In Rheinland-Pfalz werden am 9. Juni die Kommunalparlamente gewählt. Für Aufsehen sorgt jetzt ein Werbe-Flyer der AfD in Mainz. Sie hat ein Bild der Christuskirche für ihre Werbung verwendet. Die Gemeinde prüft jetzt rechtliche Schritte, um die weitere Verbreitung des Flyers zu unterbinden.
Die „Alternative für Deutschland“ wirbt mit dem Spruch „Mainz bleibt Mainz“. Die Kirchen und andere historische Bauwerke auf dem Flyer sollen die Heimatverbundenheit und Tradition der Partei herausstellen. Allerdings möchte der Kirchenvorstand nicht, dass ein Bild der Christuskirche verwendet wird. Er hat die Partei in einem Brief aufgefordert, unverzüglich alle Werbung mit dem Foto ihrer Kirche zu unterbinden.
„Wir haben der AfD niemals die Zustimmung gegeben, unser Gebäude im Wahlkampf zu instrumentalisieren“, erklärte Pfarrerin Eva Lemaire. Die Forderungen und Ansichten der AfD stünden im Widerspruch zum christlichen Menschenbild und zum Verständnis der Kirche von einem offenen und friedlichen Miteinander.
„Kirchen nicht als Parolen für Ausgrenzung missbrauchen“
Die Landeskirche zweifelt daran, dass die Partei das Foto nutzen und sich auf die Panoramafreiheit berufen darf. Diese gilt gewöhnlich für Aufnahmen von Gebäuden im öffentlichen Raum. Der Mainzer Dekan, Andreas Klodt, und der katholische Domdekan Henning Priesel erklärten, sie würden allen Versuchen entgegentreten, „Kirchen als Hintergrundbilder für Parolen der Ausgrenzung zu missbrauchen“. Auch der katholische Dom ist auf dem Flyer abgebildet.
Das Evangelische Dekanat Mainz hat die Plakataktion „Damit Mainz Mainz bleibt“ ins Leben gerufen. Dabei machen auch die katholischen Innenstadtgemeinden mit. Die Plakate werden in Schaukästen und an Gebäuden der Mainzer Gemeinden angebracht. Mit der Aktion sprechen sich alle Gemeinden in ökumenischer Verbundenheit für Toleranz und Vielfalt in Mainz aus.
Kirchen als Orte der Zuwendung und des Schutzes
„Kirchen sind Gotteshäuser. Sie sollen Orte der Zuwendung und des Schutzes für alle sein. Alle Menschen haben die gleiche Würde und die gleichen Rechte. Alle sind Gott in seinem Haus willkommen“, erklären Klodt und Priesel.
Der Mainzer AfD-Kreisvorsitzende Stephan Stritter teilte dem Evangelischen Pressedienst mit, dass sich seine Partei mit dem Flyer „zu den historischen Traditionen von Mainz“ bekenne. Es gelte, das einmalige Stadtbild von Mainz zu erhalten. Die Verwendung des Fotos sei „natürlich zulässig“ und werde deshalb im Wahlkampf nicht gestoppt. Stritter warf insbesondere der evangelischen Kirche vor, sie beteilige sich auf Kosten ihres eigentlichen Auftrags, der Seelsorge, an parteipolitischen Kampagnen.