Wenn der Tod zur bunten Angelegenheit wird

Als Klinikseelsorger ist der katholische Pater Christoph Kreitmeier regelmäßig mit dem Tod konfrontiert. In seinem Buch „Welche Farbe hat der Tod“ erzählt er von seinen Erlebnissen mit Patienten und was ihn angesichts des eigenen Todes tröstet.
Von Johannes Blöcher-Weil
Der Klinikseelsorger Christoph Kreitmeir

Christoph Kreitmeir ist schon früh an Grenzen gestoßen. Dass er nach einem schweren Unfall als 16-Jähriger mit existenziellen Fragen konfrontiert wurde, hilft ihm bei seinem heutigen Beruf als Klinikseelsorger. Dort wird er regelmäßig mit Tod, Leiden und Sterben konfrontiert. Die erworbene Expertise hat er in sein Buch einfließen lassen.

„Welche Farbe hat der Tod?“ Der Titel ist unorthodox gewählt und die meisten Befragten würden wohl antworten, dass sie Tod und Trauer schwarz sein müssen. Aber für Menschen, die unbeschwert durchs Leben gehen und eine Perspektive auf ein Leben nach dem Tod haben, könnte es auch eine buntere Farbe sein.

Der Franziskaner, der an einer Klinik in Ingolstadt tätig ist, beobachtet, dass die spirituellen und religiösen Bedürfnisse der Patienten wieder mehr in den Vordergrund rücken. Das möchte er in seinem Beruf nutzen, sich den Menschen zuwenden, mitfühlen und ihnen seine eigenen Antworten geben. Das Buch ist ein Plädoyer dafür, das Thema nicht zu verdrängen und zu vermeiden.

Rechtzeitig mit der eigenen Endlichkeit aussöhnen

Die Krankenakte des Pfarrers mit einer überstandenen Krebserkrankung und dem Fahrradunfall als 16-Jähriger sind da natürlich hilfreich. Hier schreibt keiner wie ein Blinder von der Farbe, um im Bild zu bleiben. Hier schreibt jemand, der dafür wirbt, sich rechtzeitig mit der eigenen Endlichkeit auszusöhnen. Er möchte aufklären über ein Thema, das vielen Menschen Angst macht.

Kreitmeir möchte Betroffene an die Hand nehmen und ihnen hilfreiche Rituale vermitteln, die beim Umgang mit dem Tod helfen. Aber er beschäftigt sich auch mit Forschungsergebnissen und erklärt Sterbephasen-Modelle. Was der Autor nicht möchte, sind vorschnelle Antworten zu geben. Sein Amtsverständnis überzeugt: dezent, hoffnungsfroh, aber als Geistlicher identifizierbar.

So möchte er im Umgang mit dem Tod agieren, damit dieser seinen Schrecken verliert. Dass nicht nur Viren und Erreger zu schweren Krankheiten führen, mit denen man sich arrangieren muss, sondern auch Ängste und Sorgen ist dem Seelsorger bewusst. Er möchte geistliche Impulse setzen, die beim Gegenüber etwas ins Schwingen bringen.

Menschen möchten keine billigen Antworten

Die geschilderten Fälle sind bewegend und gehen unter die Haut. So muss er etwa ein junges Paar begleiten, deren Kind tot geboren wurde. Ein anderes Mal schreibt er von Gesprächen auf der Palliativ-Station. Weil es aber krank machen kann, die Trauer zu verdrängen, braucht es die Beschäftigung mit dem Thema. Auf ihre Fragen wollen die Menschen keine billigen Antworten.

Genau wie die Pluralität der Lebensformen zunimmt, verändert sich auch der gesellschaftliche Umgang mit Tod und Sterben sowie die Bestattungskultur. Dass die traditionelle Religiosität kaum noch eine Rolle spielt, ist keine neue Erkenntnis, die Kreitmeier beschreibt. Trotzdem ist es wichtig, dass sich Christen das vor Augen führen. Der Seelsorger beobachtet, dass das Angebot an Möglichkeiten der Sinndeutung größer wird. Er möchte nicht nur auf das Jenseits vertrösten, sondern schon hier seinen christlichen Glauben bezeugen.

Das Buch schreibt ein Mensch, den Gott mit einem Grundvertrauen ausgestattet hat, dass das Leben nach dem Tod weitergeht. Er schreibt offen und ehrlich von seinem tieferen Halt und der Hoffnung darauf. Dass Jesus gelitten hat, hilft ihm nicht nur für seine tägliche Arbeit, sondern auch für die Botschaft, die er weiter geben darf. Eine Botschaft, die Farbe ins Leben und ins Sterben bringt.

Christoph Kreitmeir, Welche Farbe hat der Tod, Kösel-Verlag, 256 Seiten, 22 Euro.

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