2023 ist die Zahl der Übergriffe auf Medienschaffende in Deutschland um mehr als die Hälfte auf 41 gesunken. Im Jahr 2022 hatte „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) noch 103 Fälle von Übergriffen auf Journalisten verifiziert. 2021 waren es 80, davor waren es 2020 dem Bericht zufolge 65 Fälle. RSF spricht am Dienstag in der „Nahaufnahme Deutschland“ jedoch davon, dass sich in den letzten Jahren „eine immer pressefeindlichere Stimmung ausgebreitet“ habe.
Dem Bericht zufolge waren vor der Pandemie (2019) lediglich 13 Übergriffe auf Medienschaffende in Deutschland festgestellt worden. „Im vergangenen Jahr wurden Reporter wieder verprügelt, ihre Ausrüstung wurde zerstört und ihnen wurde im Internet massiv gedroht“, erklärte Michael Rediske, Mitgründer der deutschen Sektion von RSF und amtierendes Vorstandsmitglied. Die Freiheit, unabhängig zu berichten, sei hierzulande nicht nur durch Übergriffe gegen einzelne Medienschaffende bedroht.
Gewalt gegen Medienschaffende und Redaktionen
Am häufigsten waren nach RSF-Angaben im Jahr 2023 Tritte und Faustschläge oder Schläge mit Gegenständen wie Fackeln oder Trommel-Schlegeln. Als Angriff gewertet wurden diese, sofern sie Körper oder Ausrüstung von Journalistinnen und Journalisten tatsächlich getroffen haben. Medienschaffenden wurde auch Ausrüstung entrissen, sie wurden zu Boden gerissen, mit Sand und Steinen beworfen oder in einem Fall mit Fäkalien beschmiert.
Zwölf der 41 verifizierten Angriffe (zwei Hacker-Angriffe konnten nicht lokalisiert werden) ereigneten sich dem zufolge in Sachsen (12), gefolgt von Bayern (6), Berlin (5), Nordrhein-Westfalen (5), Niedersachsen (4), Hamburg (2), Hessen (2), Rheinland Pfalz (1), Thüringen (1) und Schleswig-Holstein (1). Die gefährlichsten Orte für Medienschaffende waren auch 2023 politische Versammlungen wie Partei-Veranstaltungen, Demonstrationen oder Protestaktionen. Hier wurden 32 Fälle gezählt. Besonders pressefeindlich ging es erneut bei der Berichterstattung im Umfeld von verschwörungsideologischen oder rechtsextremen Versammlungen zu: Hier fand 2023 mit 18 von 41 verifizierten Fällen ein Großteil der Angriffe statt.