Kommentar

Wenn Zuschauern übel wird

Die Oper „Sancta“ verursacht bei Zuschauern Ekel und Würgereiz und provoziert damit, dass christliche Inhalte lächerlich gemacht werden. Provozieren ist erlaubt, aber muss für solche Skandalvorstellungen wirklich der Steuerzahler aufkommen?
Von Nicolai Franz
Staatsoper Stuttgart

Ins Theater geht man eigentlich, um sich einen schönen Abend zu machen. Ganz anders erging es den Zuschauern von „Sancta“, das am Samstag und Sonntag in der Oper Stuttgart aufgeführt wurde, berichten die „Stuttgarter Nachrichten“. Insgesamt 18 Personen, denen übel oder schummerig war, mussten vom Besucherservice behandelt werden, in drei Fällen musste gar der Arzt anrücken.

In früheren Zeiten war es eher kein Ausdruck von besonderer Qualität, wenn das Publikum eine Aufführung – mit Verlaub – zum Kotzen findet. Doch bei „Sancta“ gehörte der Ekel zum Programm. Und natürlich die Provokation.

Ich war selbst nicht dort, erfreue mich guter Gesundheit und kann mich daher nur auf die Berichterstattung verlassen. Die veröffentlichten Bilder (wir binden sie mal besser nicht hier ein) erinnern mich an eine Drogen-Party am FKK-Strand, die außer Kontrolle gerät: viel nackte Haut, Blut, eine psychedelische Lichtshow, ein leuchtendes Kreuz, das geschluckt wird und vieles mehr.

Eine Überraschung war das wohl nicht, immerhin heißt es auf der Website, die „Aufführung zeigt explizite sexuelle Handlungen sowie Darstellungen und Beschreibungen von (sexueller) Gewalt“. Zudem seien „echtes Blut sowie Kunstblut, Piercingvorgänge und das Zufügen einer Wunde“ zu sehen. Und: „In der Vorstellung werden Stroboskopeffekte, Lautstärke und Weihrauch eingesetzt.“ Weihrauch!

In der Oper geht es um „weibliches Begehren in einem lust- und leibfeindlichen Umfeld“, heißt es weiter. „Die junge Nonne Susanna entdeckt ihre Sexualität und zieht den Lendenschurz Christi am Kruzifix herab – ein skandalträchtiges Werk also!“

Mit anderen Worten: Ein Werk, das provozieren will. Ich denke mir: Wir leben in einem freien Land, da darf man eben auch provozieren. Selbst wenn die Provokation alles andere, was man mit „Kunst“ in Verbindung bringen kann, überlagert. Manche Menschen können eben gut schauspielern oder eindrucksvolle Bühnenbilder bauen. Andere können vor allem provozieren. Jeder kann was.

Ich darf so etwas aber auch peinlich und dumm finden. Und die Frage aufwerfen, warum denn der Steuerzahler für Produktionen aufkommen muss, die beim Durchschnittsbürger Würgereiz auslösen. Denn tatsächlich finanziert sich die Staatsoper Stuttgart nicht nur durch die Eintrittspreise ihrer leidensfähigen Zuschauer, sondern maßgeblich durch Steuergelder des Landes Baden‐Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart.

Bleibt zu hoffen, dass der Steuerzahler nun nicht auch noch für prophylaktische Gesundheitsmaßnahmen aufkommen muss: Vomex-Tabletten und Papiertüten sind selbst mitzubringen.

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