Laut überwiegender Forschungsmeinung ist es um das weltweite Klima nicht gut bestellt. Das 2015 in Paris vereinbarte Klimaziel von einer maximalen Erwärmung von 1,5 Grad wird demnach wohl nicht einzuhalten sein. Zudem scheint es so, als würden bei der gerade stattfindenden 29. Weltklimakonferenz in Baku erneut keine nennenswerten Fortschritte erzielt. Anstatt der erhofften – und wohl auch ab 2026 benötigten – 1,3 Billionen Dollar zahlen die Staaten bisher jährlich rund 100 Milliarden Dollar.
Dass die Klimakonferenzen (COP) dennoch „sehr wichtig“ sind, erklärt Ekkehard Forberg von „World Vision“ im Gespräch mit PRO. „Wir wären ohne diese Klimakonferenzen schon bei weit mehr als fünf Grad Erderwärmung.“ In der Vergangenheit sei viel geleistet und viele wichtige Prozesse angestoßen worden. Forberg, der gerade selbst in Baku ist, schätzt vor allem die Klimakonferenz als ein Forum, in dem Regierungen, Zivilgesellschaft und Wirtschaftsvertreter zusammenkommen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Das sei „wichtig und unersetzbar“.
Wie fragil aber der Erfolg solcher Konferenzen ist, zeigt sich am Beispiel der USA. Der gewählte Präsident Donald Trump hat bereits angekündigt, das Pariser Klimaabkommen zu verlassen. Forberg sieht darin vor allem die Gefahr, dass andere Staaten dem negativen Vorbild USA folgen könnten. Die argentinische Delegation verließ beispielsweise bereits die COP – wohl auch, weil Präsident Javier Milei nicht an den menschengemachten Klimawandel glaubt, wie argentinische Medien schreiben. Das führte laut Forberg zu „großer Besorgnis“ auf den Fluren der COP. Am Mittwochvormittag gab jedoch der argentinische Außenminister Gerardo Werthein Entwarnung: Sein Land habe nicht vor, das Pariser Klimaabkommen zu verlassen.
Für den Kampf gegen den Klimawandel gilt es allerdings, nicht nur Regierungen zu gewinnen. Auch der Bevölkerung müsse die Dringlichkeit bewusst gemacht werden. „Wenn der Klimawandel nicht weiter bekämpft und die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden, wird unsere Wirtschaft und damit unser Lebensstandard Schaden nehmen“, warnt Forberg. Der Kampf gegen den Klimawandel sei also „im ureigensten Interesse Deutschlands“ und müsse als „Zukunftsinvestition“ gesehen werden.
Religionen vernetzen sich
Doch längst tauschen sich nicht nur Politik und Wirtschaft auf der COP aus. Seit einem Jahr gibt es auf den Weltklimakonferenzen „Faith Pavilions“ (Glaubens-Pavillons). Dort kommen Kirchen, christliche Organisationen und religiöse Vertreter verschiedenster Glaubensrichtungen zusammen. Alle haben gemeinsam, dass sie sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen, erklärt Forberg. Der Pavillon biete die Möglichkeit, „gemeinsame Strategien und Aktionen zu besprechen, um die Verhandlungen vor Ort aus christlicher Sicht beeinflussen zu können“.
Bei der bis mindestens Freitag andauernden Konferenz wird derweil weiter um die Finanzierung der Klimapolitik für die kommenden Jahre gestritten. Forberg sieht vor allem die Industriestaaten in der Pflicht: „Gerecht ist, dass die Verursacherstaaten zahlen.“ Zwar seien auch andere Staaten – wie die ölfördernden Länder des Nahen Ostens – gefragt, aber es sei nicht fair, eigene Zahlungen an deren Beteiligung zu koppeln, wie es kürzlich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gefordert hat.