Vier Kilometer schwimmen, 509 Kilometer Fahrrad fahren und 42 Kilometer laufen. Das sind die nackten Zahlen von „XtraMile“. Ab Freitag machen sich 17 Sportler auf den Weg, um diese Stracke quer durch Deutschland innerhalb von 55 Stunden zu bewältigen. Für den abschließenden Marathon haben sich weitere 15 Läufer angemeldet.
Durch den Ultra-Triathlon wollen die Sportler mindestens 150.000 Euro an Spenden sammeln. Diese kommen christlichen Werken zugute, die durch ihre Arbeit junge Menschen unterstützen. Im vergangenen Jahr kamen so mehr als 100.000 Euro zusammen.
Die aktuelle Spendenrunde ist bereits gestartet und läuft noch rund zwei Wochen. Gegenüber PRO bestätige die Mitorganisatorin Helena Müller, dass bereits vor dem sportlichen Startschuss am Freitagmorgen mehr als 25.000 Euro Spenden eingegangen sind.
Unterstützt werden mit den Spenden die Nachhilfeorganisation Luma Learning, der Aktions-Wochen-Veranstalter GetAwayDays, die Orientierungshilfe-Vermittler Waypointer, das Resozialisierungsprojekt Seehaus und die Sportorganisation SRS („Sportler ruft Sportler“).
Interview mit Daniel Mannweiler: Mit Kinderliedern durch einen Ironman
PRO: Herr Mannweiler, sie sind Duathlon-Europameister und haben kürzlich bei der Weltmeisterschaft den dritten Platz belegt. Ab Freitag starten Sie beim Spendenevent „XtraMile“, bei dem 555 Kilometer im Wasser, auf dem Rad und zu Fuß zurückgelegt werden. Warum gehen Sie dort an den Start?
Daniel Mannweiler: Zum einen gibt es da natürlich den sportlichen Reiz. Ich habe noch nie eine so eine lange Distanz mit dem Rad überwunden, um anschließend einen Marathon zu laufen. Ich habe zwar keine Bedenken, dass ich es nicht schaffen könnte, aber herausfordernd wird es allemal. Mir gefällt vor allem die Vorstellung, einmal quer durch Deutschland zu fahren.
Vor welcher Disziplin graut Ihnen am meisten?
Es ist die Kombination aus allen dreien. Das Schwimmen habe ich in meinem persönlichen Training in letzter Zeit etwas vernachlässigt – auch zugunsten meiner Familie. Beim Radfahren oder Laufen kann ich auch eher mal meine Kinder mitnehmen.
Schwierig wird bei „XtraMile“ vor allem der zweite Tag. Nachdem wir am ersten Tag vier Kilometer geschwommen sind und bereits 230 Kilometer auf dem Rad hinter uns haben, stehen dann noch einmal 275 endlose Radkilometer mit sehr vielen Höhenmetern im Schwarzwald an. Ich hoffe, ich muss dort nicht absteigen und schieben. (lacht)
Sie sprachen gerade die endlosen Kilometer an. Es gibt Profiathleten im Ausdauerbereich, die während eines Wettkampfes Mathematikaufgaben im Kopf lösen, um sich von den Qualen abzulenken. Haben Sie ähnliche Methoden?
Tatsächlich ja. Im Einzelwettkämpfen wie einem Ironman gehen mir oft Kinderlieder aus der Kinderstunde durch den Kopf. Ganz einfache Lieder mit einem schnellen Rhythmus, wie „King of Kings“. Das hilft mir, eine hohe Frequenz beizubehalten oder sie wieder zu erhöhen.
Bei „XtraMile“ bewältigen wir die Strecke jedoch als Team. Wir können uns also auch gegenseitig ermutigen und motivieren. Jeder wird irgendwann einen Durchhänger haben. Als Team können wir das aber gemeinsam auffangen.
Worin liegt für Sie über dem Sportlichen hinaus der Reiz, bei „XtraMile“ mitzumachen?
Mir gefällt, dass ich das nicht für mich selbst mache. Ich quäle mich bei „XtraMile“ für andere. Das hilft im Übrigen auch der eigenen Motivation. Ich habe das auch immer in meinen anderen Wettkämpfen versucht und diese sportlichen Begegnungen als missionarische Möglichkeit gesehen.
Das müssen Sie erklären. Ein Ironman als Missionsfeld?
Ich habe hinten auf meinen Trikots etwas Christliches stehen, zum Beispiel „Jesus 1st“ (Jesus zuerst). Da ich beim Schwimmen nicht so gut bin, starte ich oftmals auf dem Rad und beim Laufen eine Aufholjagd und überhole viele andere Sportler. Entsprechend sehen viele mich, und dadurch diese Botschaft, von hinten.
Dadurch werden manche im Wettkampf, aber auch insgesamt, ermutigt und man kommt nach dem Wettkampf ins Gespräch. Und manch andere ermutigt so ein Wort auch, selbst ihren Glauben im Sport zu leben und zu bezeugen. Viele Christen trennen den Sport und ihren Glauben. Gott möchte aber nicht, dass wir unser Christsein aus einigen Lebensbereichen heraushalten.
Zurück zur „XtraMile“. Sie ziehen Motivation daraus, sich für andere zu quälen?
Genau. In dem Fall quäle ich mich, damit Menschen für gute Projekte Geld spenden. Mit jedem Kilometer, den wir als Team schaffen, wird mehr gespendet. Das Geld kommt jungen Menschen zu Gute, die es nicht so guthaben, die an einer Stelle in ihrem Leben Hilfe brauchen oder die irgendwie durchs System gerutscht sind. Für diese Menschen bin ich bereit, mich zu schinden. Ein schöner Nebeneffekt ist auch, dass die fünf Organisationen, die „XtraMile“ auf die Beine stellen, durch das gemeinsame Projekt weiter zusammenrücken.
Welche Tugenden kann der (Ausdauer-)Sport jungen Menschen mitgeben?
Vom Sport kann man für jeden Lebensbereich lernen, zum Beispiel für das Berufsleben. Es gibt Zeiten, in denen man einfach mal durchhalten muss, auch wenn es keinen Spaß macht. Es gilt dann, weiter zu trainieren oder zu arbeiten – auch wenn es keiner sieht – um später den Erfolg zu erreichen.
Ein Aspekt, der im Sport wichtig ist, ist Regenerationszeit, also mal einen Ruhetag einzulegen. Das ist übrigens nichts anderes als das biblische Prinzip von Be- und Entlastung. Im Sport lernt man auch viel Selbstorganisation und gutes Zeitmanagement. All das braucht man auch im normalen Leben. Sport hilft also extrem, um Menschen charakterlich und persönlich weiterzuentwickeln.
Lassen Sie uns abschließend noch einen Ausblick wagen. Es ist Sonntag und sie laufen nach dem abschließenden Marathon über die Ziellinie. Was ist das Erste, das Sie machen werden?
Ich werde mich sehr freuen und dankbar sein. Beim abschließenden Marathon werden auch viele zusätzliche Leute mitlaufen, die zuvor nicht mit im Sattel saßen. Auch mit diesen Menschen Gemeinschaft zu haben und mich auszutauschen, darauf freue ich mich …also wenn ich dann dazu noch in der Lage bin. (lacht)
Und ich hoffe, dass es im Ziel ein kühles alkoholfreies Bier gibt.
Das ist Pflicht, auf jeden Fall.
Herr Mannweiler, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!