Gott liebt Schrott

Ein Baptistenpastor schraubt an alten Autos herum und Millionen Menschen schauen ihm dabei zu. Auf seinem Youtube-Kanal erweckt Pastor David Wheeler Schrotthaufen wieder zum Leben und führt mit seinen Videos sogar einige Zuschauer zum Glauben.
Von Jörn Schumacher

In seinen Videos ist der Baptistenpastor David Wheeler aus dem US-Bundesstaat Georgia zu sehen, wie er alte amerikanische Straßenkreuzer aus dem Gestrüpp befreit und wieder zum Laufen bringt. Seinen Youtube-Kanal hat er „RevStoration“ genannt – ein Kofferwort aus Reverend (Pastor) und Restauration (Restaurierung). Über sechs Millionen Aufrufe haben die Clips, und 48.000 Abonnenten zählt sein Kanal.

In breitem Südstaaten-Akzent erklärt der Pastor in die wackelige Kamera, was er da gerade an dem Schrotthaufen, das einmal ein Auto war, gerade macht. Da ist kein Profi-Youtuber am Werk, nicht nur die Autos, auch die Videos wirken auf sympathische Weise wie selbst gebastelt. Mit viel Humor, und immer wieder garniert mit kleinen Anekdoten aus dem Leben einer durchschnittlichen, gläubigen, amerikanischen Familie, restauriert er alte Autos auf dem Hinterhof des Hauses, auf dem das typisch gepflegte Chaos eines Schrottplatzes herrscht. Hauptsächlich alte Fords sind dort zu finden. Das Motto lautet: „Good Lord, what a Ford!“ Dass der Hauptakteur dieses Auto-Kanals dann auch noch Wheeler mit Nachnamen heißt („wheel“ englisch für „Reifen“ oder „Lenkrad“), passt natürlich perfekt.

Immer mit von der Partie ist Wheelers Vater Dennis, den der Sohn nur „Ole Man“ ruft, also „alter Mann“. Auch Wheelers Ehefrau Nicole, Mutter Cheryl, Sohn JC und Tochter Reagan tauchen in den Videos auf. Dann kann es sein, dass die ganze Familie, bestehend aus drei Generationen, breit grinsend in einem 1982er Chevrolet Classic Caprice sitzt, der gerade noch als Schrotthaufen im Wald sein Dasein fristete.

Zwischendurch dreht sich David zur Kamera und erzählt vielleicht einen Witz. „Kommt ein kleiner Junge zu einem Pastor und sagt: ‚Ich verkaufe Ihnen einen Rasenmäher für 20 Dollar!‘ Der Pastor geht darauf ein: ‚Abgemacht!‘ Der Junge will gehen, und der Pastor versucht, den Rasenmäher zu starten. Aber der funktioniert nicht. Darauf sagt der Junge: ‚Sie müssen fluchen, wenn Sie ihn starten wollen!‘ Der Pastor: ‚Ich habe seit 30 Jahren nicht mehr geflucht, ich werde jetzt nicht wieder damit anfangen.‘ Darauf der Junge: ‚Dann ziehen Sie ruhig weiter an dem Seilzug. Sehr bald werden Sie wieder damit anfangen!‘“

Das Motto lautet: „Good Lord, what a Ford!“

Wenn Vater und Sohn, meistens in T-Shirts mit wahlweise frommen oder lustigen Sprüchen darauf, dann nach vielen Stunden harter Arbeit ein verrostetes Gefährt starten und der Motor nach einigem Blubbern tatsächlich unter lautem Röhren zu laufen beginnt, ist das in der Tat ein magischer Moment. „Die Auferstehung eines 1966er Ford Mustang“ nennt Wheeler dann sein Video, oder „Wird dieser 1964er Ford Fairlane 500 aus seinem Grabe auferstehen?“

Sogar die deutsche „Auto-Zeitung“ berichtete fasziniert über eines der Videos des amerikanischen Pastors, in dem der einen Scheunenfund – einen 1973er Mercury „Fireball“ Comet GT – nach 35 Jahren Stillstand wieder zum Leben erwecken konnte.

Beziehungen zu den Zuschauern aufbauen

Sie wollten den Menschen zeigen, dass Christen lebenslustige Menschen sind, die vielfältige Interessen haben, darunter eben auch die Restaurierung alter Fahrzeuge, sagte Wheeler in einem Zeitungsinterview. „Ziel ist es, Beziehungen zu den Zuschauern aufzubauen, damit sie sich bei uns wohl genug fühlen, um mit uns zu kommunizieren, uns Gebetsanliegen zu schicken und Fragen zu unserem Glauben zu stellen.“ Er hoffe, dass „wir ein paar alte Fords restaurieren können, aber natürlich würde ich es noch lieber sehen, wie der Herr Jesus noch eine ganze Reihe weiterer Leben wiederherstellt.“ Entsprechend heißt es im Info-Text zum Kanal: „Wir erwecken alte, vergessene, verlassene Dinge, die zum Sterben zurückgelassen wurden, wieder zum Leben.“

Im sonstigen Leben ist David Wheeler Pastor der Baptisten-Gemeinde in Porterdale, einem Dorf eine Auto-Stunde von Atlanta entfernt. In beiden Rollen versuche er, Menschen auf „den Einen“ hinzuweisen, der ihnen neues Leben schenken kann, berichtet das Magazin „The Baptist Paper“. Von der Kanzel aus verkünde Wheeler frei heraus das Evangelium, in seinem YouTube-Kanal wiederum gehe er subtiler vor, etwa indem er die Bibel eher beiläufig ins Gespräch bringe, wenn es um Bremsen, Batterien und Getriebe geht.

In den drei Jahren, in denen er den Youtube-Videos betreibe, seien mindestens ein halbes Dutzend Zuschauer zum Glauben an Jesus gekommen, sagt Wheeler. Das seien zumindest diejenigen, von denen sie wüssten. „Ich habe keine Ahnung, wie viele Menschen zum Glauben gekommen sind, die uns nicht kontaktiert haben“, so Wheeler. „Das werden wir wahrscheinlich erst erfahren, bis wir im Himmel sind.“

Ein Beispiel ist David Thrash aus McDonough: Der klickte sich eines Abends durch die vielen YouTube-Kanäle und blieb beim gläubigen Auto-Schrauber von „RevStoration“ hängen. „Da war etwas an ihm, das mich zu ihm hinzog. Er ist lustig“, sagt Thrash. „Er hat seine eigene Art, Gott hereinzulassen. Es war mit Sicherheit kein Zufall, dass ich ihn entdeckte.“ Thrash übergab sein Leben Jesus und ließ sich von Wheeler taufen.

Wheeler kam übrigens selbst als 12-Jähriger zum Glauben, als er einem Prediger aus Georgia bei der Arbeit an einem Auto half. Brady Blalock, Pastor der „Second Baptist Church“ in Griffin, hatte ihn gebeten, beim Reifenwechsel zu helfen. Während sie arbeiteten, verkündete Blalock dem Jungen das Evangelium.

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