Tobias Haberl: „Glaube ist für mich das Gegenteil von Angst“

Tobias Haberl ist Journalist und gläubiger Christ. In seinem Umfeld gilt er deshalb als Außenseiter. Das sieht der Katholik im „Welt“-Interview allerdings gelassen.
Von Norbert Schäfer
Der Literaturwissenschaftler und Journalist Tobias Haberl

Der Literaturwissenschaftler und Journalist Tobias Haberl schreibt für das „Süddeutsche Zeitung Magazin“. 2016 wurde seine journalistische Tätigkeit mit dem Theodor-Wolff-Preis gewürdigt. In seinem aktuellen Buch „Unter Heiden“ beschreibt Haberl seine Erfahrung als Christ in einer modernen, oft kirchenkritischen Gesellschaft.

Im „Welt“-Interview betont der gläubige Katholik, dass der Glaube für ihn eine Quelle der Ruhe und Zufriedenheit ist, die ihm einen Gegenpol zu den Erschöpfungen und Ängsten der modernen Welt bietet. Als Kehrseite der technischen Errungenschaften nennt er „Entfremdung, Erschöpfung, Vereinzelung, Ängste aller Art.“ Haberl sagt: „Der Glaube, das kann man schon so sagen, ist für mich das Gegenteil von Angst.“

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Trotz seiner positiven Einstellung zum Glauben wird der Journalist in seinem Umfeld – er spricht von einem „gentrifizierten Wohlstandsviertel“ und einem „linksliberalen Magazin“ – oft belächelt oder nicht ernst genommen, was er jedoch mit einer gewissen Gelassenheit betrachtet. In seinem Umfeld könnten die meisten nicht nachvollziehen, wie man an Gott glauben könne und in die Kirche gehe.

Viele sprächen abschätzig von der Kirche als „Verein“ oder „Firma“, hätten aber keine Ahnung, was sie im Kern ablehnten. In seinem Umfeld habe er bemerkt, dass er „als gläubiger Christ von einigen nicht ganz ernst genommen werde“, dass man ihn „rührend“ finde. Mit seinem Buch wolle er zeigen, „wie kostbar der Glaube und die Kirche in einer modernen Gesellschaft sind“.

Glaube als Quelle von „Sinn, Schönheit und Wahrheit“

Haberl sieht die Kirche als eine wichtige Institution, die Werte vermittelt, die nicht von Eigeninteressen geprägt sind. Er kritisiert den zunehmenden Individualismus und die Entfremdung der heutigen Gesellschaft und hält die Kirche für einen notwendigen Stachel gegen die Überzeugung, dass Lebensqualität ohne Schmerz zu erreichen sei.

Der Journalist betrachten seinen Glauben als einen inneren „Schatz“. Ihn ärgert die pauschale Kritik an der Kirche und ihren Vertretern, insbesondere in Bezug auf den Missbrauchsskandal. Im Gespräch verteidigt er die Kirche und weist auf das tägliche Engagement von Priestern und Laien hin, „die jeden Tag im Namen Jesu Christi Gutes tun“. Den Anwurf, er sei gegenüber der Kirche unkritisch, lässt er nicht gelten. „Ich kritisiere meine Kirche, wenn sie schweigt, wo sie zu reden hätte, ich hadere auch mit ihr, aber differenzierter, weil ich weiß, dass sie nicht von den Männern in den scharlachroten Soutanen, sondern von jedem einzelnen Getauften repräsentiert wird, also auch von mir.“

Insgesamt sieht Haberl seinen Glauben als eine Quelle von Sinn, Schönheit und Wahrheit, die sein Leben bereichert, auch wenn er in seinem Umfeld oft auf Unverständnis stößt.

In der kommenden Ausgabe der PRO (5/2024) erscheint ein Auszug aus dem Buch „Unter Heiden – Warum ich trotzdem Christ bleibe“ von Tobias Haberl. Das Buch ist im September beim btb-Verlag erschienen und kostet 22 Euro.

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