Maria 2.0 mit Segen-Erklärung des Vatikans unzufrieden

Der Vatikan hat den Weg für eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare frei gemacht. Der Reformbewegung Maria 2.0 geht das nicht weit genug.
Den Kirchen in der Schweiz (Symbolbild) laufen die Menschen davon.

Die Reforminitiative Maria 2.0 kritisiert die Vatikan-Erklärung zur möglichen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Sie zeige zwar eine gewisse, schon lange überfällige Öffnung, aber die tiefergehenden strukturellen Probleme und Diskriminierungen innerhalb der katholischen Kirche würden damit keineswegs angemessen behandelt, erklärte Maria 2.0 am Montagabend in Essen. Schon die Unterscheidung zwischen „Paaren in irregulären Situationen“ und regulären Partnerschaften stelle weiterhin eine gravierende Form der Diskriminierung dar und widerspreche den Menschenrechten.

Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers sprach von einem „ersten Schritt“ und räumte im „Morgenmagazin“ der ARD ein, dass gleichgeschlechtliche Paare damit noch nicht die Akzeptanz in der katholischen Kirchen erführen, die sie sich wünschen. Aber wer wisse, was in zehn, was in 15 Jahren sei, sagte der Bischof des Bistums Dresden-Meißen. Papst Franziskus könne nicht von heute auf morgen mit einem Federstrich wegschieben, was die Kirche über Jahrhunderte gelehrt habe.

Das vatikanische Dikasterium für die Glaubenslehre hatte am Montag in Rom mit Billigung von Papst Franziskus die Erklärung „Fiducia supplicans“ (deutsch: Das flehende Vertrauen) veröffentlicht. Ihr zufolge ist eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der katholischen Kirche künftig möglich, sie wird vom Ehesakrament aber deutlich abgegrenzt. In dem Schreiben ist ausdrücklich die Rede von der Segnung von „Paaren in irregulären Situationen“. Die Segnung bedeutet keine Billigung der jeweiligen Verbindung und muss außerhalb eines Gottesdienstes erfolgen.

Theologe: Entscheidung „bahnbrechend“

Maria 2.0 nannte es „unverständlich, dass der Vatikan von Paaren in regelwidrigen Situationen spricht“. „Es ist unfassbar, dass immer noch postuliert wird, dass es zwar laut geltender katholischer Lehre keine Sünde ist, homosexuell zu empfinden, aber gleichgeschlechtliche Handlungen nach wie vor nicht ‚in Ordnung sind‘“, erklärte die 2019 von Frauen in der katholischen Kirche in Deutschland begründete Reforminitiative. Die Entscheidung des Vatikans dürfe nicht dazu führen, den weitergehenden Forderungen nach grundsätzlichen Reformen die Dynamik zu nehmen.

Der Münsteraner Theologe Michael Seewald nannte die Vatikan-Erklärung „bahnbrechend“. Homosexuellen Menschen werde gezeigt, dass sie nicht nur als Einzelne, sondern auch mit den Beziehungen, in denen sie leben, einen Platz in der Mitte der Kirche haben, sagte Seewald dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstag).

Der Vatikan lege zwar Wert darauf, dass Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare nicht mit der Eheschließung heterosexueller Paare verwechselt werden dürften. Es werde jedoch auch gesagt, dass die neu zugelassenen Segensfeiern nicht im Verborgenen stattzufinden brauchen, sondern öffentlich im Rahmen von Gebeten, die in einer Gruppe gesprochen werden.

epd
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