Die Fußball-EM wird begeistern, das ist klar. Nach den aus deutscher Sicht enttäuschenden letzten großen Turnieren und der Winter-WM in Katar wird die Heim-EM mit Sicherheit auch die Menschen in ihren Bann ziehen. Und die eigene Begeisterung wird nochmal größer, wenn man sie mit anderen teilen kann. Public-Viewing gehört seit der WM 2006 zur deutschen Fußballkultur.
Gemeinsam von einer Sache begeistert sein, Erlebnisse schaffen, die in Erinnerung bleiben, gemeinsam feiern und Zeit verbringen. Was für den Fußball gilt, darf (und muss) auch für Gemeinde gelten. Was liegt da näher, als Public-Viewing auf der Kirchwiese, im Gemeindehaus oder sogar im Gottesdienstraum anzubieten? Und ja, das ist großartig, wenn Menschen kirchliche Räume anders wahrnehmen, wenn sie Gemeinde als Ort von Gemeinschaft auch außerhalb der Gottesdienstzeiten erleben.
Christen sollten diese Chance nutzen, auch kirchenfernen Menschen einen Ort zu geben, an dem sie in der großen Runde, gemeinsam mit anderen Fußballspiele sehen können – gerne auch bei kühlen Getränken und einer Grillwurst. Menschen werden es wertschätzen, dass Gemeinden sich öffnen und nehmen ebendiese nochmal ganz neu wahr.
Menschen nicht zu Evangelisationsobjekten machen
Aber lasst uns vorsichtig damit sein, aus Fußballübertragungen evangelistische Veranstaltungen zu machen, bei denen die Taktikbesprechung vor dem Spiel oder in der Halbzeit unterbrochen wird und Jesus als der beste Trainer für unser aller Leben gepredigt wird. Denn Menschen kommen wegen des Fußballguckens und nicht wegen einer Andacht zu uns. Und – viel wichtiger – Menschen merken sehr schnell, wenn sie „nur“ Evangelisationsobjekte sind. „Ach, jetzt erzählen sie uns doch wieder was von ihrem Gott, wusste ich doch.“
Solche oder ähnliche Gedanken machen sich Menschen, die unter „falschem“ Vorwand in die Kirche gelockt werden. Lasst uns stattdessen Leben und den Fußball teilen, Menschen und ihre Leidenschaft kennenlernen, lasst sie Kirche und Gemeinde neu wahrnehmen. Um diese hoffentlich neu gewonnene Offenheit nutzen zu können. Für persönliche Gespräche, auch über den Glauben, und Einladungen zu anderen Gemeindeveranstaltungen.
Von: Martin Schott, Bundessekretär für Teenagerarbeit und Sport im CVJM-Westbund.
Der Artikel ist erstmals in der Ausgabe 3/2024 des Christlichen Medienmagazins PRO erschienen. Das Heft können Sie hier kostenlos bestellen.