PRO: Herr Schmidt, haben Sie „truestory“ analysiert? Wie ist das Ergebnis?
Jürgen Schmidt: Erst vergangenen Donnerstag haben wir als Projektgruppe „truestory“ 2023 ausgewertet. Mehr als 800 Kirchengemeinden, Jugendallianzen und Teenkreise in mehr als 250 Veranstaltungsorten haben mitgemacht. Wir haben mehr als 330.000 Menschen an den Veranstaltungsorten, online und via „Bibel TV“ erreicht.
Die Rückmeldungen von den Veranstaltungsorten und Projektpartnern sind durchweg positiv. Sie haben die Veranstaltung als zeitgemäße Form der Jugendevangelisation erlebt, die am Puls der Zeit und den Fragen der Jugendlichen dran ist. Viele Jugendliche haben sich für ein Leben mit Jesus entschieden.
Wir haben Rückmeldung erhalten, dass durch „truestory“ an vielen Orten neuer Wind in die Jugend- und Gemeindearbeit gekommen ist, oder es die Initialzündung für einen neuen Jugendtreff gegeben hat. Für viele Jugendgruppen war es die erste große Veranstaltung nach Corona. Das Fazit fällt also insgesamt positiv aus.
Die Reichweite ist demnach aber zurückgegangen. Vor drei Jahren hat „JesusHouse“ fast 500.000 Menschen erreicht …
„JesusHouse“ vor drei Jahren fiel in den ersten Lockdown der Corona-Zeit. Die geplanten Veranstaltungen vor Ort mussten fast alle ausfallen. Der „JesusHouse“-Stream hingegen, der in der ersten Lockdown-Woche gesendet wurde, hatte eine enorme Reichweite.
Wenn man dann noch bedenkt, welche negativen Auswirkungen und Veränderungen die Pandemie für die Jugendarbeit nach sich gezogen hat, können die aktuellen Zahlen überhaupt nicht hoch genug bewertet werden. Wir sind sehr zufrieden. Auch, weil mehr Orte „truestory“ live vor Ort angeboten haben.
Wie viele Zuschauer haben „truestory“ über „Bibel TV“ verfolgt?
Es waren knapp 240.000 Zuschauer, die bei „Bibel TV“ geschaut haben. Rund 50.000 Zuschauer waren bei Streams an Veranstaltungsorten dabei, und mehr als 35.000 haben die Veranstaltung mit Evangelisten und Evangelistinnen vor Ort erlebt.
Diejenigen, die es sich alleine angesehen haben, waren viel weniger als vor drei Jahren. Im Vordergrund stand der Wunsch nach einem Gemeinschaftserlebnis. Der Wunsch, „truestory“ als Gruppe zu erleben, ob mit Evangelisten vor Ort oder beim gemeinsamen Stream schauen, war enorm groß, das hat die Auswertung gezeigt.
Bei Veranstaltungen am Ort gibt es Ansprechpartner, etwa für Fragen der Jugendlichen und Seelsorge. Wie funktioniert das beim Stream? Gibt es eine Art „FollowUp“?
Von den mehr als 8.600 Fragen, die während der fünf Sendungen online gestellt wurden, konnten aus Zeitgründen in den Sendungen nur einige beantwortet werden. Gemeinsam mit Kooperationspartnern entwickeln wir deshalb Formate dafür, wie Jugendliche auf die Fragen, die sie am stärksten interessieren, weiter Antworten finden können. „Alpha RealTalk“ läuft schon, weiteres wird folgen.
Das digitale Seelsorgeangebot, das während des Streams mehr als 1.200 Personen genutzt haben, wird nach wie vor stark nachgefragt und es wird auch weitergeführt. Es bleibt also niemand mit seelsorgerlichen Fragen in der Luft hängen.
Wie finanziert sich „truestory“ und wie viel hat es gekostet?
Das Format wird von Spendern finanziert, denen Evangelisation am Herzen liegt. Die Veranstaltungsorte tragen die Kosten für ihre Veranstaltung und beteiligen sich an den Kosten für das Gesamtprojekt. Wir spüren auch die Preissteigerungen. Die rund zweijährige Vorbereitung und die Durchführung haben knapp 600.000 Euro gekostet. Personalkosten in der „proChrist“-Geschäftsstelle und das vielfältige ehrenamtliche Engagement sind darin nicht eingerechnet.
Es gibt christliche Influencer, die erreichen alleine oder mit einer Handvoll Mitarbeiter 300.000 und mehr Abonnenten über Social Media. „truestory“ braucht dazu 5.000 Ehrenamtliche. Ist der Aufwand gerechtfertigt?
Ja, ist er, weil es etwas ganz anderes ist, live eine Veranstaltung vor Ort zu erleben, als sich lediglich bei Social Media etwas anzuschauen. Es bedeutet den Jugendlichen sehr viel, das wissen wir aus den Rückmeldungen von vor Ort, mehrere Abende in der Jugendgruppe dabei zu sein. Allein schon wegen des Gemeinschaftsgefühls.
Auch, dass inhaltlich viel passiert, wenn man sich einen ganzen Abend mit einem Thema intensiv auseinandersetzt. Schwerpunkt von „truestory“ ist es nicht, Influencer- und Social-Media-Geschichten zu machen, sondern evangelistische Veranstaltungen vor Ort durchzuführen. Und dafür braucht es viel mehr Beteiligte.
Die Reichweiten der Influencer sind aber enorm …
Ein Video – es ist ein Zusammenschnitt des „truestory“-Abends unter dem Titel „true love“ – hat auf Instagram mehr als 100.000 Klicks erzielt. Darin geht es um die Bedeutung des Kreuzes, von Karfreitag und Ostern. Wir wissen also um die Reichweiten von Social Media und auch der Influencer.
Unser Schwerpunkt lag bewusst darauf, Jugendarbeit vor Ort zu stärken und zu unterstützen. Bisher ist unsere Strategie, die jungen Menschen über Inhalte anzusprechen, weniger über einzelne bekannte Personen. Für ein nächstes Mal sind wir mit Influencern im Gespräch, wie wir zusammenarbeiten können, damit Jugendliche Jesus kennenlernen.
Wann findet das nächste „truestory“ statt?
Das ist noch nicht entschieden. Die Veranstaltungsorte wünschen jedenfalls ein nächstes „truestory“ in den nächsten ein bis zwei Jahren.
Vielen Dank für das Gespräch!