Der große „eXodus“ in Österreich

Da „X“ (ehemals „Twitter“) nach der Übernahme durch den US-Milliardär Elon Musk zunehmend zu einer von Hassrede geprägten Plattform geworden sei, verlassen zahlreiche Medienschaffende die Plattform. Zum Beispiel ORF-Moderator Armin Wolf.
Von PRO

Plötzlich ging es ganz schnell. Unter dem Motto „eXit“ verließen in einer konzertierten Aktion verließen am vergangenen Sonntag die bekanntesten Accountinhaber aus Österreich die Plattform „X“ (ehemals: „Twitter“), um von nun an auf dem Kurznachrichtendienst „Bluesky“ aktiv zu sein. Darunter Armin Wolf, Moderator der Fernsehnachrichtensendung „ZIB2“ auf ORF 2 und 3sat, der mit knapp 640.000 Followern (darunter auch vielen aus Deutschland und der Schweiz) den größten Twitteraccount betrieben hat.

Der Grund liegt dafür liegt darin, dass sich „X“ seit der Übernahme der Plattform durch den US-Milliardär und Donald-Trump-Unterstützer Elon Musk zunehmend von einer politischen Diskursplattform zu einem von Propaganda und Hassrede geprägten Medium entwickelt habe, erklärt Wolf auf seinem Blog: „Elon Musk mag ein genialer Unternehmer sein und unermesslich reich – aber auf X verbreitet er ohne jede Hemmung Verschwörungs-Fantasien, Desinformation und Fakes.

Aus der politisch relevantesten Social-Media-Plattform der Welt hat er eine Propaganda-Bühne für sein Polit-Abenteuer als Donald Trumps best buddy und eine gigantische Hate-Speech-Schleuder gebaut.“ Der Twitter-Algorithmus habe es seit der Übernahme „den Irren erlaubt, die Anstalt zu übernehmen“, meint Wolf in Hinblick darauf, dass Trolle, Extremisten und Verschwörungsmythen verbreitende Accounts auf X zunehmend die Oberhand übernehmen würden.

Neben Wolf sind auch zahlreiche weitere reichweitenstarke Accounts aus Österreich in den vergangenen Tagen zu Bluesky gewechselt. Zu ihnen gehört der Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung „Falter“, Florian Klenk, der auf Twitter/X zuletzt knapp 350.000 Follower hatte, die TV-Moderatorin Corinna Milborn (gut 160.000 Follower) und die Digitalexpertin Ingrid Brodnig (gut 65.000 Follower). Sie befasst sich beruflich mit sozialen Medien und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Sie habe sich von der Plattform verabschiedet, weil sie dort immer öfter zur Zielscheibe von aggressiven Trollen geworden sei. Außerdem hätten sich seriöse Experten seit der Übernahme der Plattform durch Musk immer stärker davon zurückzogen. Musk habe auch mit seinem persönlichen Account immer mehr Desinformation auf X verbreitet, erklärt dazu Brodnig in einem Blogpost.

Auch zahlreiche kleinere und mittelgroße Accounts von „Austrotwitter“, wie der österreichische Diskursraum auf Twitter oft halb-scherzhaft genannt wird, sind dem Beispiel von Armin Wolf und den anderen Großaccounts gefolgt. Sie haben sich mittlerweile auf „Bluesky“ eingefunden. In Deutschland gibt es einen derartig konzertierten Umzug derzeit noch nicht – obwohl auch hier vereinzelt bekannte Twitteruser zusätzlich auch auf Bluesky aktiv sind. Grünen-Politiker Robert Habeck, der seinen Account vor einiger Zeit stillgelegt hatte, hat ihn kurz nach dem Aus der Ampel wieder aufgenommen.

„Bluesky“ funktioniert als Kurznachrichtendienst ähnlich wie „X“ und wurde auch von „Twitter“-Gründer Jack Dorsey mitbegründet, der das Unternehmen mittlerweile jedoch wieder verlassen hat. Mit 19 Millionen Nutzern hat die Plattform freilich bloß einen Bruchteil der User von Twitter. Dennoch hofft Wolf, dass „die Plattform – zumindest für Inhalte und Diskussionen aus und über Österreich – schon bald so nützlich werden [könnte], wie es Twitter mal war“.

Von: Raffael Reithofer

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