Das „Bibelhaus Erlebnismuseum” (BIMU) in Frankfurt am Main bietet noch bis zum 15. September 2024 den Besuchern einen virtuellen Ausflug an: mittels VR-Brillen gelangen sie ins Jerusalem zur Zeit Jesu. Genauer gesagt: vor den Tempel. Über die Kernzeit der Ausstellung hinaus, soll die virtuelle Schau bis zum 30. November im Bibelhaus zu sehen sein.
„Virtual Jerusalem – Münzen im Jerusalemer Tempel vor 2000 Jahren“ lautet der Titel der Sonderausstellung. Weil das Museum mit einem hohen Andrang rechnet, bittet es um vorherige Anmeldung für die VR-Erlebnisse.
Helfer erklären jedem Besucher auf Wunsch gut verständlich die Bedienung der Brillen und der beiden Controller in der rechten und in der linken Hand. Wer sich indes mit VR bereits ein wenig auskennt, wird sich hier schnell zurechtfinden. Teleportation innerhalb des Tempel-Areals ist durch Drücken der Joysticks möglich, ebenso ein Drehen um die eigene Achse.
Interaktiv kann man die Münzen greifen und wieder hinlegen, oder sogar damit bezahlen – sei es eine Taube als Opfer oder ein Brot gegen den Hunger. Die Grafik ist nicht auf dem höchsten Niveau aktueller Virtual-Reality-Spieleklassiker, dennoch reicht die interaktive Illusion aus, um dem Besucher einen Eindruck zu vermitteln. Etwa, wie groß der Herodianische Tempel in Jerusalem war, und vor allem, wie die Münzen aussahen, mit denen Römer und Juden damals bezahlten.
Ausstellung wandert später in die Schweiz
„Der Tempel wurde im Jahr 70 n. Chr. von den Römern zerstört, zur Zeit Jesu war er gerade fertig“, sagt der Museumsdirektor Veit Dinkelaker beim Besuch in Frankfurt gegenüber PRO. Im Zentrum der Animation stehen vier antike Münzen aus der Zeit Jesu, die das Bibelhaus derzeit als Leihgabe vom Institut für Klassische Archäologie der Universität Tübingen. Nach dem 15. September 2024 wandert die Ausstellung zunächst nach Winterthur in der Schweiz.
„Wir wollen aber verhandeln, dass man die virtuelle Rekonstruktion des Tempels auch in Zukunft hier bei uns im Museum besuchen kann“, sagt Dinkelaker. Der Theologe betont, dass Geldmünzen in der Bibel sehr häufig eine Rolle spielen. „Denken Sie an den Denar des Tiberius – die Steuerzahlung an die Römer – oder an das Scherflein der Witwe, die 30 Silberlinge des Judas oder die Pfunde und Talente, mit denen wir wuchern sollen.”
Dinkelaker verweist auf die Münzen, die den Alltag auf dem Tempelberg näher bringen: Zum einen ist da der Tyrische Schekel, die Münze für die Tempel-Steuer; zum anderen sind drei weitere Klein-Bronzen zu sehen – sowohl virtuell als auch real in einer Vitrine. Im Original sind sie so groß wie ein Daumennagel, doch in der virtuellen Realität kann man die Geldstücke vergrößern, in der Hand drehen und genau betrachten.
Ziel sei es, dem Besucher zu verdeutlichen, wie viel diese Münzen damals wert waren und was man damit kaufte, sagt Dinkelaker. „Man kann mit den Münzen in der VR-Umgebung auch bezahlen“, sagt Dinkelaker, „etwa ein Opfertier kaufen oder die Tempel-Steuer entrichten, wenn man Hunger hat, sogar ein Brot erwerben.“
Die VR-Umgebung ist ein gemeinsames Projekt der Archäologie, des Sonderforschungsbereichs „Andere Ästhetik“ der Universität Tübingen und der Evangelischen Theologie. Bei VR gehe es längst nicht mehr nur um Spiele, sagt Dinkelaker. „Im Forschungsbereich ‚Serious Games‘ (ernste Spiele) geht es um viele Anwendungen im Computerbereich, die wissenschaftliche Informationen vermitteln.”