Kommentar

Ob Mark Zuckerberg die Losung liest?

Meta will zukünftig nicht mehr auf Faktenprüfer setzen. Dabei ist wichtig, den Wahrheitsgehalt von Aussagen zu überprüfen. Und es erinnert obendrein an die Jahreslosung.
Von Martin Schlorke
Mark Zuckerberg hat Facebook gegründet, bis heute ist er CEO

Rund um den Jahreswechsel wurde viel über die Jahreslosung geschrieben, auch bei PRO: „Prüft alles und behaltet das Gute.“ Dieser Tage stelle ich mir die Frage, ob wohl Facebook-Gründer Mark Zuckerberg auch einen Blick in die Jahreslosung riskiert hat? Zu wünschen wäre es jedenfalls.

Denn am Dienstag gab Zuckerberg bekannt, dass der Facebook-Mutterkonzern Meta in den USA künftig auf Faktenprüfer, also Menschen, die Inhalte auf Richtigkeit überprüfen, für seine Plattformen verzichten will. Getreu dem Motto: Wir prüfen nichts und hoffen das Beste.

Diese neue Regelung soll außer für Facebook auch für die Plattformen Instagram und Threads gelten. Aus Sicht von Zuckerberg machen die Faktenprüfer zu viele Fehler. Außerdem will er durch ihre Arbeit einen Anstieg von Zensur erkannt haben. Und ich würde noch ergänzen: Zuckerberg biedert sich so dem US-Präsidenten in spe, Donald Trump, an.

Sinn von Faktenprüfern

In Europa gilt diese neue Regelung noch nicht. Hierzulande verpflichtet die Europäische Union Anbieter sozialer Netzwerke durch den „Digital Service Act“ (DSA) dazu, gegen Desinformationen oder „negative Auswirkungen auf den zivilgesellschaftlichen Diskurs vorzugehen“. Für Zuckerberg eine institutionalisierte Zensur. In seinem Weltbild tragen überdies auch etablierte Medien eine Mitschuld an dieser angeblichen Zensur – wohl auch, weil sie teilweise auch Fakten auf Facebook prüfen. In Deutschland tun dies beispielsweise die Deutsche Presse-Agentur, die französische Nachrichtenagentur AFP und das Rechercheportal Correctiv.

Bei aller – möglichweise gerechtfertigten – Kritik an übereifrigem Prüfen scheint Zuckerberg aber den Nutzen solcher Mechanismen auszublenden, gar zu verneinen. Sowohl die Faktenprüfer, auch als der DSA haben nicht das Ziel, den Meinungskorridor einzuschränken. Vielmehr dienen sie dem Schutz unserer Zivilgesellschaft, indem sie Unwahrheiten als solche kennzeichnen.

Ein Beispiel?

Ein 2018 erschienener Bericht der UN legt dar, dass Facebook – damals noch ohne Faktenprüfer – als Meinungsplattform entscheidend zum Völkermord an den Rohingya in Myanmar beigetragen habe. Die enorme Reichweite der Plattform, geringe Medienkompetenz der Bevölkerung und eine mangelnde Moderation führten dazu, dass Hass und Aufstachelung zur Gewalt verbreitet wurden. Dass Russland versucht, über Online-Plattformen auf verschiedenste Wahlen in den USA oder Europa zu nehmen, ist ein weiteres negatives Beispiel. Auch will ich mir nicht vorstellen, wie viel mehr Hamas-Propaganda ohne Hinweis auf Fakenews durch die Faktenprüfer nach dem 7. Oktober 2023 in den sozialen Medien herumgeistern würden.

„Prüfet alles und das Gute behaltet“ ist sicherlich kein geeigneter Leitspruch für Faktenprüfer auf sozialen Plattformen. Schließlich sollen sie ja „Wahres“ behalten und „Unwahres“ benennen. Aber die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass der Vers aus dem ersten Thessalonicherbrief nicht nur für Christen 2025 besondere Relevanz haben könnte, sondern für alle Nutzer von Facebook, Instagram und Co. Denn sie sollten nun noch achtsamer in den sozialen Medien unterwegs sein.

Dieser Text wurde zuerst in dem wöchentlich erscheinenden Newsletter PROkompakt veröffentlicht. Hier können Sie ihn kostenlos abonnieren.

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