Jeder zweite Journalist erfährt Herabwürdigung

Die Mehrheit der Journalisten in Deutschland hat Beleidigungen im Internet und Herabwürdigungen ihrer Arbeit erfahren. Das zeigt eine repräsentative Befragung vom Leibniz-Institut für Medienforschung.
Von Norbert Schäfer
Kann die Evangelische Journalistenschule (EJS) auch in Zukunft noch Journalisten ausbilden?

Die Mehrheit der Journalisten in Deutschland hat in letzter Zeit Beleidigungen im Internet und Herabwürdigungen der eigenen Arbeit erlebt. Das zeigt eine repräsentative Befragung vom Leibniz-Institut für Medienforschung (Hans Bredow-Institut), die am Montag als Arbeitspapier unter dem Titel „Journalismus in Deutschland 2023: Aktuelle Befunde zu Situation und Wandel“ veröffentlicht wurde.

Demnach haben 58,9 Prozent der Befragten in den letzten fünf Jahren erniedrigende oder hasserfüllte Äußerungen erfahren. Öffentliche Diskreditierung ihrer Arbeit erlebten 62,1 Prozent von ihnen. Drohungen oder Einschüchterungsversuche anderer Art erfuhr jeder vierte Medienschaffende (26,5 Prozent).

Selbstverständnis: Neutrale Vermittlung verlässlicher Infos

Die Befragung zeigt auch: Journalisten ist besonders wichtig, zuverlässige Informationen zu liefern. 87,2 Prozent der Befragten gaben an, dass es ihnen „sehr oder extrem wichtig“ sei, Informationen zu vermitteln oder Menschen zur Meinungsbildung zu befähigen. Desinformation entgegenzuwirken war 85,9 Prozent der Befragten ein wichtiges Anliegen.

Aktuelles Geschehen einzuordnen und zu analysieren war 83,9 Prozent der Befragten sehr wichtig, das Geschehen „unparteiisch zu beobachten“ 80,9 Prozent. Das Eintreten für sozialen Wandel war 21,9 Prozent der Befragten wichtig. 54,9 Prozent der Medienschaffenden war es wichtig, etwas zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beizutragen, oder Randgruppen und Minderheiten eine Stimme zu geben (51,9 Prozent).

Die repräsentative Befragung unter 1.221 Journalisten in Deutschland wurde zwischen September 2022 und Februar 2023 durchgeführt. Sie dient der „fortgesetzten Erfassung journalistischer Arbeitsrealitäten und Rollenverständnisse insbesondere die wahrgenommenen Risiken und Herausforderungen in einer sich rasant wandelnden Medienwelt“.

Dabei gaben 15,7 Prozent der Befragten an, Mobbing am Arbeitsplatz erlebt zu haben. Dahinter folgen Stalking (9,4 Prozent) und sexuelle Belästigung oder Übergriffe (6,8 Prozent). Journalistinnen waren von Stalking, sexueller Belästigung oder Übergrifflichkeiten deutlich häufiger betroffen als ihre männlichen Kollegen.

55,9 Prozent der Journalisten in Deutschland sind Männer. Der Frauenanteil ist seit 2015 von 40,1 Prozent auf 44,0 Prozent gestiegen. 0,2 Prozent der Befragten identifizieren sich als divers. 62,4 Prozent der Journalisten sind jünger als 50 Jahre. Das Durchschnittsalter liegt bei 45,3 Jahren.

Mehr als die Hälfte (54,7 Prozent) verfügt über einen Hochschulabschluss wie Magister, Master oder Diplom. Etwa jeder Zehnte (12,4 Prozent) hat einen Bachelor-Abschluss. 3,1 Prozent der Befragten hatten einen Doktortitel. 7,7 Prozent gaben an, ein Hochschulstudium begonnen, aber nicht abgeschlossen zu haben.

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