Musical zum „Monchichi-Jesus“

Vor elf Jahren sorgte die misslungene Restaurierung eines Jesus-Freskos für Lacher weltweit. Am Ende bescherte das Unglück dem Ort einen großen Touristenstrom. Nun gibt es sogar ein Musical zu dem Ereignis.
Von Jörn Schumacher
Die Restauratorin Cecilia Giménez mit dem Librettisten von Behold the Man, Andrew Flack

Im Sommer 2012 machten Fotos dieser Fratze aus der Einsiedlerkirche nahe dem nordspanischen Borja im Internet die Runde, die einmal Jesus darstellen sollte. Nach einer Bearbeitung durch eine Amateur-Restaurateurin war das Bild so entstellt, dass vom „Monchichi-Jesus“ die Rede war. Das Unglück begann damit, dass das Fresko mit dem Titel „Ecce Homo“ des spanischen Malers Elias Garcia Martinez aus dem Jahr 1930 an der feuchten Wand schon abblätterte. Daraufhin entschloss sich Cecilia Gimenez, Hand anzulegen und das Bildnis zu retten. Doch die Wand war zu feucht, und die Farben verliefen sofort wieder. Die damals 81-Jährige war nur Hobbymalerin und ihrer „Restauration“ war gründlich schiefgelaufen. Urlauber verirrten sich in die Kirche, und Fotos der misslungenen Restauration machten im Internet die Runde. Reporter und Fernsehteams aus der ganzen Welt kamen in das Dorf. Auf Twitter und Facebook trendete der „Affen-Jesus“ und „aufgeblasene Igel“ wochenlang.

Die spanische 5.000-Seelen-Gemeinde profitierte am Ende von dem Internet-Meme. Über 300.000 Touristen aus 120 Ländern kamen nach Borja, nur um das Fresko zu sehen. Eintrittsgelder und Souvenirs spülten fast 450.000 Euro in die Kasse, berichtete der ORF. Im Jahr 2016 widmete das Dorf der Urheberin des ganzen Trubels ein eigenes Museum, in dem ihre Malereien gezeigt werden.
Vom misslungen, aber irgendwie auch lustigen Jesus-Fresko gibt es mittlerweile Stifte, Tassen, T-Shirts, Teddybären und Mousepads.

Und nun gibt es sogar ein eigenes Musical zur Geschichte um den „Monchichi-Jesus“ und seine Entstehung. Wie der britische Guardian berichtet, hörte damals der Amerikaner Andrew Flack, ein Marketing-Experte, von der Geschichte und wollte sogleich ein Musical dazu organisieren. Er wollte Cecilia Giménez keineswegs bloßstellen, sagt Flack, sondern hatte eher Mitleid mit ihr. „Ich sah ihre Not. Sie hatte ihr ganzes Leben in dieser Stadt gelebt – sie hatte in dieser Kirche geheiratet, ihre Kinder wurden in dieser Kirche getauft –, also würde sie niemals etwas tun, das der Kirche Schaden zufügen würde. Aber es ist nun mal passiert“, sagt Flack.

Aufgrund ihres Fauxpas‘ seien Giménez‘ Nachbarn anfangs böse zu ihr gewesen. Doch sie habe es ihnen nicht übel genommen. Flack: „Was mich wirklich packte, war ihre Vergebung: Als gläubige Christin vergab sie ihren Nachbarn und allen anderen, die sie so gemein zu ihr waren. Für mich ist ihre Vergebung so schön an dieser Geschichte.“

„Der Glaube führt meinen Pinsel“


Flack sah eine Möglichkeit, der Dame zu helfen, darin, die Ereignisse in eine komische Oper zu verwandeln. Er bat seinen Freund, den Komponisten Paul Fowler, die verrückte Geschichte zu vertonen. Innerhalb von sechs Monaten hatten Flack und Fowler die Grundgerüste dessen, was später zu „Behold the Man“ werden sollte. Die moderne komische Oper ist eine Mischung aus Fakten und Fiktion und schildert die Geschichte um Giménez, ihr Leiden, dann die Wendung hin zum Guten und wie Borja durch sie zum Touristenmagnet wurde. Die Musik sei eine Mischung aus Klassik, spanischem Folk, gregorianischem Gesang, K-Pop einigen Balladen, so der Guardian.

Die Oper gibt es sowohl in einer englischen als auch in einer spanischen Fassung. In dem Song „It’s Faith that Guides My Brush“ heißt es, aus der Perspektive von Giménez gesungen: „Ehrlich gesagt, bin ich nicht so fähig wie all diejenigen Maler, die eine Ausbildung darin gemacht haben. Aber es ist der Glaube, der meinen Pinsel führt.“

Jetzt, sieben Jahre später, wurde „Behold the Man“ in der Opera Las Vegas am College of Southern Nevada als Musical aufgeführt. Cecilia Giménez ist heute 93 Jahre alt und leidet an Demenz. Sie selbst konnte daher nicht zur Premiere kommen, doch ihre Nichte Marisa Ibáñez flog mit ihrem Mann zur Premiere Ende September nach Las Vegas, um die Familie zu vertreten. Flack betonte: „Wir machen uns nicht über sie lustig; Sie ist die Heldin, deren Geduld, Glaube, Zuversicht und Sanftmut siegten.“

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