Rezension

Arte: Bierlaune triff auf Bekehrungswunsch

Junge evangelikale Christen haben acht Tage lang auf den Partymeilen Mallorcas missioniert. Ein Arte-Fernsehteam hat sie begleitet und schildert, wenn Missionare und feierfreudige Partygäste aufeinander treffen.
Von Johannes Blöcher-Weil
Auf den Partymeilen Mallorcas (Archivbild) setzen sich junge Menschen dafür ein, dass andere etwas von Jesus erfahren

Der Fernsehsender Arte hat eine Dokumentation über die missionarische Initiative „Reach Mallorca“ gedreht. Die Sendung ist seit Dienstag in der Arte-Mediathek verfügbar. Die Macher haben die „evangelikalen Christen“ eine Woche lang bei ihren Missions-Aktivitäten auf Mallorca begleitet, lassen Touristen zu Wort kommen und sparen in ihrem 30-minütigen Beitrag theologische Streitthemen nicht aus.

Seit mehr als zehn Jahren veranstaltet „Reach Mallorca“ Strandgottesdienste an der mallorquinischen Partymeile. Dies hat sie international und medial bekannt gemacht. Die Arte-Journalisten fragen in der Sendung danach, was passiert, wenn „Bibelkult auf Bierlaune“ trifft und wie missionarische Aktionen bei Mallorca-Touristen ankommen.

Jeden Sommer reisen dafür 300 junge Christen auf die beliebte Urlaubsinsel und möchten andere von ihrem Glauben überzeugen. Sie erzählen Touristen, was sie mit Gott erlebt haben. Im Mittelpunkt der Sendung unter dem Titel „Re: Beten am Ballermann“ steht die 23-Jährige Madita Hemke aus Wiehl. Sie hat sich schon als Kind bekehrt und engagiert sich seitdem „für andere Werte und Normen, als dies in der Gesellschaft der Fall“ ist.

Touristen lassen gemeinsames Gebet zu

Initiator von „Reach Mallorca“ ist Gernot Elsner, der die Aktion mit einem Verbund freikirchlicher Gemeinden seit 2009 durchführt. Die Arte-Filmsequenzen zeigen ein ehrliches Bild: Touristen hören den Missionaren geduldig zu und lassen für sich beten. Wirklich davon überzeugt scheinen sie nicht.

Die Sendung zeigt Missionseinsätze am Strand oder auf einem Partyboot in zwangloser Atmosphäre. Die Gespräche mit den Urlaubern drehen sich auch um Sexualität und Partnerschaft, oder warum aus Sicht der Missionare Mann und Frau füreinander geschaffen sind. Manche Gespräche lassen die Urlauber nicht unberührt. Nicht nur dort wo gefeiert wird, begleitet die Doku die Missionare, sondern auch wenn sich Christen in die Drogenreviere der Insel wagen, um dort ihren Glauben zu bezeugen.

Man wird das Gefühl nicht los, dass es einen Konflikt für die Dokumentation braucht: und zwar zwischen den Organisatoren von „Reach Mallorca“ und dem deutschen Pfarrer-Ehepaar vor Ort, die als Vertreter eines modernen und liberalen Glaubens präsentiert werden. Hier ist Elsner über die Darstellung enttäuscht: „Nahezu alles, was sie gegenüber dem Fernsehteam erklärt haben, würden wir genauso unterstreichen. Sie machen eine tolle Arbeit.“

Von gegenseitigem Respekt geprägt

„Die Dreharbeiten waren von gegenseitigem Respekt geprägt“, sagt Elsner über die Arbeit mit dem Arte-Team. Aus seiner Sicht lege die Dokumentation aber einen zu starken Fokus auf Sexualethik und zu wenig auf die Begeisterung für Jesus. „Wir haben immer wieder versucht zu erklären, dass wir nicht zu einem konservativen Lebensstil einladen, sondern zu einer Begegnung mit Christus.“

In etlichen Sequenzen bedienen sich die Macher vieler Klischees. So könnte man nach den 30 Minuten denken, dass alle Evangelikale prinzipiell christliche Bekenntnisschulen besuchen und jeder von ihnen die Evolutionstheorie oder queer lebende Menschen ablehnt. Gegenüber PRO äußert sich Elsner auch enttäuscht über die Sendung: „Das bildet eigentlich nicht die Realität von Reach Mallorca ab. Ich denke, das Bildmaterial hätte mehr als ausgereicht, um ein lebensfrohes und ungezwungenes Christsein junger Menschen zu malen.“

Vermutlich werden beim Zuschauer vor allem die Gespräche über Sex und die konservative Sicht der Missionare zu dem Thema hängenbleiben. Aber auch, dass es junge Menschen gibt, die getrieben von ihrem christlichen Glauben und der Liebe zum Menschen für Fremde da sind, ihnen Gehör, Zuwendung, Begleitung und die gute Botschaft der Bibel anbieten. Schön, dass die Arte-Dokumentation fair mit evangelikalen Christen und der christlichen Mission umgeht und es ins Programm geschafft hat.  

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