Er war streitbar und unbequem. Lothar König war fast drei Jahrzehnte Stadtjugendpfarrer in Jena. Nicht nur dort kämpfte er gegen extremistische gesellschaftliche Tendenzen. Wie seine Familie via Instagram mitteilte, ist König am heutigen Montag im Alter von 70 Jahren gestorben.
König wuchs auf einem Bauernhof im Südharz auf. Er ging in Nordhausen zur Schule und wurde nach der zehnten Klasse nicht zum Abitur zugelassen. Stattdessen absolvierte er eine Ausbildung zum evangelischen Diakon und studierte im Anschluss in Erfurt und Jena evangelische Theologie.
Zunächst wurde er Pfarrer der Evangelischen Kirche in der Kirchenprovinz Sachsen. Ab 1989 engagierte er sich in der Bürgerbewegung Neues Forum. 1990 kam König nach Jena, wo er als Stadtjugendpfarrer der Jungen Gemeinde vorstand. Sein Anliegen war es, den aufkommenden Rechtsradikalismus einzudämmen. Königs Markenzeichen war sein zotteliger langer Rauschebart.
Der Theologe musste sich oft vor Gericht verantworten. Bundesweit bekannt wurde der Prozess gegen ihn im Jahr 2013. Nachdem Falschaussagen von Zeugen und gravierende Fehler oder Rechtsverstöße der Anklage aufgedeckt wurden, wurde der Prozess zunächst abgebrochen und 2014 endgültig eingestellt. Der Geistliche musste ein Bußgeld von 3.000 Euro zahlen.
„Er hat seinen Kopf für andere hingehalten“
König hatte die Sicherheitsbehörden früh vor einem rechtsradikalen Untergrund gewarnt, aber sei damit nicht gehört worden. 2017 nahm Königs Gemeinde fünf Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan in ihren Räumen auf und gewährte ihnen Kirchenasyl. Beim Abschiedsgottesdienst als Stadtjugendpfarrer 2019 war auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow anwesend.
König erhielt zahlreiche Morddrohungen und wurde angegriffen. Bei einer Auseinandersetzung wurde er so schwer am Kopf verletzt, dass noch heute eine tiefe Narbe neben seinem Auge zu sehen ist. Sein Sohn Tilman hat das Leben Königs in dem Dokumentarfilm „König hört auf“ nachgezeichnet.
Um König trauern seine Frau und vier Kinder mit Familien. Via Instagram dankte ihm die Familie für die gemeinsame Zeit, in der er „nicht nur Familienvater und Pfarrer war“, sondern auch „ein Freund, ein Gegenüber und ein Kämpfer“. König habe seinen Kopf im wahrsten Sinne des Wortes auch für andere Menschen hingehalten. Mit seinem unermüdlichen Protest und seinem Glauben habe er zudem inspiriert.