Klaus Maria Brandauer zählt zu den bedeutendsten Schauspielern unserer Zeit. Brandauer, der eigentlich Klaus Georg Stengg heißt, wuchs in Österreich, der Schweiz, Frankreich und Deutschland auf. Der 79-jährige Schauspieler und Regisseur liest bei einem Benefizabend zugunsten ukrainischer Flüchtlinge am 23. März in der Wiener Franziskanerkirche Texte des evangelischen Theologen, Dietrich Bonhoeffer vor, der 1945 von den Nazis ermordet wurde. Der Abend steht unter dem Motto „Ich möchte glauben lernen“. Musikalisch begleitet wird er dabei durch den Solocellisten der Wiener Philharmoniker, Franz Bartolomey.
Mit der Hilfsaktion „Franz Hilf“ finanziert der Franziskanerorden in Österreich vielfältige Projekte im sozialen und karitativen Bereich in über 80 Ländern. Bald nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine schickte der Orden mehrere Hilfslieferungen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten in das Kriegsland.
„Gelernt, mit dem lieben Gott umzugehen“
Schon öfters war Brandauer mit Lesungen aus Texten Bonhoeffers auf Tournee in Deutschland und Österreich. „Ein Text ist mir sofort in die Augen gesprungen: ‚Ich möchte glauben lernen’“, sagte der Schauspieler in einem Interview mit der Wiener Kirchenzeitung Der Sonntag. „Wenn man gut in einer katholischen Familie wie ich aufgewachsen ist, lernt man sowieso, mit dem lieben Gott umzugehen. Das bleibt nicht aus und war auch ganz großartig für mich.“ Wenn man älter werde, beschäftige man sich gerne mit Menschen, „die ihren Glauben nicht nur gelebt haben, sondern ihn auch richtig verstanden haben“, so Brandauer.
Pastor Bonhoeffer habe sich dem Unrecht und dem Verbrechen entgegenstellt, bewundert der Schauspieler. „Immer wieder.“ Er sei „unglaublich beeindruckt“ von den Briefen des gläubigen Widerstandskämpfers. „Für mich ist der Pastor ein großartiges Beispiel, dass man seinen Glauben hochhalten muss. Das bedeutet nicht, dass ich mir zutraue, dass ich auch denselben Weg gegangen wäre. Das kann man nie wissen. Aber ich bin auf jeden Fall froh, dass ich aufgrund seiner Texte gerne glauben lernen möchte, weil manchmal kann man es gar nicht. Man geht zwar in die Kirche und man weiß alles über die Liturgie und über den lieben Gott, aber irgendwie ist man doch nicht dabei – wenn man jung ist, vielleicht bis ins hohe Alter. Manchmal ist es sogar so, dass wir Jahrzehnte im Glauben sind: Ja, ich bin ein ordentlicher Katholik. Wir halten uns an die Gebote und wir haben eine Gaudi zu Weihnachten und zu Ostern. (…) Es ist schön, mir gefällt das, aber es gibt etwas darüber hinaus.“
„Ich lebe bewusst den Glauben“
Schon als er Kind war, habe seine Familie eine gute Beziehung zum Pfarrer seines Ortes gehabt, so Brandauer. „Die Mutti war im Kirchenchor. Es ist nicht ausgeblieben, ich bin auch immer gerne zum Kirchenchor mitgegangen. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich war neben der großen Orgel, wo sich der Blasebalg befand.“ Vor einigen Jahren habe er einmal zum Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn, gesagt: „Ich bin gern bei der Firma.“ Gegenüber Der Sonntag betonte der Schauspieler: „Ich persönlich sowie meine Familie leben heute bewusst den Glauben und tauschen uns auch ständig darüber aus.“
Weiter sagte Brandauer. „Ich gehe gerne in die Kirche. Herrlich ist, wenn dort gesungen wird, und noch herrlicher, wenn es ein enorm großer Dom ist. Das macht große Freude. Es ist nicht nur die Musik, die Menschen erzeugen, sondern es gibt so etwas wie ein Gefühl, dass man irgendwie von oben, von unten, von der Seite manchmal so ein Lüfterl dazu bekommt, sodass man langsam fliegen kann, bis man es dann wirklich gelernt hat.“
Klaus Maria Brandauer ist seit 1972 Ensemblemitglied und Regisseur am Wiener Burgtheater. Für seine Nebenrolle im Film „Jenseits von Afrika“ erhielt er 1986 eine Oscar-Nominierung sowie einen Golden Globe. International wurde er unter anderem bekannt durch seine Rolle als Maximilian Largo im James Bond-Film „Sag niemals nie“ (1983) als Gegenspieler von Sean Connery.
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