Studie: Wie muslimfeindlich sind christliche Medien?

Eine Studie hat untersucht, inwieweit Muslimfeindlichkeit in christlichen Medien zu finden ist – und erkennt islamfeindliche Narrative. Dabei gibt es jedoch innerhalb der christlichen Medienlandschaft Unterschiede.
Von Martin Schlorke
Zeitungen

Antimuslimischer Rassismus kommt in christlichen Medien vor. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit durchgeführte Studie. Demnach finden sich in den untersuchten Onlinemedien „durchaus sowohl thematisch als auch strukturell“ Islam- und Muslimfeindlichkeit.  Erkennbar sei dies beispielsweise an fehlenden muslimischen Stimmen oder deren Auswahl.

Weitere Gründe für diese Einschätzung sind „das besondere Betonen der Überlegenheit einer ‚christlichen Leitkultur‘“ oder die häufig gezogene Verbindung von Islam zu Terror, Unterdrückung und Demokratiefeindlichkeit. Die Studie nennt das „islamfeindliche Schieflage“.

Die Autoren der Studie betonen aber, dass die untersuchten Medien nicht einseitig auf islamfeindliche Narrative festgelegt seien oder in Gänze als islamfeindlich typisiert werden können. Denn genauso wie in den untersuchten Medien „einseitige oder abwertende Beiträge“ vorkämen, seien gleichzeitig ausgewogene Berichte zu finden.

Nicht alle christlichen Medien berichten gleich

Negativ bewertet die Studie das Fehlen muslimischer Perspektiven und Stimmen innerhalb der Berichterstattung. Sollten doch Muslime zu Wort kommen, stammten sie aus dem liberalen Islam. Zudem würden für kritische Sichtweisen über den konservativen Islam bevorzugt säkulare Muslime zu Wort kommen. Einige Medien würden sogar komplett auf muslimische Experten verzichten.  

Die Studie erkennt weiterhin innerhalb der christlichen Medienlandschaft eine „breite Varianz“. Diese gehe beispielsweise von einer sehr negativen Darstellung eines muslimischen Gottesbildes bis hin zur Betonung der Geschwisterlichkeit von Islam und Christentum. Einige Medien würden unkommentiert muslimfeindliche Statements wiedergeben oder durch suggestive Fragen in Interviews muslimfeindliche Kritik transportieren. Als Negativbeispiele werden in der Studie „Die Tagespost“, „Die Neue Ordnung“ und „Der Fels“ genannt. Diese würden zusätzlich Verschwörungsnarrative verbreiten.

Muslimfeindlichkeit im Pressekodex verankern?

Die Studie zeigt darüber hinaus, dass christliche Medien keine gesonderte Rolle spielen. Auch große säkulare Medien wiesen demnach in ihrer Berichterstattung zu Muslimen oder zum Islam eher ein Negativbild vor. In Zeitungen sei dieses Bild „stark“ und im Fernsehen „sogar extrem stark“ ausgeprägt.

Der unabhängige Expertenkreises Muslimfeindlichkeit leitet daraus Handlungsempfehlungen ab. So fordert er Schulungen in Medienkompetenz, eine Diversifizierung der Themenpalette politischer Nachrichten, die Überwindung visueller Stereotype im Bildjournalismus oder die „verbesserte ethische Verankerung des Themas Rassismus im Pressekodex“, also die Erwähnung von Muslimfeindlichkeit im entsprechenden Paragrafen.

Muslimfeindlichkeit

In dem Bericht wird Muslimfeindlichkeit (auch antimuslimischer Rassismus) als die Zuschreibung pauschaler, rückständiger und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslimen definiert. Dadurch werde bewusst oder unbewusst eine Fremdheit oder Feindlichkeit konstruiert, die zu gesellschaftlicher Ausgrenzung und Diskriminierung führen könne.

Bei der Vorstellung des Berichtes am Donnerstag im Bundesinnenministerium sagte Staatssekretärin Juliane Seifert, dass das Ministerium den Bericht und die Handlungsempfehlungen sehr ernst nehme und diese auch mit anderen Ressorts und muslimischen Verbänden diskutieren werde. Der Bericht sei ein Appell an die gesamte Gesellschaft, sagte Seifert. Jeder müsse sein Verhalten gegenüber Muslimen und dem Islam selbstkritisch reflektieren.

Für die Studie zu Muslimfeindlichkeit wurden insgesamt 1.156 Onlineartikel aus 21 verschiedenen christlichen Medien im Zeitraum April 2015 bis Mai 2022 untersucht. Darunter auch Artikel des Christlichen Medienmagazins PRO. In dem Bericht wurden neben der Medienlandschaft beispielsweise auch der politische oder kulturelle Bereich untersucht. Der Expertenkreis fordert für diese Bereiche eine Gesamtstrategie der Bundesregierung und einen Bundesbeauftragten für Muslimfeindlichkeit.

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