Der Chefredakteur Aktuelles beim WDR, Stefan Brandenburg, weist Manipulationsvorwürfe gegen öffentlich-rechtliche Sender zurück. Er verstehe Misstrauen, doch Spekulation und Häme nach journalistischen Fehlern zerstörten Vertrauen. „Wir ringen um die Wahrheit, bei jedem Thema“, schrieb Brandenburg in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Dienstag).
„Jeder Halbsatz in der ‚Tagesschau‘ wird heute in Echtzeit seziert. Manches, was sich früher schlicht versendet hat, beschäftigt uns heute tagelang, weil es jemand im Netz gefunden hat“, erläuterte Brandenburg. Er beklage das nicht, „im Gegenteil: Ein gesundes Misstrauen der Öffentlichkeit ist hilfreich, es macht uns wacher und professioneller und letztlich unseren Journalismus besser.“ Allerdings lasse sich aus einzelnen Fehlern ein Zerrbild zeichnen.
Brandenburg wandte sich gegen die Kritik des Ex-SWR-Intendanten Peter Voß. Dieser hatte in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Samstag) den öffentlich-rechtlichen Sendern politische Unausgewogenheit vorgeworfen. „In schon fast regelmäßigen Abständen läuft jeweils eine neue linksgrunzende Sau durchs öffentlich-rechtliche Dorf, von der man nicht weiß, ob sie nicht heimlich von der AfD als Wahlhelfer ernährt und gemästet wird“, schrieb er.
WDR-Chefredakteur Brandenburg entgegnete: „Es bleibt ein schöner Traum, dass in extrem polarisierten Situationen beide Seiten uns bescheinigen, wir würden in bester Ausgewogenheit die Mittellinie halten. Das Gegenteil ist der Fall: Jede Seite sucht Belege für Voreingenommenheit.“ Und wo man lange genug suche, finde man.