firmen kaufe, die nicht ethisch handeln. In Kernkraft oder Rüstungskonzerne würde er ebenso wenig investieren wie in Luxusaktien. „Auch China kommt mir nicht ins Depot“, so Grün. „Das ist ein autoritärer Staat, da kauf’ ich nix.“
Im Interview sagte er weiter, er bekomme als Benediktiner kein Taschengeld. „Besitz kann beruhigend wirken“, sagte der Geistliche, „aber er allein macht nicht zufrieden. Es braucht dazu eine innere Haltung. Die Frage ist: Bin ich im Einklang mit meiner Seele, oder brauche ich Besitztümer, um damit meine innere Leere zuzustopfen? Die Leere kann man nicht zustopfen. Da kann man noch so viel reinstopfen, die wird nicht voll. Es braucht eine innere Fülle.“
Grün veranstaltet regelmäßig Kurse, so zum Beispiel in den Gästehäusern der Abtei in Münsterschwarzach. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die spirituelle Beratung von Managern aus der Privatwirtschaft. Als Referent hält er bis zu 200 Vorträge im Jahr im In- und Ausland. Gelegentlich ist er auch im Fernsehen zu sehen. Auf die Frage der FAZ-Reporter, ober er mit 80 langsam daran denke, sich zur Ruhe zu setzen, antwortet Grün: „Nein. Was mir Spaß macht, das hält mich auch lebendig. Ab einem gewissen Alter sollte man sich natürlich nicht mehr über die Arbeit beweisen. Aber ich kenne viele, die in ein Loch gefallen sind, nachdem sie ganz mit der Arbeit aufgehört haben.“