Rund drei Viertel der Menschen in Deutschland finden die Kirchensteuer nicht mehr zeitgemäß. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov hervor.
Demnach gaben 74 Prozent der Befragten an, dass sie das Einziehen der Kirchensteuer für nicht mehr zeitgemäß halten. 13 Prozent widersprachen in der Umfrage. Weitere 13 Prozent machten keine Angaben oder haben keine Meinung zu dem Thema.
Zu ähnlichen Ergebnissen kam bereits eine Umfrage im Vorjahr. Damals gaben 67 Prozent der Deutschen in einer repräsentativen INSA-Umfrage an, für die Abschaffung der Kirchensteuer zu sein. Unter den befragten Protestanten waren es 65 Prozent, bei den Katholiken 68 Prozent.
Kirchensteuer als Austrittsgrund?
Von den Menschen, die sich in der aktuellen Umfrage als Christen bezeichneten, gaben 43 Prozent an, dass für sie aufgrund der Steuer ein Kirchenaustritt in Fragen kommen würde. Für 49 Prozent wäre der Skandal um sexuellen Missbrauch in der Kirche ein Austrittsgrund. Schwindender Glaube wäre für ein Viertel der Befragten (25 Prozent) ein Grund, der Kirche den Rücken zu kehren.
Nur 18 Prozent antworteten, es gebe keine Gründe für sie, aus der Kirche auszutreten.
Kirchensteuer
Die Kirchensteuer wird von Kirchenmitgliedern als Zuschlag zur Einkommens-, Lohn- und Kapitalertragsteuer gezahlt. Gegen eine Aufwandsentschädigung wird sie von den Finanzämtern der jeweiligen Bundesländer eingezogen.
Trotz der sinkenden Mitgliederzahlen verzeichneten die beiden großen Kirchen 2022 hohe Einnahmen. Im vergangenen Jahr haben katholische und evangelische Kirche etwa 13 Milliarden Euro an Kirchensteuern eingenommen. Das sind etwa 200 Millionen Euro mehr als 2021. Von den Einnahmen aus der Kirchensteuer entfielen knapp 6,8 Milliarden Euro auf die katholische Kirche, die evangelische Kirche verbuchte im gleichen Zeitraum etwa 6,2 Milliarden Euro.