Sotheby’s versteigert älteste Tafel mit den Zehn Geboten

Das bekannte Auktionshaus Sotheby's versteigert im Dezember die älteste Tafel mit den Zehn Geboten. Die Marmortafel kam bei Grabungen für eine Eisenbahnstrecke in Israel zutage.
Von Jörn Schumacher
Zehn Gebote, Sotheby's, Auktion

Die Tafel ist aus Marmor, etwa 60 Zentimeter hoch und 52 Kilogramm schwer. In althebräischer Schrift sind auf ihr die Zehn Gebote eingemeißelt. Der Schätzwert liegt zwischen ein und zwei Millionen Dollar (umgerechnet etwa 950.000 bis 1,9 Millionen Euro), teilte das Auktionshaus Sotheby’s mit.

Es handele sich um die einzige bekannte, noch komplett erhaltene Tafel dieser Art aus dieser Zeit.  Die Auktion ist für den 18. Dezember in New York geplant.

Die Tafel stammt aus der spätrömisch-byzantinischen Zeit (ca. 300–800 n. Chr.) und wurde 1913 bei Eisenbahnausgrabungen an der Südküste Israels gefunden. Ihre historische Bedeutung wurde drei Jahrzehnte lang nicht erkannt, bis sie 1943 an einen Gelehrten verkauft wurde. Dies führte dazu, dass die Tafel als Pflasterstein am Eingang eines örtlichen Hauses verwendet wurde, mit der Inschrift nach oben und dem Fußgängerverkehr ausgesetzt, heißt es in einer Pressemitteilung von Sotheby’s.

Dem Magazin „Artnet“ zufolge wurde die Tafel nach ihrer Wiederentdeckung vermutlich von einem Araber erworben, der sie auf dem Boden seines Hofes ausstellte, wo sie teilweise abgenutzt war. 1943 wurde sie von einem gewissen Y. Kaplan erworben, der zusammen mit dem in Russland geborenen Archäologen und Politiker Yitzhak Ben-Zvi einen wissenschaftlichen Artikel darüber schrieb.

In einem Video des Auktionshauses ist zu sehen, dass die Tafel zwar abgenutzt ist, viele der Sätze wie „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“ und „Du sollst nicht stehlen“ aber noch gut zu erkennen sind. „Das ist wirklich einzigartig“, sagte Sharon Liberman Mintz, internationale Spezialistin für Judaica, Bücher und Manuskripte bei Sotheby’s, gegenüber dem Magazin „ARTnews“. „Es ist eines der wichtigsten historischen Artefakte, die ich je in den Händen hatte.“

Das Interesse an Judaica, die auf Auktionen angeboten werden, sei gestiegen, konstatiert „ARTnews“. Im vergangenen Jahr eröffneten das „Museum of Fine Arts Boston“ und das „Museum of Fine Arts Houston“ Galerien mit einem Schwerpunkt auf jüdischer Ritualkunst. „Genau danach suchen sie, und sie wollen nur Meisterwerke, nur das Beste vom Besten“, sagte Mintz über die Interessenten.

Im Dezember 2020 verkaufte Sotheby’s 68 Judaica aus der „Sassoon Family Collection“. Selbst während der Corona-Pandemie sei das Interesse von Bietern aus Ostasien, Europa, Israel und den USA groß gewesen, die größtenteils online mitgeboten hatten. Für die Marmortafel erwartet sie eine ähnliche weltweite Teilnahme.

Mintz hat im vergangenen Jahr für Sotheby’s auch die älteste noch erhaltene, fast vollständige hebräische Bibel unter den Hammer gebracht. Der 1.100 Jahre alte Band, bekannt als „Codex Sassoon“, wurde für 38,1 Millionen Dollar an die „American Friends of the ANU Museum of Jewish People“ in Tel Aviv verkauft. Damit ist sie das zweitteuerste Dokument, das bei einer Auktion verkauft wurde. Im September 2024 verkaufte Sotheby’s die älteste, vollständigste hebräische Bibel aus dem mittelalterlichen Spanien für sieben Millionen Dollar. Diese ist bekannt als „Shem Tova“-Bibel.

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