Kaum Veränderung: US-Amerikaner weiter für legale Abtreibung

Im Juni 2022 hat das Oberste Gericht das liberale Abtreibungsrecht in den USA gekippt. Eine Studie zeigt, dass die Mehrheit der US-Bürger weiterhin legale Abtreibungen befürwortet und sich diese Einstellung seit zwei Jahren kaum verändert hat.
Von Norbert Schäfer
Abtreibungsbefürworter in den USA

Fast zwei Jahre nachdem der Oberste Gerichtshof die Entscheidung „Roe v. Wade“ aus dem Jahr 1973 gekippt hat – die ein Recht auf Abtreibung begründete – spricht sich die Mehrheit der Amerikaner weiterhin für einen freien Zugang zur Abtreibung aus. Das geht aus einer aktuellen Erhebung des Pew Research Centers hervor.

Mehr als sechs von zehn US-Bürgern (63 Prozent) gaben an, dass Abtreibung in allen oder den meisten Fällen legal sein sollte. Dieser Anteil ist seit 2021 um 4 Prozentpunkte gestiegen – dem Jahr vor der Entscheidung im Fall „Dobbs vs. Jackson Women’s Health Organization“ im Jahr 2022, die „Roe v. Wade“ aufhob.

Mit Blick auf die generelle Einstellung zur Abtreibung über alle demographischen Gruppen kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass 25 Prozent der Amerikaner den Standpunkt vertritt, Abtreibungen sollten in allen Fällen legal sein. 38 Prozent der Befragten sagen, das sollte in den meisten Fällen sein.

Wenige vehement dagegen

Nicht einmal jeder Zehnte (8 Prozent) ist dagegen der Überzeugung, dass Abtreibungen in allen Fällen als illegal gelten soll und 28 Prozent sagen, dass dies in den meisten Fällen sein sollte. In der Studie heißt es: „Über alle demografischen Gruppen hat sich die Unterstützung für den Zugang zum Schwangerschaftsabbruch seit dem letzten Jahr kaum verändert.“

Für die aktuelle Umfrage wurden vom 8. bis 14. April 2024 insgesamt 8.709 Erwachsene über ihre Einstellung zur Abtreibung befragt. Dabei zeigte sich, dass 85 Prozent der Demokraten die Ansicht vertreten, dass Abtreibung in allen oder den meisten Fällen legal sein sollte. Bei den Republikanern vertraten 41 Prozent diese Ansicht.

Unter dem Gesichtspunkt der weltanschaulichen Einstellung kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass weiße evangelikale Protestanten etwa dreimal so häufig der Meinung sind, dass Abtreibung illegal sein sollte (73 Prozent), wie die, die sagen, dass sie legal sein sollte (25 Prozent). Im Gegensatz dazu sind weiße, nicht-evangelikale Protestanten (64 Prozent), schwarze Protestanten (71 Prozent) und Katholiken (59 Prozent) mehrheitlich der Überzeugung, dass Abtreibung legal sein sollte. Die stärkste Gruppe der Befürworter ist religiös unbeleckt. 86 Prozent der religiös nicht gebundenen Amerikaner vertraten die Position, Abtreibung solle legal sein.

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Wie ist die Einstellung der US-Bürger, wenn es speziell um die medikamentöse Form der Abtreibung geht? Mehr als die Hälfte der US-Amerikaner (54 Prozent) findet, dass medikamentöse Schwangerschaftsabbrüche legal sein sollten. Nur jeder Fünfte (20 Prozent) findet, dass sie illegal sein sollte. Ein Viertel der Befragten (25 Prozent) war sich bei der Frage unsicher.

Was den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch angeht, zeigt die Studie einen deutlichen Unterschied zwischen Republikanern und Demokraten. Die Republikaner sind in dieser Frage gespalten. 32 Prozent sind der Meinung, medikamentöse Abtreibung soll illegal sein, 37 Prozent halten sie für legal und fast ein Drittel (30 Prozent) hat keine Klarheit in der Frage. Anders bei den Demokraten. 73 Prozent von ihnen sind der Meinung, medikamentöser Schwangerschaftsabbruch soll legal sein, nicht einmal jeder Zehnte (8 Prozent) findet, sie sollte illegal sein und etwa jeder Fünfte (19 Prozent) ist sich bei der Frage unschlüssig.

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