Gott in den Sternen suchen und finden

Schon Abraham bestaunte die Sterne am Himmel, die kein Mensch zählen kann. Bis heute weisen sie auf die Größe des Schöpfers hin. Für den Blick ins All hat ein Pfarrer im Vogtland mit einem befreundeten Astronomielehrer eine eigene Sternwarte gebaut. Ein Rundgang.
Von PRO
Pfarrer Tilo Kirchhoff in der Kuppel der Sternwarte.

Die Anfahrt ist kurvig, durch Wälder, entlang eines Flüsschens, auf engen Straßen. Plötzlich sieht man sie, direkt nach dem Ortsschild Geilsdorf – die Kuppel der Sternwarte. Sie wirkt auf den ersten Blick wie ein Fremdkörper, den man in dem kleinen Ort nicht vermuten würde. Auf den zweiten Blick fügt sie sich aber doch harmonisch in die bergige Landschaft ein.

Die Sternwarte steht mitten auf dem Pfarrhof des Weischlitzer Ortsteils Geilsdorf. Pfarrer Tilo Kirchhoff ist die Begeisterung darüber deutlich anzumerken. Bereits vor acht Jahren, 2016, hatten er und der befreundete Astronomielehrer Bernd Hüttner die Idee, eine Sternwarte zu errichten. Das vorhandene Rüstzeitheim sollte so auch unter der Woche effektiv ausgelastet sein. Zunächst entstanden 36 neue Schlafplätze für Schulklassen und Jugendgruppen sowie ein Gemeinschaftsraum.

Die Schlafplätze im Erdgeschoss und auch der Saal darüber sind barrierefrei zu erreichen. Nach einem kleinen serpentinenförmigen Aufgang erreicht man einen Glastunnel, der Saal und Sternwarte miteinander verbindet. Die Kuppel selbst ist leider bisher nur über Stufen zu erreichen – an einer barrierefreien Lösung auch dafür werde laut Pfarrer Kirchhoff noch gearbeitet.

Bürokratische Hindernisse und die Corona-Pandemie verzögerten die Baumaßnahmen laut Astronomielehrer Hüttner erheblich. Doch jetzt ist die Sternwarte fertig, ihre Kuppel thront seit März dieses Jahres über dem Pfarrhof. Es ist gemütlich hier, es riecht nach Holz. Da es jedoch keine Heizung gibt, ist es auch kalt. „Wir wollten möglichst natürliche Bedingungen schaffen, um die Beobachtungen nicht zu verzerren“, sagt Kirchhoff. Deshalb sei es eben in der Sternwarte im Sommer warm und im Winter kalt. Jedoch wolle man zukünftig noch Rotlicht für ein Minimum an Wärme installieren, dieses verzerre die Beobachtungen nicht.

Hinweise auf den Schöpfer

2021 gründete sich das Astro-Team. Heute besteht es aus rund 20 interessierten Personen zwischen 20 und 80 Jahren, sechs davon sind wie Hüttner selbst auch beruflich im astronomischen Fachbereich. Wenn das Wetter günstig und die Sicht klar ist, treffen sie sich etwa einmal wöchentlich abends für professionelle Beobachtungen. Während die einen eher die Sonne betrachten, interessieren sich andere mehr für Kometen oder den Planeten Saturn. So ergänzen sich verschiedene Beobachtungen.

Möglich wird das durch verschiedene Teleskope. Neben mehreren mobilen, kleinen Varianten sind Kirchhoff und Hüttner vor allem stolz auf die beeindruckende Beobachtungstechnik direkt in der Sternwarte: ein großes Hauptteleskop, ein Spiegelteleskop für Fotografien und als große Besonderheit ein Sonnenteleskop. „Von diesem hochwertigen Teleskop wurden im letzten Jahr in ganz Europa nur sechs Stück angefertigt“, sagt Hüttner.

Die Vorgänge auf der Sonne zu beobachten, findet auch Kirchhoff ganz besonders faszinierend. „Man sieht direkt diese immensen Kräfte, die im Weltall wirken. Die Erde ist ein Nichts in den riesigen Weiten des Universums“, sagt er. Dieser Blick mache demütig und setze alles hier auf der Erde in eine ganz andere Relation. Allein die Teleskope kosteten rund 150.000 Euro der Spendenmittel für das Projekt. Um diese teure Technik zu schützen, wird die Sternwarte nur bei trockenem Wetter geöffnet.

Das Haupt- und das Spiegelteleskop der Sternwarte (Foto: Lisa-Maria Mehrkens)

Und was hat so eine Sternwarte nun mit Gott zu tun? „In der gesamten Bibel gibt es sehr viele Bezüge zu Sternen und dem Universum“, antwortet Kirchhoff darauf. Daher eigne sich die Sternwarte gut, um auch Personen, die sonst nicht in eine Kirche kommen würden, mit Grundfragen des Lebens zu konfrontieren. Die Menschen seien beim Beobachten in der Sternwarte aus ihrem Alltag herausgenommen und hätten Zeit, über Sinnfragen nachzudenken. „Da kann man gut vom Fernen zum Nahen, vom Großen zum Kleinen kommen und sich fragen, was das alles mit mir persönlich zu tun hat“, sagt der Pfarrer.

Und auch Bernd Hüttner ist überzeugt von der guten Verbindung von Astronomie und Religion: „Je mehr man sich mit Aufbau des Weltalls beschäftigt, desto mehr kommt man zu der Idee, dass es Dinge hinter dem Sichtbaren gibt. Die Erkenntnis, wie genial die Schöpfung ist, vertieft sich“, berichtet er. Die Besucher der Sternwarte sollen „mit der Erkenntnis heimgehen, dass Glaube und Wissenschaft kein Widerspruch sind, sondern sich ergänzen.“ Wer glaubt, sei kein altmodischer, sondern eher ein sehr moderner Mensch, meint Hüttner.

Begleitung in die Ewigkeit

Das Astro-Team hat bereits zahlreiche Bilder faszinierender Beobachtungen gesammelt. Neben Sonnenstürmen sind darauf Galaxien, Nahaufnahmen von Planeten oder Kometen zu sehen. Ein Phänomen zeigt ganz besonders Gottes Liebe: Eine rote Ansammlung von Sternen, die wie ein Herz aussieht und tatsächlich auch „Herznebel“ genannt wird.  Ungefähr die Hälfte der Team-Mitglieder seien nicht gläubig, weiß Kirchhoff. Doch ein Teilnehmer sei bereits durch die Arbeit im Team zum Glauben gekommen und plane jetzt, sich taufen zu lassen.

Die gewonnenen Erkenntnisse teilt das Team auf Vorträgen mit anderen. Die Beobachtungen während der Rüstzeiten richten sich vor allem an gläubige, kircheninterne Teilnehmer. Doch auch für Schulklassen und die allgemeine Öffentlichkeit soll es regelmäßig ein monatliches Programm mit Beobachtungs- und Vortragsabenden geben. Dabei fließen auch christliche Impulse mit ein. Einige Themenabende liefen bereits, zum Beispiel zu einer Mars-Mission, an Weihnachten zum Stern von Bethlehem oder verschiedenen Kometen. Wenn das Wetter es zulässt, können manche Phänomene direkt beobachtet werden, ansonsten muss das Team auf Bilder zurückgreifen. Dazu kooperiere man auch mit den anderen umliegenden Sternwarten in Schneeberg, Rodewisch und Drebach.

Die Sternwarte wurde rein aus Spendenmitteln finanziert. Insgesamt wird das Projekt voraussichtlich etwas über 300.000 Euro kosten. Eine bauliche Besonderheit ist die durchgehende Fundamentsäule, die für mehr Stabilität für die Teleskope der Sternwarte sorgt. Denn schon kleinste Erschütterungen könnten laut Kirchhoff große Auswirkungen im Weltall haben und die Beobachtungen verschwimmen und verwackeln lassen.

Die helle Außenhaut soll tagsüber die Sonneneinstrahlung verringern, um abends gleichbleibende Lufttemperaturen zu ermöglichen (Foto: Lisa-Maria Mehrkens)

Bei Hüttner und Kirchhoff ist die Begeisterung für das Projekt zu spüren. Hüttner hofft, dass die Sternwarte die Attraktivität der eher abgelegenen Region und das Interesse am Thema Astronomie wieder steigert. Neben genügend Mitarbeitern ist ihrer beider Wunsch für die Zukunft vor allem, dass Menschen durch die Sternwarte neu staunen, in ihrem Leben nach Gott fragen und zu Jesus finden. „Wir wollen sie ein Stück weit begleiten auf ihrem Weg in die Ewigkeit“, sagt Kirchhoff.

Sollte auch zukünftig genügend Geld da sein, könnte zusätzlich ein Planetarium integriert werden. Im Moment ist eine aufblasbare, mobile Version für Testzwecke vor Ort. Doch zunächst ist die große Eröffnung der „Dörffel-Sternwarte Pfarrhof Geilsdorf“ geplant. Namensgeber Georg Samuel Dörffel wurde 1943 im nicht weit von Geilsdorf entfernten Plauen geboren. Er brachte als Pfarrer und Hobbyastronom Glaube und Wissenschaft zusammen und veröffentlichte zahlreiche astronomische Abhandlungen, darunter unter anderem bedeutende zur Berechnung der Laufbahnen von Kometen.

Von: Lisa-Maria Mehrkens

Der Artikel ist erstmals in der Ausgabe 3/2024 des Christlichen Medienmagazins PRO erschienen. Das Heft können Sie hier kostenlos bestellen.

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