Die Türkei, der Islamverband Ditib und das deutsche Innenministerium haben sich in Sachen Imamausbildung verständigt: Künftig sollen keine Imame mehr nach Deutschland entsandt, sondern stattdessen direkt in der Bundesrepublik ausgebildet werden. Das teilte das Ministerium am Donnerstag mit und sprach von 100 Imamen, die jährlich in Deutschland ihre Ausbildung abschließen sollen. Die Arbeit der derzeit in Deutschland tätigen türkischen Imame soll entsprechend schrittweise enden.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von „langen Verhandlungen“, nannte die Einigung aber auch einen „Meilenstein für die Integration und die Teilhabe muslimischer Gemeinden in Deutschland“. Und weiter: „Wir brauchen Prediger, die unsere Sprache sprechen, unser Land kennen und für unsere Werte eintreten.“
Ausbildung in Osnabrück
Die Ausbildung von Imamen soll zunächst im Rahmen eines Programms der Ditib in Nordrhein-Westfalen erfolgen. Zudem streben die Verantwortlichen eine Kooperation mit dem Islamkolleg Deutschland in Osnabrück an. Im September hatten dort erstmals Imame eine Ausbildung in deutscher Sprache absolviert. Das Islamkolleg gilt als Modelleinrichtung und wird vom Innenministerium gefördert.
Die Debatte um ausländische, in Deutschland tätige Imame wird schon lange geführt und wurde durch die jüngsten antisemitischen Ausschreitungen erneut angefeuert. So forderte der israelische Botschafter Ron Prosor jüngst ein Betätigungsverbot für ausländische Imame in Deutschland.
Als problematisch erachten Experten die politische Nähe türkischer Imame zur Regierung in ihrem Heimatland sowie mangelnde Sprachkenntnisse. Auch die konservative Ausrichtung der Geistlichen war immer wieder Thema und damit verbunden die Frage, ob sie zur kulturellen Prägung Deutschlands passt.