Nach siebenjähriger Bau- und Planungszeit ist am Dienstag in der evangelischen Marktkirche in Hannover das umstrittene Reformationsfenster des Künstlers Markus Lüpertz eingeweiht worden. Das Kunstwerk bringe Irritationen mit sich und ermögliche so einen „anderen Blick auf Martin Luther“, sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister im Einweihungsgottesdienst am Reformationstag vor rund 800 Besuchern: „Wir sehen einen getriebenen, von Selbstzweifeln geplagten Menschen, innerlich zerrissen.“ Das rege dazu an, über das eigene Leben und die eigene Existenz nachzudenken.
Unter den Besuchern des Festaktes war neben dem Künstler Lüpertz auch Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der das Kunstwerk angeregt hatte. Um das mehr als 13 Meter hohe Buntglasfenster in der Südfassade der spätgotischen Backsteinkirche hatte es zwischenzeitlich kontroverse Diskussionen und einen Rechtsstreit gegeben, der bis zum Oberlandesgericht Celle führte. Kritiker wollten die Installation des Fensters verhindern.
Das Fenster zeigt eine große, weiße Figur, die den Reformator Luther (1483-1546) darstellen soll, dazu weitere Motive zur Reformation wie eine Schriftrolle, Kreuze und ein Tintenfass. Die Kosten belaufen sich auf 208.000 Euro. Ursprünglich wollte Altkanzler Schröder das Fenster durch eingeworbene Spenden bezahlen. Doch nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine wurden diese Gelder wegen Schröders Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin für die Ukraine-Hilfe umgewidmet. Seither sammelt die Kirche selbst Spenden für das Fenster, um das Kunstwerk zu finanzieren.