Pater Brown-Erfinder: Zum 150. Geburtstag von G. K. Chesterton

Bekannt wurde er vor allem durch seine Detektiv-Figur Pater Brown. Doch er gilt auch als einflussreicher Apologet des 20. Jahrhunderts. Am 29. Mai wäre der englische Schriftsteller und Journalist G. K. Chesterton 150 Jahre alt geworden.
Von Jörn Schumacher
Gilbert Keith Chesterton

Gilbert Keith Chesterton war Schriftsteller, christlicher Apologet, Journalist sowie Literatur- und Kunstkritiker. Seine bekannteste literarische Figur ist der Priester und Detektiv Pater Brown. Dem Ermittler im schwarzen Talar ist das Innenleben des Täters meistens wichtiger als der äußere Hergang der Tat. Die Bücher wurden mehrmals verfilmt, in Deutschland unter anderem mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle

Als Romanautor war Chesterton ein Meister des Paradoxen. Er spielte mit den Erwartungen des Lesers und überraschte mit Widersprüchen. Das Paradoxe fand er auch im christlichen Glauben, darüber schrieb er etwa im Kapitel „Paradoxa des Christentums“ im Buch „Orthodoxie“. Eigentlich am 29. Mai 1874 in eine unitarische Familie hineingeboren, rebellierte Chesterton schon früh gegen seine Herkunft. Er wurde in die Anglikanische Kirche getauft, doch mit 16 Jahren beschloss er, Agnostiker zu sein. Laut seiner Autobiografie war er als junger Mann vom Okkulten fasziniert und experimentierte zusammen mit seinem Bruder Cecil mit Ouija-Brettern.

Ursprünglich wollte er Illustrator werden und machte eine entsprechende Ausbildung in London. An der Universität besuchte er auch Kurse in Literatur. In einem Verlag begann er ab etwa 1902 als Kunst- und Literaturkritiker zu arbeiten. Dann gab ihm die von Charles Dickens begründete Zeitung „The Daily News“ eine wöchentliche Meinungskolumne. Es folgten ab 1905 eine wöchentliche Kolumne in „The Illustrated London News“, für die er die nächsten dreißig Jahre lang weiter schrieb. Als Journalist äußert er sich vehement gegen den Zweiten Burenkrieg, was ihn deutlich vom Rest der britischen Presse unterschied. Im Gegensatz dazu verteidigte er die Alliierten im Ersten Weltkrieg energisch im Kampf gegen Deutschland.

Fleißiger und erfolgreicher Autor – und eventuell bald Heiliger?

Im Jahr 1920 heiratete er Frances Blogg, die Ehe hielt den Rest seines Lebens. Im Jahr 1922 trat er in die katholische Kirche ein. Darüber schrieb er in seinem Buch „Orthodoxie“. Die „wichtigste Frage“ sei für ihn, wie der Mensch es fertig bringen könne, „gleichzeitig voll Staunen über die Welt zu sein“ und sich „in ihr zu Hause zu fühlen“ – und zugleich weiterhin „daheim (…) Heimweh“ zu empfinden nach jenem „Mehr“, dass das Christentum verspricht.

Chesterton debattierte gern und führte oft freundschaftliche öffentliche Auseinandersetzungen mit Autoren wie George Bernard Shaw, Herbert George Wells oder Bertrand Russell. Er war mit einer Körpergröße von 1,93 m ein großgewachsener Mann und wog etwa 130 kg. Er selbst machte über seine Körperfülle des Öfteren witzige Bemerkungen. Chesterton trug normalerweise einen Umhang und einen zerknitterten Hut, in der Hand einen Stockdegen und aus seinem Mund hing eine Zigarre.

1931 lud die BBC Chesterton ein, eine Reihe von Radiovorträgen zu halten. Er akzeptierte, zunächst zögerlich. Die Vorträge erfreuten sich dann aber großer Beliebtheit. Chesterton schrieb rund 80 Bücher, einige hundert Gedichte, etwa 200 Kurzgeschichten, 4.000 Essays (hauptsächlich Zeitungskolumnen) und mehrere Theaterstücke. Im Jahr 1935 wurde er für den Nobelpreis für Literatur nominiert.

Chesterton starb am 14. Juni 1936 im Alter von 62 Jahren in seinem Haus in Beaconsfield, Buckinghamshire, an Herzversagen. Chestertons Nachlass wurde auf 28.000 Pfund beziffert, was heute einem Wert von 2,8 Millionen Euro entspräche. Nach seinem Tode ehrte Papst Pius XI. Chesterton mit dem Titel „Defensor Fidei“, Verteidiger des Glaubens. Im Jahr 2013 leitete ein katholischer Bischof im nördlich von London gelegenen Northampton ein Verfahren zur Überprüfung der Heiligsprechung des Schriftstellers ein. (In der Diözese des Bischofs liegt der einstige Wohnort Chestertons.)

Brachte C.S. Lewis zum Christentum

Chestertons bekannteste Figur war der Priester und Detektiv Father Brown. Bücher wie „The Man Who Was Thursday“ wurden als „metaphysische Thriller“ beschrieben. In vielen seiner Schriften tauchen christliche Themen und Symbole auf.

Chestertons 1925 veröffentlichtes Buch „The Everlasting Man“, in dem er seine spirituelle Reise beschreibt, trug zur Hinwendung von C.S. Lewis zum Christentum bei. Er widerspricht darin dem von H.G. Wells propagierten Weltbild, dass der Mensch ein reines Zufallsprodukt der Evolution sei; der Mensch sei mehr als ein Tier, und Jesus sei mehr als nur ein außergewöhnlicher Religionsführer gewesen. In einem Brief aus dem Jahr 1950 nannte Lewis das Buch „die beste populäre Apologetik, die ich kenne“. Chestertons Lied „O God of Earth and Altar“ wurde in das Gesangbuch der Church of England aufgenommen. Er schrieb zudem ein Buch über Thomas von Aquin und 1929 das Buch „The Thing: Why I Am a Catholic“ (Warum ich katholisch bin).

Chesterton wurde Antisemitismus vorgeworfen. Er selbst wies diesen Vorwurf stets zurück. Einige seiner Karikaturen zeigten Juden, die er als gierig, feige, illoyal und kommunistisch stereotypisierte. Im Buch „The New Jerusalem“ schrieb Chesterton über ein Gedankenexperiment, bei dem Juden im öffentlichen Leben Englands unter der Bedingung zugelassen werden sollten, dass sie eindeutig nahöstliche Kleidung tragen müssten, um sie identifizieren zu können. Andererseits war Chesterton einer der ersten, der seine Abscheu vor der Herrschaft Adolf Hitlers offen zum Ausdruck brachte. In „The Truth About the Tribes“ griff Chesterton die Rassentheorien der Nazis an. Auch wandte er sich in „Eugenics and Other Evils“ (Eugenik und andere Übel) gegen die Eugenik, als das Parlament ein Gesetz verabschieden wollte, nach dem Menschen sterilisiert werden sollten, die als „geistig defekt“ galten.

Chesterton war überzeugt: „Wenn Menschen aufhören, an Gott zu glauben, dann glauben sie nicht an nichts, sondern an alles Mögliche. Das ist die Chance der Propheten – und sie kommen in Scharen“. Er sah und bekannte mit seinem Blick auf Christus am Kreuz und auf dessen einsame Verzweiflung, dass das Christentum die einzige Religion ist, „in der Gott eine Sekunde lang Atheist zu sein schien“.

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