Rezension

Netflix-Doku über Ausnahme-Turnerin Simone Biles

Wenn an diesem Wochenende die Olympischen Spiele in Paris starten, sind die Augen auf die Superstars gerichtet. Eine davon ist die gläubige Turnerin Simone Biles. Passend dazu erscheint nun bei Netflix eine Dokumentation über sie.
Von Jörn Schumacher
Simone Biles

Ihr Name ist zum Synonym für Spitzenleistungen geworden. Und selbst wer mit dem Turn-Sport nichts zu tun hat, ist sofort beeindruckt von ihrer Mischung aus Kraft und Eleganz und erkennt, dass hier ein Ausnahmetalent zu sehen ist. Die Amerikanerin Simone Biles ist mit insgesamt 37 Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften die am meisten ausgezeichnete Turnerin der Geschichte.

Biles brach viele Rekorde, 2019 stellte sie etwa den Rekord für die meisten Weltmeisterschaftsmedaillen im Turnen auf. Im Jahr 2022 verlieh ihr US-Präsident Joe Biden die Presidential Medal of Freedom. Biles ist dafür bekannt, außergewöhnlich schwierige Übungen exzellent auszuführen. Doch es lief nicht alles rund. Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio galt sie als eine der größten Medaillenhoffnungen der USA. Doch sie versagte. Ihr Auftritt ging daneben. Biles zog sich sofort aus dem gesamten Wettkampf zurück.

Die Netflix-Serie „Simone Biles: Wie ein Phönix aus der Asche“, die pünktlich mit den Olympischen Spielen in Paris bei Netflix startet, bringt dem Zuschauer die Ausnahmesportlerin näher. Von den bislang produzierten vier Episoden sind bereits jetzt zwei zu sehen. Es heißt, dass es zu einem späteren Zeitpunkt eine Fortsetzung der Serie geben wird, die Biles auch in Paris zeigen soll.

Ein von Gott gegebenes Talent

Biles wurde 1997 in Columbus, Ohio, geboren. Ihre leibliche Mutter litt unter Drogen- und Alkoholproblemen. Biles kam in eine Pflegefamilie, als ihre Mutter nicht mehr in der Lage war, für sie und ihre drei Geschwister zu sorgen. Ihre gläubige Adoptivmutter Nellie erzog das Mädchen im Glauben an Gott. Auch Biles selbst hat immer offen über ihren Glauben gesprochen und beschrieben, dass ihr gymnastisches Talent ein von Gott gegebenes Geschenk sei. „Mein Vater hat mir immer gesagt: Vergeude Gottes Geschenk nicht“, sagte Biles in einem Interview. „Mir wurde beigebracht, dass man sich mit allem an ihn (Gott) wenden kann und dass er derjenige ist, der das eigene Leben lenkt. Meine Mutter hat immer gesagt, wenn man etwas nicht weiß, soll man es Gott überlassen. Betet zu ihm.“

In der Netflix-Dokumentation ist erfreulicherweise Biles selbst vor der Kamera zu sehen, die von ihren Erlebnissen spricht. Im Fokus der ersten beiden Folgen stehen die Olympischen Spiele in Tokio 2020, Biles Scheitern dort und ihre Versuche, dieses aufzuarbeiten. „Ich hatte während meiner Karriere viele Dinge verdrängt“, sagt sie dann in die Kamera, „aber das funktioniert nur eine gewisse Zeit. Irgendwann brennen die Sicherungen durch.“

Im Jahr 2018 wurde bekannt, dass ein Arzt der amerikanischen Turner-Mannschaft, Larry Nassar, Turnerinnen sexuell missbraucht hatte. Auch Biles war unter den mehr als 150 Frauen, die sich meldeten. Neben dem psychischen Druck, der in Tokio auf Biles lastete, war auch dieses Trauma ein Grund für ihren Zusammenbruch. „Ihr Körper und ihr Geist waren nicht mehr im Einklang“, sagt ihr Trainer Laurent Landi, in der Dokumentation. Sie selbst hätte danach nie gedacht, dass sie nach Tokio noch einmal Wettkämpfe bestreiten würde – geschweige denn bei Olympia.

Um den Glauben geht es – zumindest in den bisher veröffentlichen zwei Folgen – nicht. Der Originaltitel der Serie, „Simone Biles Rising“ basiert auf einem Tattoo, das Biles sich hat stechen lassen. Es sind die Worte „And still I rise“. Dabei handelt es sich um ein Zitat von der amerikanischen Bürgerrechtlerin Maya Angelo, zu Deutsch: „Und dennoch erhebe ich mich.“

Am heutigen Freitag beginnen die 33. Olympischen Sommerspiele in Paris. Und auch wenn es nach Tokio 2020 unwahrscheinlich war, tritt auch Simone Biles als Turnerin des amerikanischen Teams an.

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