Kommentar

Wenn Versöhnung das Fußball-Geschäft erobert

Die Fußball-Welt hat in den vergangenen Tagen und Wochen von zwei Großen des Geschäfts Abschied genommen: Willi Lemke und Christoph Daum. In der Berichterstattung über deren Tod spielte Versöhnung eine wichtige Rolle. 
Von Johannes Blöcher-Weil
Der große Macher des FC Bayern München: Uli Hoeneß

Der FC Bayern München ist für mich in vielen Dingen ein rotes Tuch. Als kleiner Junge musste ich regelmäßig erleiden, wie der Krösus der Liga die besten Spieler meines Vereins aus Bremen verpflichtete – und damit seinen damaligen größten Kontrahenten schwächte.

Von daher ist es nicht verwunderlich, dass auch der frühere Manager des Vereins Uli Hoeneß auf meiner Sympathie-Liste bis heute nicht weit oben steht. Pluspunkte hat der umtriebige Manager aber in den vergangenen Wochen gesammelt, als der Fußball den Verlust von zwei anderen Größen des Geschäfts erleben musste: Trainer Christoph Daum und Manager Willi Lemke.

Mit beiden pflegte Hoeneß ein langjährige, bittere Rivalität. Mit beiden konnte er sich streiten wie die Kesselflicker. Doch bei beiden hat mich Zuge der Berichterstattung über deren Leben und Tod etwas hellhörig gemacht. Denn natürlich war in beiden Biografien zu lesen, wie konfliktbeladen das Verhältnis zu Hoeneß – zumindest in der Öffentlichkeit – war.

Konflikte beigelegt

Aber noch viel wertvoller fand ich, dass es Hoeneß und beiden langjährigen Rivalen gelungen ist, ihre Konflikte zu Lebzeiten beizulegen. Die Sportschau berichtete am Samstag darüber, wie beide Erzrivalen sich versöhnt haben. Lemke habe Hoeneß’ Haftzeit nicht genutzt, um „auf einen am Boden liegenden Rivalen draufzuhauen“.

Und auch die Geschichte mit Christoph Daum und Uli Hoeneß hätte etwas für einen Hollywood-Streifen. Auch sie waren erbitterte Rivalen. Und dann erzählt Daum in einer Doppelpass-Sendung, wie das jüngste Treffen zwischen ihnen abgelaufen ist. Sie hätten den alten Streit zu den Akten gelegt und sich umarmt.

Natürlich könne man viele alte Dinge endlos diskutieren, aber das sei „verschüttete Milch“, betonte Daum. Statt sich weiter zu bekämpfen, habe man sich zusammengesetzt und wieder Brücken gebaut. „Das sei ein wichtiges Signal für die Gesellschaft“, machte Daum deutlich.

Und ich ertappe mich dabei, wie ich oft so anders mit meinen persönlichen Konflikten umgehe und mich häufig nicht sehr versöhnlich zeige. Ich muss, auch wenn es als alter Werder-Fan schwerfällt, zugeben: Uli Hoeneß ist da jetzt für mich ein Vorbild – zumindest ein bisschen.

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