Kaum Text von genderinklusiver Sprache berührt

Forscher des Leibniz-Institut haben ermittelt, dass weniger als ein Prozent der Wörter in Pressetexten von genderinklusiver Sprache betroffen würden.
Von Norbert Schäfer
Mit dem Gendersternchen, auch Asterisk genannt, sollen in der Schriftsprache ungewollte Informationen über das soziale Geschlecht (Gender) vermieden werden

Forscher des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim sind der Frage nachgegangen, ob genderinklusive Sprache ein Hindernis für das Verstehen und Erlernen der deutschen Sprache darstellen kann.

Dazu analysierten die Forscher Pressetexte und identifizierten darin alle sprachlichen Elemente, die für eine gendergerechte Form geändert werden müssten. Dabei kam heraus: Im Durchschnitt sind weniger als ein Prozent der Wörter in deutschsprachigen Pressetexten von genderinklusiver Sprache betroffen. Bei der Studie geht es um die Häufigkeit, nicht das Empfinden „gendergerechter“ Formulierungen.

„Dieser geringe Anteil wirft die Frage auf, ob genderinklusive Sprache ein wesentliches Hindernis für das Verstehen und Erlernen der deutschen Sprache darstellen kann, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass die Interpretation von generischen Maskulina auch nicht immer eindeutig ist“, erklärte Carolin Müller-Spitzer, die Leiterin der Studie, in einer Pressemitteilung.

Behauptung: „Zu lang, monoton oder schwer lesbar“

Eine der Hauptbehauptungen sei, so führt die Studie an, dass die Verwendung von geschlechtergerechter Sprache Texte zu lang, monoton oder schwer lesbar mache und sogar das Erlernen von Deutsch als Fremdsprache erschweren könnte. „Dies wären starke Argumente gegen die Verwendung von geschlechtergerechter Sprache, die jedoch nicht empirisch belegt sind“, heißt es dazu in der Studie. Die liefere nun die erste empirisch quantitative Grundlage dafür, wie viel Textmaterial tatsächlich geändert werden müsste, wenn nicht-geschlechtsspezifische deutsche Texte in geschlechtsspezifische umgeschrieben würden.

Bei der Analyse der Texte wurden nicht nur Nomen, sondern auch Artikel, Adjektive und Pronomen berücksichtigt. Bei Wörtern, die sich direkt auf Personen beziehen, müsste etwa jedes zehnte Wort umformuliert werden, während es insgesamt nur jedes hundertste Wort ist. Das Ergebnis zeige, dass genderinklusive Sprache Texte kaum verlängern oder verkomplizieren würden, erklärte die Ko-Autorin der Studie, Samira Ochs. Die Komplexität genderinklusiver Sprache müsse jedoch weiter empirisch untersucht werden.

Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim ist eigenen Angaben zufolge die gemeinsam vom Bund und allen Bundesländern getragene zentrale wissenschaftliche Einrichtung zur Dokumentation und Erforschung der deutschen Sprache in Gegenwart und neuerer Geschichte. Es gehört zu den über 90 Forschungs- und Serviceeinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft.

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