Journalisten berichten über Kriege, organisierte Kriminalität und Proteste. Bis zum 1. Dezember 2024 haben dies 54 von ihnen mit dem Leben bezahlt. Besonders riskant war die Berichterstattung aus Kriegsgebieten. Die Zahl der dort Getöteten ist so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. Das teilte die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) in ihrer Jahresbilanz der Pressefreiheit mit.
Am gefährlichsten für Journalisten war es in der Region Gaza, wo fast ein Drittel der Opfer ums Leben kam. In Pakistan wurden sieben Journalisten getötet, in Bangladesch waren es bei blutigen Massenprotesten fünf.
„Wir müssen diejenigen schützen, die uns informieren. Ihre mutige Arbeit macht menschliches Leid in Kriegen, Korruption und Machtmissbrauch sichtbar“, fordert Anja Osterhaus, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen. Die Organisation setzt sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof dafür ein, Tötungen von Medienschaffenden als mögliche Kriegsverbrechen untersuchen zu lassen.
In Mexiko viele Journalisten im staatlichen Schutzprogramm
Auch im Sudan und der Ukraine bleibt die Arbeit lebensgefährlich. Seit Kriegsbeginn wurden in der Ukraine mindestens 13 Journalisten getötet. In Afrika gelten Recherchen in Stammesgebieten als sehr riskant. Auch Mexiko ist ein gefährliches Pflaster. Obwohl dort mehr als 650 Journalisten an staatlichen Schutzprogrammen teilnehmen, gab es fünf Todesopfer.
Im Gefängnis sitzen derzeit 550 Journalisten. Das sind sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Fast die Hälfte von ihnen befinden in den Ländern China, einschließlich Hongkong (124), Myanmar (61), Israel (41) und Belarus (40). China ist schon lange unangefochtener Spitzenreiter. Gestiegen ist die Zahl unter anderem in Israel (+17) und in Russland (+8). Der Anteil der Frauen lag bei etwa 14 Prozent.
Nicht in der Statistik enthalten, sind die jüngsten Entwicklungen in Syrien. Laut Pressemitteilung gebe es auch gute Nachrichten: Im August wurden Evan Gershkovich und Alsu Kurmasheva durch einen Gefangenenaustausch aus russischer Haft entlassen. Auch Julian Assange kam frei.
Laut Reporter ohne Grenzen sind derzeit mindestens 55 Journalisten entführt, 38 davon in Syrien. Der IS hatte sie während des Bürgerkriegs gefangengenommen. Von vielen fehlt bis heute jede Spur. In diesem Jahr sind zwei Entführungen im Jemen dazu gekommen. Eine Journalistin hatte einen kritischen Artikel über eine Rebellengruppe veröffentlicht.
Seit 1995 werden die Übergriffe dokumentiert
In diesem Jahr sind vier Medienschaffende verschwunden. Sie hatten in Burkina Faso, Nicaragua, Russland und Syrien recherchiert. Weltweit werden 95 Journalisten in 34 Ländern vermisst. Mehr als ein Viertel von ihnen verschwand in den vergangenen zehn Jahren. Das höchste Risiko haben Medienschaffende in Mexiko, wo 30 Prozent der Betroffenen sind.
Seit 1995 dokumentiert die Jahresbilanz die schwersten Übergriffe auf Journalisten. Darunter fallen neben professionellen Journalisten auch Kamerafrauen, Tontechniker oder Bürgerjournalisten. Erfasst werden die Fälle, in denen Reporter ohne Grenzen nach sorgfältiger Prüfung überzeugt ist, dass sie in direktem Zusammenhang mit ihrer journalistischen Tätigkeit Opfer von Gewalt, Angriffen oder Unterdrückung geworden sind.