Steinmeier: „Es ist auch Zeit für Waffen“

Unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit“ hat der Kirchentag in Nürnberg begonnen. Bundespräsident Steinmeier sprach in seiner Eröffnungsrede über den Krieg in der Ukraine, Waffenlieferungen und die Aufgabe von Christen angesichts weltweiter Krisen.
Von Martin Schlorke
Bundespräsident Steinmeier

Mit einem großen Gottesdienst ist am Mittwoch der Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg gestartet. In seiner Eröffnungsrede thematisierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor allem den „brutalen, menschenverachtenden Angriffskrieg Wladimir Putins“ in der Ukraine. Der Umgang mit dem Krieg fordere Europa, aber auch Christen heraus.

Mit Blick auf das Motto des diesjährigen Kirchentags „Jetzt ist die Zeit“, sagte Steinmeier: „Es ist auch Zeit für Waffen.“ Er hätte es niemals für möglich gehalten, diesen Satz zu sagen. Zwar sei auch er für ein Ende des Krieges. Dazu müsse es aber einen gerechten Frieden geben. Das könne nur geschehen, wenn Russland sich zurückziehe. Bis dahin „unterstützen wir Europäer und wir Deutschen die Ukraine“. Dafür sei jetzt die Zeit.

Steinmeier zeigte Verständnis dafür, dass viele Christen eine Sehnsucht nach Frieden hätten. Viele stellten deshalb die Frage, inwiefern Waffenlieferungen mit dem christlichen Friedensgebot vereinbar sind. Eine Antwort gab Steinmeier nicht. Allerdings äußerte er den Wunsch, dass diese Stimmen in der Debatte auch Gehör finden.

Kampf gegen Klimawandel mit biblischer Weisheit

Als „größte Herausforderung“ nannte Steinmeier die Bewahrung der Schöpfung. Diese Aufgabe „gebiete der Glaube“. Dafür sei es neben einem schnellen Handeln auch notwendig, „möglichst viele Menschen mitzunehmen“ – auch wenn er Verständnis habe, dass es einigen dadurch nicht schnell genug gehe. Dennoch werde das Suchen nach Lösungen und neuen Wegen Veränderungen bis hinein ins Private bedeuten, sagte Steinmeier. Darüber hinaus werde der wirtschaftliche Umbau des Landes hohe Kosten mit sich bringen. All das sei jedoch zu bewältigen, wenn „einer des anderen Last mittrage“.

Lobende Worte fand der Bundespräsident für das Engagement vieler Christen im Kampf gegen die Klimakrise. „Ich weiß, viele von Euch engagieren sich schon seit Jahren, um unsere Schöpfung zu bewahren, unermüdlich und in oft mühsamer Überzeugungsarbeit, und dafür möchte ich Euch danken!“ Die Kirche werde als Gesprächsort „auch in Zukunft dringend gebraucht.“

Der Erzpriester Radu Constantin Miron warb in seinem Grußwort für mehr Ökumene. Dies heiße jedoch nicht, sich als Christen nur durch eine rosa Brille zu sehen, sondern bedeute, Einsatz für Einheit und Frieden. Für ihn sei Ökumene „lebenserhaltende Notwendigkeit für uns alle.“

Der Deutsche Evangelische Kirchentag findet noch bis Sonntag in und um Nürnberg statt. Erwartet wird allerhand Prominenz aus Politik und Gesellschaft sowie Zehntausende Besucher.

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